Das fünfte Verfahren
ziemlich schwach auf
der Brust.“
„Betrifft er Dreifach-B?“
„Er betrifft ganz allgemein das
Durcheinander. Eigentlich kein richtiger Anhaltspunkt, eher eine Idee. Aber
auch selbst wenn sie gut ist“, fügte er seufzend hinzu, „weiß ich nicht, wozu
sie dienen sollte. Haben Sie schon mal was von Charles Lantenant gehört?“
„Ganz entfernt.“
„Das war auch so’n komischer Vogel.
Gestorben 1937. Hat Waffen nach Spanien verschoben — vorher natürlich! — und
dabei gleichermaßen Franquisten sowie Republikaner versorgt... und bestimmt
beide Seiten gleichermaßen übers Ohr gehauen.“
„Mit anderen Worten: Politik hat ihn
nicht interessiert.“
„Überhaupt nicht. Ist ihm aber nicht
gut bekommen. Wahrscheinlich wurde er wegen seiner... äh... Neutralität
umgebracht. Aber davon wollte ich gar nicht reden. Was er vor der
Waffenschieberei getrieben hat, wird Sie viel mehr interessieren. Er hat
nämlich eine Bande gegründet, die auf den Diebstahl von Geheimnissen
verschiedenster Art spezialisiert war. Die hat er dann an den Meistbietenden
verhimmelt. Möglicherweise hat Jackie Lamour diese ehrenwerte Gesellschaft
wieder ins Leben gerufen.“
„Kann schon sein. Und was lehrt uns
das?“
„Nichts, verdammt nochmal! Das ist es
ja...“
„Welche Aktion ist denn als nächstes
geplant?“
„Aktion? Geplant?“ Florimond Faroux
lachte bitter, so als hätte ich einen Witz gemacht. „Wir werden uns im Kreis
drehen, bis uns schwindlig wird und wir Umfallen. Oder bis ich wieder nach
Paris zurückgerufen werde. Schließlich habe ich nicht unbegrenzt Zeit. Vergessen
Sie nicht, daß ich sozusagen freigestellt bin. Eines schönen Tages könnten sich
die Deutschen über meine ständige Abwesenheit wundern. Ausgerechnet der
Kommissar, der in dem Mordfall Sdenko Matitch die Ermittlungen geleitet hat...“
Da waren sie wieder, die Deutschen!
Ich nutzte die Gelegenheit, um einen Versuchsballon zu starten.
„Übrigens, was treibt mein Freund
Rotkartoffel denn so?“ fragte ich mit gespielter Beiläufigkeit.
„Rotkartoffel?... Ach ja, Sie meinen
Schibach oder Schirach... Ich weiß nicht, was er treibt. Aber Däumchen drehen
wird er bestimmt nicht! Wenn wir nur wüßten, wo er im Moment steckt...“
Ich hätte dem Kommissar gerne auf die
Sprünge geholfen, doch das war leider nicht möglich. Ich war der Gefangene
meiner eigenen Pläne, dazu verurteilt, auf eigene Faust weiterzumachen.
„Im Moment also...“, nahm ich den
Faden wieder auf.
„...gibt es keine weitere Spur.
Gefällt mir gar nicht! Die Tänzerin bleibt verschwunden, und wer weiß, ob wir
sie jemals wiedersehn.“
„In ihrer Villa wurde einer unserer
Leute postiert“, warf Bonvalet ein.
„Er wird sich die Beine in den Bauch
stehen, fürchte ich“, brummte Faroux. „Aber so leicht geb ich nicht auf. Über
Paul Clément zum Beispiel wissen wir ‘ne ganze Menge. Wenn wir ihn schnappen
könnten, wär das doch schon was. Er hat die Ermordung von Maillard auf seinem
Konto. Sollte mich wundern, wenn wir ihn nicht zum Singen brächten!“
„Singen wird er“, stimmte ich zu,
„aber was nützt Ihnen das? Er machte nicht den Eindruck, ein dicker Fisch zu
sein.“
„Durch ihn könnten wir den anderen
erwischen, seinen Komplizen, den Sie mit ihm zusammen in Saint-Barnabé gesehen
haben. Der stand doch wohl eine Stufe höher, oder? Immerhin ein schöner Ersatz
für die Tänzerin.“
Schön? Na ja... Aber davon abgesehen,
teilte ich Faroux’ Meinung. Es wurde an die Tür geklopft.
„Herein!“ brüllte Bonvalet, der
Hausherr.
Ein gebeugter Beamter trat ein,
unverkennbar ein Polizeibürokrat. Seine Stärke war offensichtlich mehr das
Hantieren mit Füllfederhalter und Schreibmaschine als der Umgang mit
Handschellen.
„Hier sind die Informationen über Paul
Clément“, sagte er, beinahe flüsternd, und legte ein paar maschinengeschriebene
Seiten auf den Schreibtisch.
Damit hätte er sich jetzt eigentlich
wieder zurückziehen können, aber er war von Natur aus geschwätzig.
„Ihnen wird auffallen, Kommissar“,
fuhr er fort, „daß in den Fall, bei dem es um Chemieproduktionen ging, auch ein
gewisser André Clément verwickelt war. Ein Halbbruder von Paul Clément. Er ist
uns wohlbekannt. Schwarzhandel. Allerdings konnte er bisher nie gefaßt werden.
Ein ganz Gerissener! Verkehrt im Cabaret der Amsel und in anderen
zwielichtigen Lokalen. Liste dabei. Von Interesse dürfte sein, daß André
Clément zu den Freunden von Mademoiselle
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