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Das Gastgeschenk der Transsolaren

Das Gastgeschenk der Transsolaren

Titel: Das Gastgeschenk der Transsolaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Leman , Hans Taubert
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in pechschwarzer Finsternis. Siedendheiß fuhr ihm der Schreck durch die Glieder. In den Schläfen klopfte das Blut.
      Nichts rührte sich.
      Kurz entschlossen schaltete Warp den Scheinwerfer wieder ein – grelles Licht stach ihm in die Augen und blendete schmerzhaft. Er riß den Arm empor, blinzelte darunter hervor. Da erkannte er sein Spiegelbild.
      Nachdem er die Wand vor sich abgeleuchtet und betastet hatte, verzieh er sich die Reaktion seiner überreizten Nerven. Er stand im Winkel zwischen zwei onyxschwarzen Flächen, auf denen der ovale Lichtfleck seiner Handlampe kaum zu erkennen war. Aber bei senkrechtem Einfall reflektierte die eine Wand das Licht total. Neugierig klopfte Warp mit dem Griff der Lampe auf die polierte Oberfläche; der dumpfe Klang ließ jedoch keinen Schluß über die Art des Materials zu. Ihm war, als stünde er zwischen riesigen Grabplatten, und unwillkürlich suchte er nach eingemeißelten goldenen Lettern, die ernste Worte kündeten. Doch keinerlei Spuren oder Kennzeichen, nichts, was auf irgendeine Funktion hindeutete.
      Hoch oben schnitten die schwarzen Wände einen schmalen Keil aus dem Nachthimmel, der dem finsteren Schacht noch einen Hauch von Licht spendete. Warp informierte Kuslow, doch dessen Reaktion war enttäuschend. Er fand erst recht keine Erklärung. Anscheinend interessierten ihn die blöden Störungen weit mehr. Warp wurde ärgerlich. Als ob er jetzt nichts anderes zu bedenken hätte!
      Vorsichtig und von ungutem Gefühl getrieben, stapfte er aus dem toten Raum zwischen den zwei Wänden heraus und glitt, dem zunehmenden Sturm noch nicht voll ausgesetzt, um die eine Wand herum.
      Der auf und nieder huschende Schein seiner Lampe traf immer wieder das gleiche Bild – haushohe Platten, die wie die aufgeblätterten Seiten eines senkrecht stehenden Buches aneinanderstießen. Außen klafften sie in gleichen Abständen. Weit oben war die Mittelachse bauchig aufgebläht. Langsam fuhr Warp an der Peripherie des Gebildes entlang. Dabei leuchtete er in jedes Fach hinein.
      Nichts. Nur gähnende Schwärze und ab und zu schemenhaft sein Spiegelbild, das ihm, je nach dem Lichteinfall, entgegenkam oder davonfuhr. Je weiter er auf die Luvseite gelangte, um so höher waren die Kammern mit Schnee zugeweht. Vor dem Eissturm geschützt, rückte er dem Monstrum mit Blitzlicht und Kamera zu Leibe.
      »Wie ein Ei, ringsum mit Spielkarten gespickt, aber riesengroß«, so versuchte er, Kuslow die Konstruktion plausibel zu machen.
      »Wie hoch?« wollte der wissen.
      »Schwer zu sagen bei meiner Funzel. Vielleicht fünfzig Meter, kann auch höher sein.«
      »Durchmesser?«
      »Gleiche Dimension.«
      »Und die Mittelachse, die Auftreibung?«
      »Könnten fünf mal zehn Meter sein.« Verrückte Konstruktion, dachte er im Weiterfahren.
      Unversehens kratzte es unter den Skiern. Warp stolperte und stieß mit den Schienbeinen gegen scharfe Kanten. Es waren nicht die sanftesten Worte, die die Suche nach dem Hindernis begleiteten. Staunend erkannte er ringsum, so weit der Lichtkegel reichte, onyxschwarze Bruchstücke, die aus dem Schnee spießten. Der Versuch, einen armstarken Splitter herauszuziehen, scheiterte. Der Brocken rückte keinen Millimeter. Die lose um den Hals baumelnde Lampe störte. Warp rammte sie neben sich in den Schnee. In den dichten Eisstaubschleiern, die knapp über dem Boden dahinfegten, stand der Lichtstrahl wie ein weißer Balken vor dem Bruchstück. Er traf auf dessen Breitseite und verschwand darin wie in einem schwarzen Loch. Warp geriet allmählich in Fahrt, denn der Splitter nahm von seinen Bemühungen keine Notiz.
      »Miststück«, knurrte Warp, der nicht gewohnt war, Niederlagen ohne Widerspruch hinzunehmen. Kuslows Antwort vom anderen Ende der Leitung – ein Hüsteln – hatte er noch im Ohr, da fiel ihm auf, daß die Splitter unterschiedliche Oberflächen aufwiesen. Jedes Bruchstück hatte eine hochglanzpolierte und eine rauhe, mattschwarze Seite. Das bemerkte er an allen Splittern in seiner Reichweite.
      Plötzlich zerriß ein Blitz die Finsternis und ließ ringsum die Trümmerfläche tiefblau aufleuchten.
      Warp fuhr erschrocken hoch und starrte mit geblendeten Augen hilflos in die Nacht, die schwärzer als zuvor auf ihn niederstieß.
      Blitzlicht! Hier fotografiert jemand, fuhr es ihm durch den Kopf, und gespannt wartete er auf die nächsten Entladungen. Viel zu langsam sprachen seine Augen wieder auf das Licht

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