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Das fünfte Verfahren

Das fünfte Verfahren

Titel: Das fünfte Verfahren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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Dédé schließlich,
„du warst also in seiner Bude. Was hast du gefunden?“
    „Nichts. Hab überall rumgestöbert,
aber Fehlanzeige! Viel war sowieso nicht da. Bücher und Magazine, alles wild
durcheinander. Billige Bücher, Abenteuerromane und so was... Auch Zeichnungen
mit seiner Unterschrift. Wie die, die du in seinem Notizbuch gesehen hast. War
wohl Künstler, der Junge... Aber nichts, was auf eine Verbindung zu Bernard
schließen läßt.“
    „Buchhalter war er?“
    „Nach seinen Papieren, ja. Zur Zeit
arbeitslos. Außerdem bezog er noch ‘ne kleine Rente vom Militär. Ich hab die
Versicherungskarte bei ihm gefunden. Scheiße! Möchte wissen, woher er Bernard
kannte!“
    „Hast du auch alles durchwühlt?“
    „Hier, die Schlüssel! Kannst ja selbst
nachsehen, ob mir was entgangen ist. Hab jeden Zentimeter untersucht und jedes
Buch einzeln geschüttelt.“
    „Schon gut, reg dich nicht auf.“
    Gemeinsam stimmten sie wieder das
Jammerkonzert an, dann äußerte sich Dédé besorgt darüber, daß eventuell jemand
beobachtet hatte, wie Paulot in die Wohnung gegangen war. Der andere erwiderte,
im Treppenhaus sei keine Menschenseele gewesen. Die Concierge habe
wahrscheinlich irgendwo Schlange gestanden. Daraus schloß ich, daß der
neugierige Paulot nach mir bei Maillard gewesen sein mußte. Nach kurzem
Schweigen fragte er:
    „Und was machen wir jetzt?“
    „Warten“, entschied Dédé. „Wenn Jackie
doch endlich käme! Sie sieht bestimmt klarer als wir. Auf jeden Fall mußt du
hierbleiben und ganz genau aufpassen! Die Geschichte mit dem verschwundenen
Zettel gefällt mir nicht. Da müssen noch ‘n paar Leute mit drinhängen, die wir
nicht kennen. Bist du sicher, daß der Idiot hier einen Zettel in den
Briefkasten geworfen hat?“
    „Ich komm mir schon vor wie ‘n
Grammophon“, brummte Paulot ärgerlich, „aber wenn du unbedingt willst, kann ich
dieselbe Platte noch mal auflegen. Als die Alte dem Maillard gesagt hat, sie
hätte Bernard schon seit ‘n paar Tagen nicht gesehn, hat er was in sein
Notizbuch geschrieben. Dann ist er zum Briefkasten gegangen und hat was
reingeworfen. Ist doch wohl logisch, daß es der Zettel aus seinem Notizbuch
war, oder? Als ich ihn dann später als Paket hier abgelegt hab, bin ich rüber,
um nachzusehen. Aber von einem Zettel keine Spur! Weder im Briefkasten noch vor
oder hinter dem Zaun.“
    „Warst du lange weg?“
    „Ziemlich. Ich bin Maillard
hinterhergefahren, hab ihm eins verpaßt und mich dann mit ihm zusammen in einen
Graben gelegt. Bei dem Regen! Aber ich mußte warten, bis die Militärkolonne
vorbei war. Hätte noch gefehlt, daß man mich mit zwei Fahrrädern und einem
Ohnmächtigen erwischt hätte! Ich bin hinten übers freie Feld zurückgegangen.
Wirklich kein gemütlicher Spaziergang, mit dem Kerl über der Schulter! Und dann
mußte ich noch mal zurück, um die beiden Fahrräder zu holen. Hat alles ziemlich
lange gedauert.“
    „Ist dir nichts aufgefallen?“
    „Nein, nichts. Der Zettel muß aus dem
Kasten genommen worden sein, während ich im Schlamm lag.“
    Dédé tobte sich mit Flüchen aus. Es
folgte ein dumpfes Geräusch. Maillard selig, der doch wirklich nichts dafür
konnte, hatte soeben einen Fußtritt von Dédé kassiert, sozusagen post
mortem.
    „Wirklich nicht lustig, daß irgendein
Unbekannter seine Finger im Spiel hat. Wenn wir wenigstens wüßten, was auf dem
Zettel stand... Hör mal, Paulot, mir kommt ‘ne Idee. Er hat was in sein
Notizbuch geschrieben, hast du gesagt? Hatte er keinen Bleistift dabei? Oder
hast du den auch geklaut, wie das Geld, hm?“
    „Nein, er hatte keinen Bleistift bei
sich.“
    „Der ist sicher bei eurem Sturz in den
Graben gerollt. Aber wenn er was in sein Notizbuch geschrieben hat, dann muß
doch... Sehn wir uns das Ding mal genau an!“
    Ich hörte, wie geblättert wurde. Hin
und wieder kamen Ausrufe wie:
    „Hier!“
    „Nein, das ist es nicht.“
    „Warte mal!“
    Und dann triumphierend:
    „Das ist es!“
    Dédé war mit sich zufrieden.
    „Das nennt man Glück im Unglück,
Paulot“, sagte er. „Gut, daß der Kerl Künstler war! Auf der letzten Seite hat
er was gekritzelt, und der Bleistift hat sich durchgedrückt. Siehst du? Kannst
du das lesen?... Nicht sehr deutlich...“
    „Nein, wirklich nicht“, murmelte
Paulot, wohl nach genauerem Hinsehen. „...Ihr Trottel... War bei... Luchs...
Das ergibt keinen Sinn.“
    „Bestimmt ein Code“, sagte Dédé als —
allerdings ziemlich ratloser — Mann

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