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Das Gastgeschenk der Transsolaren

Das Gastgeschenk der Transsolaren

Titel: Das Gastgeschenk der Transsolaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Leman , Hans Taubert
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Entsetzt wendete Warp und hetzte, wie von Furien gejagt, davon.
      »Der Zentralkörper… wahrscheinlich geplatzt… es riecht wieder so…« Im Laufen gab er die Meldung durch.
      Kuslow preßte die Hörmuschel ans Ohr, daß ihm kein Wortfetzen entging, und notierte in fliegender Hast, was durch die Leitung kam. Warps Aufregung pflanzte sich auf ihn fort. Er fühlte, wie auch ihn Hilflosigkeit zu besiegen drohte. Angst vor Unbekanntem stieg in ihm auf und Angst vor einer anderen Gefahr, die er wohl kannte: Sein Herz begann zu schmerzen! Bis in den kleinen Finger des linken Armes fühlte er das gefürchtete Ziehen. Nur jetzt durchhalten! Mühsam suchte er nach einem Dragee in der Seitentasche, schluckte es und vertraute auf schnelle Linderung. Seinen überreizten Nerven warf er nüchternes Denken und Besonnenheit des Alters entgegen. Warp floh ohne Aufenthalt dem Konvoi zu. Jetzt war er dem Sturm dankbar, der ihn vor wärts stieß. Den Kompaß nahm er nur selten zur Hand. Solange die kleine Kabeltrommel aufspulte, lag richtiger Kurs an. Das flinke Spiel der grünlich schimmernden Leuchtmarke, die emsig am Sichtfenster vorüberhuschte, strahlte Ruhe aus und verlieh Kraft. Noch runde fünfzig Mal mußte die rote Hundert-Meter-Marke aufblitzen, dann würde er wieder in der Kabine sein. Die Turbinen werden ihr kraftvolles Lied singen, und Kuslow mit seiner ewig stänkernden Pfeife hält ihm gewiß einen ausgefeilten Vortrag über all die Dinge, die er nicht verstand. Und er wird sich wohlig in seiner Koje strecken und den unterbrochenen Schlaf ausgiebig nachholen!
      Warp fühlte keine Schwäche. Der Schnee schien ihm führiger als zuvor. Lag das an der Musik, die Kuslow dazugeschaltet hatte?
      »Professor, etwas lauter! Und vierzig Jahre flotter, wenn ich bitten dürfte!« Mit ausgreifenden Schritten glitt Warp durch die Nacht. Der Erfüllung des Auftrags stand nun nichts mehr im Wege. Die Störung war passe, »endgültig«, wie Kuslow festgestellt hatte. Aber der Klumpen in seiner Knietasche erinnerte ihn bei jedem Schritt an hundert Fragen, auf die es keine Antwort gab.
      Als der karminrote Funke der Signalleuchte Warps wieder im Sehfeld des Fernglases tanzte, atmete Kuslow auf. Er fühlte eine schwere Last von sich genommen.

    Der Sturm hatte sich zum Orkan entwickelt und tobte mit entfesselter Gewalt gegen den Schleppzug, der, wie von einem Stahlseil gezogen, am Leitstrahl entlangkroch. Die paar Stunden Verspätung fielen nicht ins Gewicht, und mit etwas Pfeffer könnte der Zeitplan fast noch eingehalten werden. Die Station war verständigt, und wegen der vorübergehenden Funkstörung schien man dort nicht allzu besorgt gewesen zu sein. Die Maschinen liefen auf vollen Touren, und das rückkehrende Gleichmaß des Geschehens beruhigte die Gemüter der Männer. Aber es war ihnen Ungewöhnliches widerfahren, und sie hielten Material in der Hand, das die Realität des seltsamen Ereignisses bewies. Sie hatten jetzt Zeit – so meinten sie –, sich mit den ungelösten Fragen der vergangenen Stunden zu befassen.
      Ihre Anfragen bei der Station bereuten sie bereits, denn aus den Antworten, die sie von dort erhielten, hörten sie empfindlich heraus, daß man dazu neigte, sie nicht ernst zu nehmen.
      Warp war wütend. Eine saftige Meldung sei denen sicher, giftete er aus seiner Koje herauf. »Sie werden den ALBATROS so schnell nicht wieder vergessen.«
      Kuslow paffte vorerst heftig – ein Zeichen erhöhter Denkarbeit –, dann stellte er fest, daß alles in allem ihre Ermittlungen dürftig seien und das Wertvollste vermutlich in den Proben und Filmen steckte, die Warp mitgebracht hatte. Seine eigenen Protokolle ließ er unerwähnt.
      »Ich muß mir das Zeug noch mal ansehen.« Er zog sich aus seinem Sessel hoch und hangelte in den rückwärtigen Teil der Kabine zum Akkukasten, wo Warp die Splitter auf einem leeren Kursblatt ausgebreitet hatte. Daneben lag, in einen durchsichtigen Foliebeutel gehüllt, der Klumpen rätselhafter Substanz aus dem Zentralkörper der Ruine. Gelb, grün und unappetitlich schimmerte die bleiche Masse hervor.
      Mit spitzen Fingern krempelte Kuslow den Rand der Tüte ein. Je mehr das Ziel seines Forscherdranges zutage trat, um so weniger gelang es seiner Mimik, den Ausdruck des Ekels zu verbergen. Beklommen, als seien unerwartete Reaktionen zu befürchten, stupste er mit dem Finger gegen den Kloß, wieder und wieder, ermutigt, weil nichts geschah. Aber dann geschah doch

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