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Das Gastgeschenk der Transsolaren

Das Gastgeschenk der Transsolaren

Titel: Das Gastgeschenk der Transsolaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Leman , Hans Taubert
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Verständnis, Ernst und Heiterkeit. Ich kann das nicht weiter aufzählen.
      Dazu gesellt sich Unruhe. Keiner hat sie bisher beim Namen genannt, aber sie wächst, und nicht nur bei mir. Ich fürchte, sie wird bald alle anderen Bedrängnisse überwuchern.
      Ein schwankender Schein, der um die Silhouette des Wagenbugs geisterte, unterbrach mein Grübeln. Anzew – nun auch durch Falkhovens sonore Stimme angemeldet – brachte die Ersatzteile. Er ächzte. Auch ihm mit seiner gedrungenen, kräftigen Statur machte die Gravitation zu schaffen.
      »Wir haben noch eine Menge davon«, verkündete er während der Montage. Sah Anzew kommendes Übel voraus?
      Eine halbe Stunde später saßen wir wieder im Wagen. RT 12 fuhr. Jeder war beschäftigt.
      Falkhovens massige Gestalt klemmte noch immer in der Funknische. Daneben Minehoa, unter dem schwarzen Schwall ihrer Haare winzig neben ihm; erstaunlicherweise fand sie noch Platz auf der kurzen Bank. Sie suchten ein Codeband ab, das endlos durch die ruhigen Hände des Mädchens glitt. Als Minehoa innehielt, hob Falkhoven seine Rechte. Er spreizte Daumen und Zeigefinger seiner mächtigen Pranke und legte sie an die äußeren Winkel seiner hellen, ein wenig vorstehenden Augen. Langsam strichen die Finger über die Brauen hinweg zur Nasenwurzel, daß die grauen Borsten in alle Richtungen spießten. »Von vorn«, sagte er. Das war alles, was von den beiden zu hören war.
      Gegenüber ging es lebhafter zu. Dort arbeitete Bernin am »großen Tisch«, wie wir das Möbel nannten. Trotz seines schlank wirkenden Körpers füllte er durch rastlose Aktionen seiner beweglichen Gliedmaßen ein überraschend großes Volumen aus und beanspruchte die vergleichsweise geräumige Fläche für sich allein. Er behauptete den Besitz, indem er sie mit zahllosen Papieren und Papierchen, Bändern und Ta bellen als Zeugnissen seines Wirkens überhäufte. Voll emsiger Unrast bedeckte er immer neue Zettel mit Skizzen und kurzen Rechnungen, die er nach undurchsichtigen Ordnungsprinzipien den schon vorhandenen beifügte. Tief unterm Bewußtsein verschüttete Einsicht, daß Ordnung vonnöten sei, mochte auch die Ursache sein, wenn er von Zeit zu Zeit hastig mit der Hand durch seinen blonden Schopf fuhr. Wir wußten, was den überanstrengten Mann trieb: Es war die glasige Oberfläche dieses Planeten. Bernin witterte Strukturprobleme.
      Anzew blinzelte ab und an kopfschüttelnd zu seinem Landsmann hinüber, der sich hinter ein Buch verschanzt hatte, das nicht sehr wissenschaftlich aussah. Sarah blieb unsichtbar, man durfte sie folglich in der Kombüse vermuten, und ich versuchte, ein bißchen zu schreiben.
      Indessen lief Bernin auf immer höheren Touren. Plötzlich explodierte er. »Es ist überhaupt nicht anders möglich!«
      Wir legten gern unsere Sachen zur Seite, und als Falkhovens mißbilligend gerunzelte Stirn nur noch die gewöhnlichen Falten aufwies, nahmen wir Bernins Ausfall als willkommenen Anlaß zum Schwatzen. Es ging, wie schon so oft, um das ominöse Oberflächenmaterial.
      Überstürzt eilten Bernins Worte seinen raschen Gedanken nach. Er erklärte, daß alle Analysen, die in der 12 P gemacht worden seien, Blödsinn sein müßten. »Also Blödsinn nicht direkt«, berichtigte er sich schnell und half mit beweglichen Händen der mangelhaften Ausdruckskraft seiner Rede nach, »aber was die in der 12 P daraus lesen. Jahn bearbeitet das dort. Würde der denn sagen, Zellulose und Eiweiß sind fast dasselbe, nur im Eiweiß ist noch ein bißchen Stickstoff dabei? Die Masse nF-Zahlen, die Minehoa gemessen hat! Ja doch, von Rechts wegen haben sie nichts damit zu tun, aber wenn man die Analysenwerte überschlägt und die nF im Kopf nebenherlaufen läßt, muß man doch was merken! Das muß man doch sehen, daß ein System dahintersteckt! Die Bauelemente von diesem Zeug liegen doch nicht wild nebeneinander, darin ist doch Ordnung!« Bernin wühlte in seinen Papieren, erfolglos, denn auch Papierblätter sind hier schwer und widersetzen sich dem Zugriff. Resignierend verzichtete er auf die Demonstration eines Beispiels. »Da ist ein… Zusammenhang«, sagte er, aber es war wohl nicht der Ausdruck, den er suchte. Ratlos sah er in die Runde.
      Bernins Kampf mit der Trägheit der Dinge und der Worte fand in Minehoas Lächeln ein bewegtes Widerspiel. Sie freute sich, daß ihr Fleiß einen Sinn erhielt, und: Es war Bernin, der ihre Arbeiten aufgriff.
      Falkhoven? Er lächelte nicht,

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