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Das fünfte Zeichen

Titel: Das fünfte Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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mit Muslimen aus, wie Sie vielleicht auch, Herr Hauptkommissar. Für die ist eine Frau im Bikini eine Frau, die geradezu darum bittet, genommen zu werden. Das ist fast eine Pflicht. «
    » Ach ja? «
    » Deren Religion ist halt so. «
    » Ich befürchte, jetzt verwechseln Sie den Islam mit dem Christentum. «
    » Ivan und ich sind dann hier fertig «, sagte der Hundeführer, der in diesem Moment die Treppe herunterkam.
    » Wir haben im Müll ein paar Koteletts gefunden, das war alles. Waren hier eigentlich kürzlich andere Hunde? «
    Harry sah zu Barli, der wortlos den Kopf schüttelte. Sein Gesichtsausdruck verriet, dass ihm die Stimme versagt hätte.
    » Ivan hat im Flur so reagiert, als seien dort Hunde gewesen, aber dann war das wohl wegen etwas anderem. Wir sind bereit für eine Tour durch die Dachkammer. Kann uns jemand den Weg zeigen? «
    » Natürlich «, murmelte Willy Barli und rappelte sich auf.
    Sie verschwanden durch die Tür, und der Beamte von der Wache fragte Beate, ob er gehen könne.
    » Das sollten Sie den Chef fragen «, sagte sie.
    » Der ist eingeschlafen. « Er deutete grinsend auf Harry, der den römischen Liegestuhl testete.
    » Herr Kommissar «, sagte Harry leise, ohne die Augen zu öffnen. » Kommen Sie bitte etwas näher. « Der Beamte stellte sich breitbeinig vor Harry und schob die Daumen hinter seinen Gürtel.
    » Jawohl, Herr Hauptkommissar. «
    Harry öffnete ein Auge: » Wenn Sie sich noch einmal von Tom Waaler überreden lassen, eine Beschwerde über mich einzure i chen, werde ich dafür sorgen, dass Sie den Rest Ihrer Polizeikar riere auf der Wache verbringen. Verstanden, Herr Kommissar? «
    Die Gesichtsmuskeln des Beamten zuckten. Als er den Mund öffnete, war Harry auf alles gefasst.
    Doch der Polizist sagte leise und beherrscht: » Erstens: Ich kenne keinen Tom Waaler. Zweitens erachte ich es als meine Pflicht, Bericht zu erstatten, wenn Polizisten sich und ihre Kollegen in Gefahr bringen, indem sie angetrunken zum Dienst erscheinen. Und drittens: Ich habe gar nicht den Wunsch, die Wache zu verlassen. Kann ich jetzt gehen, Herr Hauptkommi s sar ? «
    Harry starrte den Beamten durchdringend an. Dann schloss er sein Auge, schluckte und sagte: » Bitte. «
    Er hörte die Haustür ins Schloss fallen und stöhnte. Er brauc h te einen Drink, und das schnell.
    » Kommst du? «, fragte Beate.
    » Geh du nur «, sagte Harry. » Ich bleibe hier und helfe Ivan ein bisschen, auf der Straße herumzuschnuppern, sobald er mit der Dachkammer fertig ist. «
    » Sicher? «
    » Vollkommen sicher. «
    Harry stapfte die Treppe hoch und trat auf die Terrasse hinaus. Betrachtete die Schwalben und lauschte den Lauten, die aus den geöffneten Fenstern schallten. Nahm die Rotweinflasche vom Tisch. Es war noch ein kleiner Res t d arin. Er leerte sie, winkte Ruth und dem Trikot zu, die wohl doch noch nicht genug gehabt hatten, und ging wieder hinein.
    Da war es wieder, beim Öffnen der Schlafzimmertür. Dieses Gefühl, dass er oft wahrgenommen, dessen Ursache er aber nie geklärt hatte: diese Stille, die man in den Schlafzimmern fremder Menschen verspürt.
    Auch hier gab es Zeichen einer Renovierung.
    Vor dem Kleiderschrank stand eine lose Spiegeltür und neben dem gemachten Doppelbett ein offener Werkzeugkasten. Über dem Bett hing ein Bild von Willy und Lisbeth. Harry hatte die Bilder, die Willy dem Wachtmeister gegeben hatte, nicht näher betrachtet, doch jetzt wurde ihm klar, dass Ruth Recht hatte: Lisbeth war wirklich eine Powerfrau. Blond, mit blauen, funkelnden Augen und einem schlanken, fast grazilen Körper. Sie musste mindestens zehn Jahre jünger sein als Willy. Auf dem Bild sahen sie braun gebrannt und glücklich aus. Vielleicht auf Urlaub im Ausland. Hinter ihnen war ein altes, herrschaftl i ches Gebäude zu erkennen und eine Reiterstatue. Vermutlich irgendwo in Frankreich. Der Normandie.
    Harry setzte sich auf die Bettkante und war überrascht, als diese nachgab. Ein Wasserbett. Er streckte sich auf dem Bett aus und spürte, wie sich die Unterlage seinem Körper anpasste. Das kühle Bettzeug schmiegte sich angenehm an die nackte Haut der Arme. Das Wasser in der Gummimatratze gluckste bei jeder Bewegung. Er schloss die Augen.
    Rakel. Sie waren auf einem Fluss. Nein, einem Kanal. Sie glitten in einem Hausboot dahin und das Wasser liebkoste den Bootsrumpf. Sie beide waren unter Deck, und Rakel lag still neben ihm im Bett. Sie lachte leise, als er ihr etwas zuflüsterte. Jetzt tat sie so, als

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