Das Fulcanelli-Komplott (German Edition)
Bürgerin der Vereinigten Staaten von Amerika. Haben Sie einen Ausweis?»
«Jetzt? Meinetwegen.» Sie angelte in ihrer Tasche nach dem Reisepass mit der Arbeitserlaubnis. Simon überflog beides und gab ihr die Dokumente zurück.
«Sie haben einen Doktortitel. Sind Sie Ärztin?»
«Biologin.»
«Ich verstehe. Zeigen Sie uns bitte den Tatort.»
Sie stiegen die Treppe zu Robertas Wohnung hinauf. Funkgeräte knackten und rauschten. Simon führte die Gruppe hoch. Er bewegte sich schnell, mit entschlossener Miene. Sie trottete neben ihm her, gefolgt von einem halben Dutzend Uniformierter, einem Trupp Sanitäter und einem Polizeiarzt mit seinem Koffer.
Auf dem Weg nach oben erzählte sie Simon von dem Kampf, wobei sie ihm immer wieder in die grünen Augen starrte. «… und dann ist er gefallen, direkt in sein eigenes Messer», schloss sie gestikulierend. «Er war ein schwerer, großer Kerl. Er muss mit ziemlicher Wucht auf den Boden geprallt sein.»
«Wir nehmen gleich eine vollständige Aussage von Ihnen auf. Wer ist jetzt oben in der Wohnung?»
«Niemand. Nur er.»
«Er?»
«Ja. Der Tote», antwortete sie mit einem Unterton von Ungeduld. «Die Leiche.»
«Sie haben die Leiche unbeaufsichtigt liegen gelassen?», fragte er mit erhobenen Augenbrauen. «Wo waren Sie in der Zwischenzeit?»
«Ich habe einen Freund besucht», erwiderte sie und wand sich, als ihr bewusst wurde, wie ihre Worte in den Ohren des Inspecteurs klingen mussten.
«Tatsächlich … Also schön, darüber reden wir später», sagte Simon ungeduldig. «Zeigen Sie uns bitte zuerst die Leiche.»
Sie kamen vor ihrer Wohnungstür an, und Roberta schloss auf. «Haben Sie etwas dagegen, wenn ich draußen warte?», bat sie.
«Wo liegt der Tote?»
«Gleich hinter der Tür in der Diele.»
Die Beamten traten ein. Ein Polizist blieb draußen bei ihr auf dem Treppenabsatz. Sie ließ sich gegen die Wand sinken und schloss die Augen.
Nach ein paar Sekunden kam Simon wieder aus der Wohnung. Er starrte sie misstrauisch an.
«Sind Sie sicher, dass das Ihre Wohnung ist?», fragte er Roberta.
«Ja, natürlich. Warum?»
«Nehmen Sie Medikamente? Leiden Sie unter Gedächtnisschwund? Epilepsie? Irgendeiner anderen mentalen Erkrankung? Nehmen Sie Drogen? Alkohol?»
«Was reden Sie da? Selbstverständlich nicht!»
«Dann erklären Sie mir das hier», sagte Simon. Er packte sie beim Arm und zog sie mit sich durch die Tür. Dann sah er sie erwartungsvoll an. Roberta riss die Augen auf. Der Ermittler zeigte auf den Boden ihrer Diele.
Der Tote war nicht mehr da. Spurlos verschwunden. Keine Leiche, kein Blut.
«Haben Sie eine Erklärung?»
«Vielleicht ist er weggekrochen», murmelte sie und dachte sofort: Was denn – und hat hinter sich die Blutspur aufgewischt? Sie rieb sich die Augen. In ihrem Kopf drehte sich alles.
Simon starrte sie unverwandt an. «Die Zeit der Polizei zu verschwenden ist ein ernstes Vergehen. Ich könnte Sie an Ort und Stelle festnehmen, ist Ihnen das klar?»
«Aber ich sage Ihnen, da war eine Leiche! Ich habe mir nichts eingebildet! Sie hat hier gelegen. Gleich hier!»
«Hmmm.» Simon drehte sich zu einem seiner Leute um. «Holen Sie mir einen Kaffee!», befahl er, bevor er Roberta mit einem sarkastischen Blick bedachte. «Und wohin ist sie verschwunden? Ins Bad vielleicht? Auf die Toilette? Vielleicht sitzt sie auf der Toilette und liest in der Le Monde ?»
«Ich wünschte, ich wüsste es», erwiderte sie hilflos. «Aber sie lag dort … Ich habe mir das nicht eingebildet!»
«Durchsuchen Sie die Wohnung!», befahl Simon den restlichen Beamten. «Reden Sie mit den Nachbarn, finden Sie heraus, ob sie etwas gehört haben.» Die Männer machten sich an die Arbeit. Sie durchsuchten die Wohnung, während der eine oder andere ärgerliche Blicke zu Roberta warf. Simon drehte sich zu ihr um. «Sie sagen, er war groß und stark. Und er hat Sie mit einem Messer angegriffen?»
«Das ist richtig.»
«Aber Sie sind unverletzt.»
«Auch das ist richtig», entgegnete sie gereizt.
«Und Sie erwarten von mir, dass ich Ihnen glaube? Dass eine Frau von Ihrer Größe … Wie groß sind Sie? Einen Meter fünfundsechzig? Dass also eine Frau von Ihrer Statur einen großen, starken und mit einem Messer bewaffneten Angreifer mit bloßen Händen töten kann, ohne eine einzige Blessur?»
«Warten Sie – ich habe nie gesagt, dass ich ihn getötet habe. Er ist in sein eigenes Messer gefallen.»
«Was hatte er in Ihrer Wohnung zu suchen?»
«Was
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