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Das fünfte Zeichen

Titel: Das fünfte Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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Hacken? Wofür du bei der DnB rausgeflogen bist und sechs Monate auf Bewährung bekommen hast? «
    » Ja, aber das konnte ich wenigstens. Das hier dagegen … der Chef hat sich übrigens überlegt, noch weniger zu fahren, dabei sitze ich so schon zwölf Stunden am Steuer, und es sind einfach keine neuen Fahrer aufzutreiben. Hättest du nicht Lust, ’ nen Taxischein zu machen, Harry? «
    » Danke, ich denk mal drüber nach. «
    » Was willst du? «
    » Ich brauch was, damit ich schlafen kann. «
    » Geh zum Arzt. «
    » Da war ich schon. Der hat mir Schlaftabletten gegeben. Die helfen aber nicht. Ich hab um etwas Stärkeres gebeten. Hat er abgelehnt. «
    » Man sollte eben nicht nach Schnaps riechen, wenn man von seinem Hausarzt Rohypnol will, Harry. «
    » Er meinte, ich sei zu jung, um Schlafmittel zu nehmen. Hast du was? «
    » Rohypnol? Bist du verrückt. Das ist illegal. Aber ich habe Flunipam, ungefähr das Gleiche. Eine halbe Tablette, und du bist platt wie ’ ne Flunder. «
    » Okay. Ich bin gerade blank, aber du bekommst das Geld, sobald ich meinen Lohn hab. Nimmt mir das Zeug auch die Träume? «
    » Häh? «
    » Höre ich dann auf zu träumen? «
    Es wurde still am anderen Ende der Leitung. » Weißt du was, Harry? Ich glaube, wenn ich es mir recht überlege, habe ich doch kein Flunipam mehr. Außerdem ist das Zeug gefährlich. Und du hörst davon nicht auf zu träumen, eher im Gegenteil. «
    » Du machst Witze. «
    » Vielleicht, aber was du brauchst, ist kein Flunipam. Versuch lieber, es ein bisschen ruhiger anzugehen, Harry. Mach mal ’ ne Pause. «
    » Pause machen? Ich kann keine Pause machen, das verstehst du doch wohl. «
    Harry hörte, wie die Tür des Taxis geöffnet wurde und Øystein den Fahrgast zum Teufel schickte.
    Gleich darauf war seine Stimme wieder da: » Geht es um Rakel? «
    Harry antwortete nicht.
    » Habt ihr euch getrennt? «
    Harry hörte etwas knistern. Vermutlich der Polizeifunk.
    » He, Harry! Kannst du nicht antworten, wenn dein Jugen d freund dich fragt, ob in deinem Leben die Wände wenigstens ansatzweise stehen? «
    » Das tun sie nicht «, sagte Harry leise.
    » Warum denn das? «
    Harry hielt die Luft an. » Weil ich sie genau genommen dazu gezwungen hab, sie einzureißen. Etwas, woran ich lange gearbeitet habe, ist verflucht in die Hose gegangen, und ich komm damit nicht zurecht. Hab mich abgefüllt und bin drei Tage nicht ans Telefon gegangen. Am dritten Tag hat sie bei mir geklingelt. Zuerst war sie wütend. Sagte, dass ich mich nicht einfach so aus dem Staub machen könne. Und dass Møller nach mir gefragt habe. Dann strich sie mir über das Gesicht und fragte, ob ich Hilfe bräuchte. «
    » Und du hast sie vermutlich rausgeschmissen oder so? «
    » Ich hab gesagt, es ginge mir gut. Da war sie nur noch tra u rig. «
    » Natürlich. Das Mädchen liebt dich. «
    » Hat sie mir gesagt. Aber sie hat auch gesagt, dass sie das nicht noch einmal durchstehen würde. «
    » Was? «
    » Olegs Vater ist Alkoholiker. Das hätte sie beinahe alle drei umgebracht. «
    » Und was hast du geantwortet? «
    » Ich habe gesagt, dass sie Recht hat. Und dass sie Leuten wie mir besser aus dem Weg gehen sollte. Da hat sie angefangen zu weinen und ist gegangen. «
    » Und jetzt hast du Albträume? «
    »Ja.«
    Øystein seufzte tief. » Weißt du was, Harry? Dagegen hilft nur eins. «
    » Ich weiß «, sagte Harry. » Eine Kugel. «
    » Ich wollte eigentlich sagen: du selbst. «
    » Das weiß ich auch. Vergiss, dass ich dich angerufen habe, Øystein. «
    » Schon vergessen. «
    Harry ging zum Kühlschrank und holte sich die Flasche alk o holfreies Bier. Er setzte sich in seinen Ohrensessel und betrach tete angewidert das Etikett. Der Deckel löste sich mit einem leichten Seufzen. Er legte das Stemmeisen auf den Wohnzi m mertisch. Der Griff war grün und mit einer dünnen Schicht Putz bedeckt.
     
    F reitagmorgen um sechs Uhr früh stand die Sonne bereits schräg über dem Ekebergåsen und ließ das Präsidium wie einen Kristall glitzern. Der Securitas-Wachmann an der Rezeption gähnte herzhaft und sah von der Aftenposten auf, als der erste Frühau f steher seine ID-Karte in das Lesegerät schob.
    » Da steht, dass es noch wärmer werden soll «, dozierte der Wachmann, der sich freute, endlich mit jemandem ein Wort wechseln zu können.
    Der große, blonde Mann starrte ihn kurz aus blutunterlaufenen Augen an, gab aber keine Antwort.
    Dem Wachmann fiel auf, dass der Mann die Treppen nahm, obwohl

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