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Das fünfte Paar

Das fünfte Paar

Titel: Das fünfte Paar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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im Blut - und auch in ihren Apartments fanden sich keine Hinweise auf Rauschgift. Sie rauchten nicht und tranken nur wenig. Beide joggten regelmäßig und waren die reinsten Gesundheitsfanatikerinnen.«
    »Weißt du, wohin sie an dem Abend nach dem Besuch in der Bar wollten? Hatten sie vor, direkt nach Hause zu fahren oder noch woanders Station zu machen?«
    »Davon hat niemand was mitgekriegt.«
    »Verließen sie die Bar allein?«
    »Keiner, mit dem ich sprach, hat einen Dritten mit ihnen zusammen gesehen.«
    »Vielleicht haben sie den Kerl draußen auf dem Parkplatz getroffen«, sagte ich. »Vielleicht hat er sogar in ihrem Wagen auf sie gewartet.«
    »Ich kann mir nicht denken, daß sie ihn unverschlossen gelassen hätten - aber möglich wäre es schon.«
    »Waren die beiden Stammgäste in der Bar?«
    »Nein - sie gingen nur gelegentlich hin.«
    »Und was war das für ein Lokal?«
    »Bevor ich hinkam, hatte ich gehört, daß es ein beliebter Soldatentreffpunkt sei - also dachte ich, es erwarte mich ein entsprechender Bumsschuppen«, berichtete sie. »Was ich vorfand, erinnerte mich an ein englisches Pub. Richtig zivilisiert. Die Gäste unterhielten sich leise, ein paar warfen Darts. Da hätte ich mich mit einer Freundin auch wohl gefühlt. Die Polizei nahm an, daß der Mörder ein Durchreisender gewesen sei - oder ein Army Angehöriger, der vorübergehend in der Gegend stationiert war. Auf jeden Fall gibt es keinen Anhaltspunkt dafür, daß die beiden ihn kannten.«
    Aber es muß jemand gewesen sein, dem sie vertrauten, dachte ich. Zumindest zu Anfang. Hilda Ozimek hatte anfängliche »Freundlichkeit« gespürt. Ich fragte mich, was sie fühlen würde, wenn ich ihr Fotos von Jill und Elizabeth zeigte.
    »Hatte Jill irgendwelche gesundheitlichen Probleme?« fragte ich.
    Sie sah mich verdutzt an. »Nicht, daß ich wüßte.«
    »Woher stammte sie?«
    »Irgendwoher aus Kentucky.«
    »Fuhr sie oft nach Hause?«
    »Soviel ich mitbekommen habe, nur in den Ferien.«
    Dann war es unwahrscheinlich, daß sie sich das Librax dort hatte verschreiben lassen. »Du sagtest, sie habe gerade erst bei einer Rechtsanwaltskanzlei angefangen. Mußte sie da oft unterwegs sein?«
    Abby wartete, bis die Kellnerin, die unsere Salate brachte, wieder gegangen war, und sagte dann: »Glaub' ich nicht. Sie hatte einen Freund, den sie von der Uni kannte - den Namen habe ich vergessen -, und der erzählte mir, sie sei während ihres dritten Studienjahres fast jede Woche nach Richmond gefahren - angeblich, weil sie Richmond sehr mochte und lieber dort eine Stellung wollte. Der junge traute der Geschichte aber nicht: Er nahm an, sie habe ein Verhältnis. Er sagte, sie habe sich oft seine Notizen ausgeliehen, weil sie wegen ihrer Ausflüge Vorlesungen versäumte. Und sein Verdacht verstärkte sich noch, als sie unmittelbar nach dem Studienabschluß bei einer Kanzlei hier in Williamsburg anfing. Er meinte, daß ihre Ermordung vielleicht mit ihren geheimnisvollen Reisen nach Williamsburg zusammenhänge - daß sie beispielsweise eine Beziehung mit einem verheirateten Mann gehabt und ihm gedroht hätte, seiner Frau alles zu erzählen. Vielleicht mit einem Prominenten, einem erfolgreichen Anwalt oder Richter, der sich keinen Skandal leisten konnte und Jill deshalb für immer zum Schweigen brachte. Oder jemanden damit beauftragte. Elizabeth habe möglicherweise nur dran glauben müssen, weil sie mit ihr zusammen war.«
    »Und wie siehst du das?«
    »Die Spur führte ins Nichts - so wie neunzig Prozent der Tips, denen ich nachging.«
    »Hatte Jill etwas mit dem Studenten?«
    »Ich glaube, er hätte sich das gewünscht. Aber sie hatten nichts miteinander. Ich hatte den Eindruck, daß eben das seinen Verdacht auslöste. Er machte mir einen ziemlich selbstsicheren Eindruck. Wahrscheinlich hielt er es für die einzig mögliche Erklärung, daß Jill seinem Charme nur deshalb nicht erlag, weil sie bereits einen Liebhaber hatte.«
    »Stand er je unter Verdacht?«
    »Zu keinem Zeitpunkt. Er war nicht in der Stadt, als die beiden ermordet wurden - das wurde zweifelsfrei bestätigt.«
    »Hast du mit einem der anderen Anwälte gesprochen, die in der Kanzlei arbeiteten?«
    »Da kam ich nicht sehr weit«, gestand sie. »Du weißt ja, wie diese Typen sind. Außerdem war sie erst ein paar Monate in der Kanzlei, als sie ermordet wurde. Ich glaube nicht, daß sie viel Kontakt zu ihr hatten.«
    »Klingt nicht so, als sei sie ausgesprochen extravertiert gewesen.« »Sie

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