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Das Gastgeschenk der Transsolaren

Das Gastgeschenk der Transsolaren

Titel: Das Gastgeschenk der Transsolaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Leman , Hans Taubert
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Bodens hob, wenige Zentimeter auf ihn zu rückte und wieder niedersank. Mit weit offenen Augen musterte Bernod den Sand in seiner Nähe, dessen Unebenheiten im sinkenden Licht immer unerbittlicher hervortraten. Da und dort bewegte sich der Sand. Soweit er seinen Kopf wenden konnte, lag das Rieseln auf einer kreisförmigen Linie, und er selbst war die Mitte dieses Kreises. Bernod schluckte. Die Zunge klebte ihm am Gaumen. Er erinnerte sich des letzten Zuckens jenes kleinen fellbekleideten Tieres, das er so überdeutlich gesehen hatte, ehe jene widerlichen Schaben es unter die Oberfläche zerrten. Diesmal mochten es Hunderte sein, Hunderte dieser wühlenden, lichtscheuen Bestien; diesmal belauerten sie ihn als Mitte ihres Kreises und warteten. Er riß die Augen auf, beschloß zu wachen. So lag er da. Angestrengt dachte er an die fremden Männer, vernichtete Zeit mit umständlicher Berechnung seines Sauerstoffvorrates, der jetzt nur wenig abnahm, wiederholte ein zweites Mal seine Sendung, hoffte verschwommen und fror. Das Tageslicht verlosch. Wohltätige Schatten verbargen seinen Blicken, wie sich der Kreis des fließenden Sandes verengte. Er fühlte keine Schmerzen und versank in der Nacht.

    Schwarz verschließt sich die Welt vor ihm. Dröhnend fällt der Vorhang. Nur er diesseits dieser Wand, allein, ausgeschlossen. Das Dröhnen schwillt an. Ein Zug der Metro in Strasbourg. Zur Mensa, zu Natassja mit den fordernden Augen! Aber der Zug tost über ihn hinweg. Endloses Grollen. Wagen um Wagen donnert hoch über ihm dahin. Und er bleibt zurück. Im entschwindenden Rauschen ist nur noch der Sog des leeren Himmels. Nein! Der Himmel ist nicht leer. Erlösende Genugtuung: Er gehört ihrem Schiff, ihrer MAKROVAL! Dort oben zieht sie in mächtigem Bogen weit über ihm hinweg. Fern erstirbt ihr Wispern. Er blieb zurück. Eine heiße Welle der Freude: Da sind auch die Menschen auf dem Perron. Er hört ihre hellen Stimmen. Tausend Lichter. Nun sieht er sie auch. Im Fluge eilen sie auf ihn zu, wachsen ins Riesenhafte, und es sind so viele dieser Riesen. Eine Mauer. Dann beugen sie sich zu ihm herab, er fühlt ihre großen Hände an seinem Körper, und plötzlich ist da ein weißer, glänzender Ball. Vertrauensvoll saugt er belebendes Gas aus der Kugel. Tausend Augen sind auf ihn gerichtet. Sie lassen ihn trinken, trinken, trinken… Die Last des Leibes fällt von ihm ab. Welcher Triumph, der Mitte jenes verhaßten Kreises zu entkommen! Der Sand strudelt vom Wühlen Tausender Spinnen, aber in der Mitte des Strudels werden sie ihn nicht mehr finden, nichts werden sie finden, das sie begraben können, um unter der glatten Fläche ihrem widerlichen Treiben nachzugehen. Er schwebt ohne Schmerzen, ohne Wunsch nach Bewegung. Lautlos fliegen sie davon durch die Land schaft, die gelb und braun an ihnen vorüberzieht, aber dann überflutet sie freundliches Grün gepflegter ländlicher Kulturen, grün in so vielen Nuancen und glühendrot von blütenübergossenen riesigen Hainen, die im frühen Licht aufflammen. Umflutet von diesem Blumenmeer, lächelt Bernod vor sich hin. Wie einfach löst sich das Rätsel der roten Flecke. Er lauscht den kindlichen Stimmen seiner Freunde, mit denen sie die ferne Silhouette der Terrassenstadt begrüßen, dieser Stadt, deren Luftbild auch er und seine Gefährten schon einmal so begeistert begrüßt haben, und jetzt verspricht sie ihm Wärme und Geborgenheit. Er schaut still in die unbewegten Gesichter seiner fremden Retter, endlich regen sich ihre Mienen, und er erkennt in ihnen manche seiner Gefährten aus der MAKROVAL. Neben sich spürt er die Wärme Natassjas, ihr prüfender Blick liegt auf ihm. Sie fliegen, fliegen ins Blau des verschwimmenden Horizontes.

    Zufriedenes Lächeln im bleichen Gesicht, sinkt Bernods Kopf zurück. Die Finger krallen sich in den Sand, der ringsum zu leben beginnt. Leise bläht der Wind die Reste seines Fallschirms in den Ästen über ihm. Die Foliefetzen rascheln und reflektieren in tausend Lichtern die erbarmungslose Sonne.

    Schnurgerade durchschnitt eine endlos lange Staubfahne das Einerlei der Steppe. Nur das erste der auf Luftkissen dahinrasenden Fahrzeuge schleuderte die eingefangenen Strahlen der jungen und doch so übermäßigen Sonne in alle Richtungen hinaus. Der Glanz der nachfolgenden Wagenkette erstickte im Staub, denn hier brachte der Morgen stets Windstille. In haushoch aufstiebendem Dunstschwall stoppte das erste Fahrzeug der Kolonne vor einem Hügel. Die

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