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Das fünfte Verfahren

Das fünfte Verfahren

Titel: Das fünfte Verfahren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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Informationen überjackie Lamour. Ein komischer Zugvogel, diese
Tänzerin! Vor drei Jahren war sie in Brüssel die Geliebte eines Erfinders. Das
wissen wir von einem Belgier, der ganz platt war - nach seinen eigenen Worten!
— , die Frau in Cabaret der Amsel wiederzusehen. Der Erfinder... erfand.
Irgend etwas, so wie er’s gelernt hatte. Was er genau erfand, weiß ich nicht.
Sicher ist nur, daß sein Schatz mit seiner Erfindung abgehauen ist.“
    „Oh!“ rief ich erfreut. „Die Süße wird
immer interessanter, finden Sie nicht?“
    „Sie sagen es! Interessant ist sie,
diese Jacqueline Barre. Und es wird noch interessanter: Der Belgier behauptet,
sie habe das nicht zum ersten Mal gemacht. Schon früher war sie in einen
ähnlichen Fall verwickelt. Ich frage mich, ob es nicht ihre Spezialität ist,
Industrie- oder andere Geheimnisse zu klauen. Die Erdölgeschichte bestärkt mich
in meiner Meinung.“
    „Ganz heiß, Florimond!“ dachte ich.
    Der Kommissar wußte gar nicht, wie
nahe seine Ermittlungen der Inquisition waren!
    „Und Paul Clément“, fuhr er fort, „ist
auch kein unbeschriebenes Blatt. Natürlich haben wir ihn weder in Saint-Barnabé
noch sonstwo angetroffen. Hat sich wohl wieder von der K.-o.-Niederlage durch
Sie erholt und ist untergetaucht. Wir haben seine Wohnung durchsucht...“
    „...und was gefunden?“
    „Nichts. Der Kerl hat wahrscheinlich
geahnt, daß bald ein paar Leute kommen würden, um zu sehen, wie er so wohnt.
Hat nicht übermäßig viel für uns zurückgelassen, aber unsere Karteien sind
nicht nur von Pappe. Wie es der Zufall will, ist Paul Clément... Apropos...“
    Er wandte sich an Inspektor Bonvalet:
    „Wo sind die Zusatzinformationen?“
    „Moment“, erwiderte der Einheimische
und hängte sich ans Haustelefon.
    Nach einem kurzen Gespräch legte er
wieder auf. „Kommen sofort“, kündigte er an.
    „Wissen Sie das nicht auswendig?“
fragte ich.
    „Doch, aber Bonvalet kann es Ihnen
besser erklären.“ Der Inspektor ergriff das Wort:
    „Paul Clément wohnt lange genug in
Marseille, um die Aufmerksamkeit der hiesigen Polizei erregt zu haben. Vor
einiger Zeit schon war er in einen sehr nebulösen Fall verwickelt. Nebulös
vielleicht damals. Aber jetzt, da wir mehr wissen, bekommt alles einen Sinn. Er
war in einer Chemiefabrik beschäftigt. Als ein paar Dokumente über
Produktionsgeheimnisse verschwanden, stand er auf der Liste der Verdächtigen,
konnte allerdings nicht überführt werden. Die Sache verlief im Sande. Doch Sie
wissen ja: Kein Feuer ohne Rauch!“
    „Sieh an, sieh an! Der Junge scheint
in derselben Branche tätig zu sein wie Jackie. Nur logisch, daß sie in Kontakt
stehen, nicht wahr?“
    „Sehr logisch, ja“, stimmte mir
Florimond zu.
    „Also haben Sie Ihre Zeit seit gestern
nicht vertrödelt“, stellte ich fest. „Kein Wunder, daß ich meine liebe Not
hatte, Sie zu erreichen... Haben Sie was über Maillard rausgekriegt? Wollte der
auch Geheimnisse knacken?“
    „Ja, aber mehr auf den Spuren von
Agatha Christie. Sie hatten recht, Burma. Er ist ein Fan von Hercule Poirot,
Arsène Lupin, Maigret, Gilles usw. Von all diesen verdammten Super-Polizisten
aus den Büchern! Wir waren in seinem Stammcafe. Er ist jetzt nicht mehr
arbeitslos und taucht daher dort seltener auf, wie uns die Kellner erzählt
haben. Manchmal traf er einen anderen Gast, mit dem er über Schachprobleme und
Kreuzworträtsel diskutierte. Wie gesagt, Agatha Christie & Co. Der
Gesprächspartner war Robert Bernard. Die Kellner haben ihn auf dem Foto
erkannt, das wir bei uns hatten.“
    „Dreifach-B war ebenfalls begeisterter
Leser von Abenteuerromanen?“
    „Der? Er war das personifizierte
Abenteuer! Man weiß weder, woher er kam, noch, wohin er ging. Seine
Einnahmequellen sind ein ebenso großes Geheimnis. Im Elend scheint er jedoch
nicht gelebt zu haben.“
    „Weit davon entfernt! Er hat sich
meine Dienste dreißigtausend Francs kosten lassen. Und ein Auto fuhr er auch.“
    „Das haben wir in einer Werkstatt in
Saint-Barnabé aufgestöbert. Der Inhaber konnte uns keine Auskunft geben. Er
wußte nichts über den Kunden. Auch eine Durchsuchung von Bernards Haus hat
nichts ergeben. Und die Autopsie, die heute vorgenommen wird...“
    Der Kommissar schnitt sich mit einer
wegwerfenden Handbewegung selbst das Wort ab.
    „Sie wird meine Vermutungen
bestätigen“, sagte ich lächelnd.
    „Ich hoffe, wir bekommen dadurch noch
ein paar Anhaltspunkte. Einen hab ich schon, aber er ist

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