Das ganze gleich nochmal
Einzelheiten verraten dürfe. Sie versicherte den beiden allerdings, dass den Kindern keine Gefahr drohe.
Nachdem sie sich verabschiedet hatte, nach oben gegangen war und nach Cami gesehen hatte, stand sie am Fenster ihres Zimmers und blickte im Sternenschein auf den Platz vor dem Ranchhaus hinunter.
Ach, Liebster, wie bist du bloß hierhergekommen?
Carley schlang die Arme um den Oberkörper und lehnte die Stirn gegen die Glasscheibe. Zum tausendsten Mal innerhalb der letzten anderthalb Jahre wünschte sie sich, alles wäre anders gelaufen. Warum hatte sie Witt nichts von dem Kind gesagt, solange sie noch die Gelegenheit dazu hatte? Warum hatte sie ihn nicht dazu gebracht, ihr seine Gefühle für sie einzugestehen?
Sie hielt die Tränen zurück, als sie sich an jenen verhängnisvollen letzten Abend auf der Waldlichtung erinnerte. Fröhlich lachend hatte er gesagt, er wäre bald wieder bei ihr. Danach war er verschwunden.
Sie massierte den verspannten Nacken, während sie sich einen anderen Ausgang als jenen, den ihr das Leben aufgezwungen hatte, vorstellte. Hätte sie ihn gebeten, nicht den Wagen zu überprüfen, den er gesehen hatte, sondern bei ihr zu bleiben – wie würde es jetzt zwischen ihnen aussehen?
Sie verdrängte das Wunschdenken und wandte sich vom Fenster ab. Die Sterne erhörten ihre Bitten ohnedies nicht.
Was für ein unbeschreiblicher Tag! Jetzt lag die schwierige Aufgabe, den verschlossenen Houston Smith dazu zu bringen, sie wieder zu lieben, wie eine endlos lange Straße vor ihr. Würde sie es innerhalb von zwei Wochen schaffen, sein Herz ein zweites Mal zu erobern?
Houston mochte den frühen Morgen, wenn Einsamkeit und Stille Erholung von den Schrecken der Nacht und der lauten Geschäftigkeit des Tages boten.
Er lächelte, als er durch die Küche im Hauptgebäude ging und die Absätze der Stiefel auf den Steinfliesen klickten. Die letzte Nacht unterschied sich von den vorangegangenen. Diesmal hatte ihn nicht Angst wach gehalten, sondern der Gedanke an Carley.
Sinnliche Träume waren ihm durch den Kopf gegangen, Träume, in denen Carley nackt auf ihm lag und ihn mit ihrer Leidenschaft um den Verstand brachte, die Zähne in seinen Hals und die Fingernägel in seine Schultern grub.
Er betrachtete seine Finger und erinnerte sich daran, wie er ihr im Traum durch das dichte Haar gestrichen hatte. Doch es war keine echte Erinnerung, obwohl es ihm echter als alles andere in seinem gegenwärtigen Leben erschien.
Wieso wirkten die Träume von einer Frau, die er gerade erst kennengelernt hatte, dermaßen echt und erregten ihn sogar jetzt noch? Er versuchte, an die Albträume zu denken, die teilweise die Bilder von Carley überlagert hatten. Schon vor Wochen hatte er gedacht, diese finsteren und angsteinflößenden Bilder endgültig gebannt zu haben.
Die Stille des frühen Morgens beruhigte ihn und ließ diese Träume nicht mehr ganz so real erscheinen.
Da Houston keine Erinnerungen an Kindheit, Angehörige oder Freundschaften als Richtlinie für Beziehungen zu anderen Menschen zur Verfügung standen, war er gern allein. Solange er mit anderen nichts zu tun hatte, brauchte er keine Angst zu haben.
Er musste denjenigen nicht fürchten, der ihn so schlimm zugerichtet hatte, dass er das Gedächtnis verloren hatte. Er musste nicht fürchten, einen Feind nicht zu erkennen. Und er musste auch nicht fürchten, jemandem das Herz gebrochen zu haben. Doch wenn er nachts von dunklen Träumen heimgesucht wurde, war seine Welt von Angst erfüllt.
Tief in seinem Inneren spürte Houston, dass er in seinem früheren Leben kein Feigling gewesen war. Auch jetzt hätte er sich lieber der Wahrheit gestellt, anstatt ihr auszuweichen. Doch was war die Wahrheit? Und wem konnte er vertrauen?
Er holte eine Tasse aus dem Schrank und schenkte sich Kaffee ein, den Lloyd vor dem Duschen gemacht hatte. In einer halben Stunde würde Lloyd in der Küche mit Töpfen und Pfannen hantieren und das Frühstück auf den Tisch zaubern.
Houston würde dann schon wieder mit seiner Arbeit beschäftig sein. Je nachdem, was bei den Pferden zu tun war, konnte er vielleicht in zwei Stunden frühstücken – oder gar nicht.
Er nahm den ersten Schluck von der Brühe, die Lloyd als Kaffee ausgab, und dachte wieder an die Albträume. Es war ein Irrtum gewesen zu glauben, diese schrecklichen Bilder wären von ihm gewichen. Er hatte sich zu früh gefreut. Letzte Nacht hatten sie sich mit Fantasien von Carley vermischt.
Wahrscheinlich war
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