Das ganze gleich nochmal
einfacher, wenn Carley sich wieder angezogen hatte.
Um ihr genug Zeit zu lassen, kümmerte er sich um den Picknickkorb und die Satteldecken. Und er überlegte sich, worüber er sich mit Carley unterhalten konnte, ohne auf ihre frühere Beziehung zu sprechen zu kommen.
In der letzten Zeit hatte er viel nachgedacht, auch über die in Dunkelheit gehüllte Frau aus seinen Albträumen. Wahrscheinlich hatte er vor seinem Verschwinden Carley wegen einer anderen Frau verlassen. Kein Wunder, dass Carley sich einem anderen Mann zugewandt und von ihm schwanger geworden war.
Allein schon die Vorstellung, dass ein anderer Mann sie in den Armen gehalten und getröstet hatte, wenn sie weinte, machte ihn zornig. Es war unerträglich, dass dieser Kerl ihr zugesehen hatte, wie sie sich auszog. Doch der Zorn richtete sich nicht gegen Carley, sondern gegen seine eigene Dummheit. Wieso hatte er sie bloß verlassen?
Ein zweites Mal würde das nicht geschehen. Nachdem er sie wiedergefunden hatte, wollte er sie nie mehr gehen lassen. Aber er musste vorsichtig sein, um sie nicht zu vertreiben.
“Danke.” Carley reichte ihm das Hemd. “Ich fürchte, du musst es erst auswringen, bevor du es anziehen kannst.”
“Das machst nichts”, erwiderte er, schlüpfte hinein und richtete den Blick bewusst an ihr vorbei in die Ferne. “Es trocknet, bevor wir die Ranch erreichen. Können wir aufbrechen?”
“Ja …”
Er merkte, dass sie zögerte. Erwartete sie, dass er etwas darüber sagte, was sich zwischen ihnen abgespielt hatte? Er wusste nicht, ob er jetzt schon darüber sprechen konnte. Vermutlich würde ein Wort genügen, um ihn erneut die Kontrolle über sich verlieren zu lassen. Dazu durfte es nicht kommen. Nicht heute. Erst musste er wieder ihre Liebe erringen.
“Sieh mal, Carley.” Er drehte sich zu ihr um. Sie versuchte soeben, sich mit dem falschen Fuß im Steigbügel auf das Pferd zu schwingen. Klar, er hatte er nicht gezeigt, wie man aufsaß. “Falscher Fuß.” Er trat hinter sie, klopfte ihr auf den anderen Schenkel und zuckte zurück. Wie bekam er sie bloß auf die Stute, ohne sie zu berühren? “Du stellst dich mit dem Gesicht zum Pferd. Dann schiebst du den linken Fuß in den Steigbügel, hältst dich am Sattelhorn fest und ziehst dich hoch.” Als sie noch immer zögerte, griff er nach dem Zaumzeug der Stute. “Ich halte sie. Du schaffst das schon.”
Tatsächlich kam sie beim ersten Versuch in den Sattel. Sie war einfach toll.
Schweigend ritten sie am Fluss entlang und genossen die Wärme der Sonne, die sie allmählich trocknete. Und Houston bekam sich so einigermaßen wieder in den Griff, was allerdings nicht hieß, dass er sich nicht nach Carley sehnte. Das tat er, seit er sie zum ersten Mal gesehen hatte.
Seite an Seite – so sollte es für den Rest des Lebens sein. Ob er sich nun an Vergangenes erinnerte oder nicht, von jetzt an wollte er für Carley und Cami da sein und für die beiden sorgen. Er freute sich schon, Cami alles über das Leben auf einer Ranch beizubringen – und ihrer Mutter nachts die Freuden tiefer, aufrichtiger Liebe zu zeigen.
Jetzt dachte er wieder nur an sie! Unruhig veränderte er die Haltung im Sattel und sehnte sich dringend nach Abkühlung.
Nach einer Weile brach Carley das Schweigen. “Ich habe eigentlich damit gerechnet, dass du Fragen nach deiner Arbeit beim FBI stellst. Bist du denn nicht neugierig, was du früher gemacht hast?”
“Ein wenig”, räumte er ein. “Es gibt da eine Verbindung zu meinen Träumen. Als du vom ‘Bureau’ gesprochen hast, habe ich eine Marke mit den Worten ‘Federal Bureau of Investigation’ vor mir gesehen, genau wie so oft in meinen Träumen. Allerdings hatte ich vorher einen völlig anderen Sinn darin gesehen.” Er lächelte flüchtig. “Ich habe eigentlich angenommen, dass ich gegen das Gesetz verstoßen hatte.” Ruckartig wandte er sich ihr zu. “Kennst du übrigens einen Mann, groß und breit gebaut, mit krummer Nase, seelenlosen dunklen Augen und scharfem Blick?”
Carley lachte schallend auf. “Aber sicher doch! Das ist Reid Sorrels, unser Boss. Am College war er Quarterback der Footballmannschaft. Die gebrochene Nase hat er schon lange, aber er hat nie verraten, woher sie stammt. Seine scharfen Augen sind fast schwarz – aber seelenlos? Ja, er ist hart, doch unter der rauen Schale verbirgt sich ein weicher Kern.”
“Hört sich fast so an, als wäre er ein richtiges Schmusekätzchen. In meinen Albträumen hat er
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