Das Gastgeschenk der Transsolaren
die bunten Farben ihrer Körper. Es kam ihm so vor, als seien sie nackt, aber mit farbigem Lack überzogen.
Indessen wurde aus der Hoffnung, daß sie ihn fanden, eine Aufgabe. Die Schwierigkeit dieser Aufgabe wuchs, je näher sie kamen. Es gelang ihm nicht, seine Gedanken zu ordnen. Es gelangen ihm überhaupt keine Gedanken. Sein Hirn war nur von überstürztem Hasten erfüllt, und so lag sein Körper still da, und die Sinne waren überwach. Dann überfiel ihn plötzlich die Angst, die beiden Männer könnten wieder weggehen, ohne ihn zu finden. Er verdichtete seinen Willen. »Hallo!« rief er, »hallo!« und noch mehrere Male »hallo!« Er schaffte es nicht oft, denn jedesmal bäumte sich der Schmerz in ihm auf, wenn er Luft sammelte für den Ruf. Mit Schrecken gewahrte er die Schwäche seiner Stimme. Seine Stirn wurde kalt, denn der Wind strich über den Schweiß, der aus den Poren drang. Sie hörten ihn nicht! Angstvoll tasteten die Hände nach einem Stein, den er werfen wollte, um sich bemerkbar zu machen. Kraftlos flog der Stein kaum zwei Meter weit.
Da blickte eine der beiden Gestalten zu ihm hin. Der Fremde rief seinen Gefährten mit hoher Stimme an, und dann schauten sie beide. Bernod sah, daß ihre Blicke über ihn hinweggingen. Er begriff, daß sie den Fallschirm wahrgenommen hatten, der dort in den Ästen flatterte und sich blähte. Ihre Blicke wanderten den Baumstamm hinab. Dann spürte Bernod, wie die Blicke ihn nun endlich selbst trafen. Die Männer verharrten bewegungslos. Es dünkte ihn eine Ewigkeit. Aber dann schritten sie auf ihn zu. Die Landschaft wurde grau. Bernod rang um Luft und um das Wiederkehren der Farben. Aber die trüben Schlieren flossen dichter zusammen, und das Bild seiner Retter, die auf ihn zugingen, wankte.
Bernod kämpfte sich mühsam ins Bewußtsein zurück. Dicht vor seinen Augen sah er den Körper eines der fremden Männer, der neben ihm hockte. Es war kein nackter Körper. Er war umhüllt von einer Art dicht anliegender farbiger Folie. Die Folie glänzte wie Lack. Mehr als der Glanz fielen Bernod die vielen Runzeln und Risse in der Bekleidung des Menschen auf, die er aus dieser Nähe wahrnahm. Bernod begann, seine Blicke über die massige Gestalt hinlaufen zu lassen. Er fand ihre Hülle brüchig, abgeschabt, vom Gebrauch verschlissen und konnte diesen Eindruck nicht gut mit den strahlenden Bildern in Einklang bringen, die er von ihren Städten in sich aufgesogen hatte.
Unfertige Gedanken über soziale Zusammenhänge flogen ihm durch den Kopf. Vielleicht hob er deshalb die Augen auf, um den beiden Menschen ins Gesicht zu sehen. Es waren glatte, bräunliche Gesichter, eingerahmt von der farbigen Folie, die ihre Schädel umschloß, so daß er kein Haupthaar erkennen konnte. Er hielt die Gesichter für jung, das mochte daran liegen, daß sie bartlos waren, und er fand sie einander sehr ähnlich. Ihre Züge erschienen ihm fremd, so fremd, daß er nichts vom Charakter dieser Menschen darin ablesen konnte nach den Normen, die er von der Erde in sich trug. Aber es waren Menschengesichter mit dunklen und weit offenen Augen, die ihn aufmerksam anblickten. Auch sie sehen und denken, fiel Bernod ein. Er wurde sich plötzlich seiner Rolle als Gesandter bewußt. Um ihnen sein Gesicht darzubieten, nahm er die Maske ab. Sofort spürte er ihren Duft. Der Geruch drang überraschend und stark auf ihn ein, nicht eben würzig oder auf andere Art angenehm. Bernod blähte die Nasenflügel. Er konnte den Duft auch nicht unangenehm oder gar abstoßend finden. Er war mit nichts vergleichbar, und die Empfindung dieses ältesten, elementaren Sinnes ließ Bernod instinkthaft ahnen, wie fremd ihm diese Menschen waren. Ach, ihr beiden, unsere Begegnung hatte ich mir anders vorgestellt, dachte er bitter. Übelkeit stieg in ihm auf. Er legte seine Maske an, duschte Sauerstoff und besann sich dessen, was wichtig war.
Es überraschte ihn, wie mühelos er Gebärden erfand, um den Fremden verständlich zu machen, daß sie ihm die umherliegenden Trümmer seines Schleudersitzes bringen sollten. Die Männer beobachteten ihn scharf, wechselten rasche Worte und folgten jeder seiner Bewegungen mit den Augen oder mit dem ganzen Oberkörper. Einer von ihnen erhob sich und ging davon.
Bernods Blicke hafteten an der sich entfernenden Gestalt mit zitternder Erwartung. Als er sah, daß sich der Fremde mit einigen der unweit aufgehäuften Bauteile belud, durchströmte ihn eine warme Welle der
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