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Das Gastgeschenk der Transsolaren

Das Gastgeschenk der Transsolaren

Titel: Das Gastgeschenk der Transsolaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Leman , Hans Taubert
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Ruhe spendeten und Zeit ließen zum Überdenken des Zwischenfalls. Kuslow paffte dicke, kugelrunde Rauchwolken und nebelte die Kontrollämpchen ein. Aber die genußvolle Entspannung blieb aus. Seine Gedanken sprangen hin und her und fanden keinen Spalt, durch den sie in das Unglaubhafte hätten eindringen können.
      Wer hatte die Konstruktion gebaut? Und wozu? Nach Warps Bericht – Kuslow schaltete die kleine Leselampe ein und griff zu seinen Protokollen – konnte der Bau nicht alt gewesen sein. Der akute Zerfall! Mehr als vierundzwanzig Stunden kamen nicht heraus. Aber diese Dimensionen? Widersprüche über Widersprüche!
      Eine abgestürzte Orbitalstation? Unmöglich. Körper solcher Ausdehnung gehen nicht wie eine Kopeke im Straßengraben verloren. Oder… Kuslows Zähne bissen hart auf das Mundstück seiner Pfeife, und er wehrte sich gegen den Gedanken, der schon lange insgeheim in seinem Hirn bohrte: …oder war das von draußen gekommen? Außerirdisch? Ein gestrandetes Raumschiff?
      »Kindskopf«, schalt er sich und versuchte, mit nüchternem Verstand über das fragwürdige Geschehen nachzudenken.

    Nach kurzem Schlaf begann Warp sich unruhig auf seinem Lager hin und her zu wälzen. Wenig später erwachte er. Verdrießlich blickte er um sich und richtete sich auf. Im Schein der Leselampe glänzte sein Gesicht schweißnaß. Er klagte über Schmerzen in der linken Schulter. Sie wurden rasch unerträglich und warfen den jungen Mann erneut auf die Koje. Doch so schnell wie sie gekommen, klangen sie wieder ab. Aber dann ließ in der Hand allmählich das Gefühl nach. Die Fingerspitzen würden pelzig, beschrieb Warp den neuen Zustand. Es trieb ihn wieder hoch. Im Sessel fühlte er sich wohler.
      »Der Arm wird dir eingeschlafen sein«, tröstete Kuslow, der selbst nicht recht an seine Worte glauben konnte.
      »In den Beinen fängt es auch an«, gestand Warp und rieb währenddessen seinen linken Arm. Obwohl es in der Kabine fast zu warm war, jagte ein Kälteschauer nach dem anderen über seinen Rücken.
      Kuslow hüllte den Kranken in Decken ein und trat zum Boiler: »Ich werde dir einen steifen Grog brauen!« Während er geschäftig hantierte und sich besorgt der Zubereitung des belebenden Trankes widmete, sprach er eifrig und beruhigend auf seinen jungen Kameraden ein. Aber Warp hörte nicht mehr zu. Ohne Übergang war er im Sessel zusammengesackt.
      »Warp!« Zu Tode erschrocken, rüttelte ihn Kuslow an der Schulter. Statt einer Antwort floß dünner, rötlich gefärbter Speichel aus dem halbgeöffneten Mund. Unter Aufbietung all seiner Kräfte bettete Kuslow den stämmigen Kameraden auf das Lager, dann schaltete er die Scheinwerfer wieder ein. Im gedämpften Licht des Widerscheins sah er Warp ins Gesicht. Mit der unmittelbaren Not seines Gefährten kam Ruhe über Kuslow, besonnene Ruhe der Verantwortung und der Pflicht.

    Unaufhaltsam kroch die Stahlraupe durch die einsame Nacht. Die Nachricht von Warps Erkrankung blieb auf der Station nicht ohne Wirkung. Der medizinische Dienst wurde plötzlich informationshungrig. Kuslow tat alles, was man anwies, doch wenn er seinem Gefährten die Injektionskanüle in die Muskeln jagen sollte, zitterten ihm die Hände. Er half, so gut er konnte. Aber Warp verfiel immer mehr. Liebevoll und hilflos strich er ihm übers Haar, denn er wußte sehr wohl, daß seine medizinischen Kenntnisse und die Möglichkeiten der Bordapotheke bescheiden waren.
      Zum Glück verließ sie die Technik nicht. Mit seelenloser Präzision lotsten die Automaten den ALBATROS durch die Einöde. Kurz vor der Ankunft des Schleppzuges auf der Station mußte sich auch Kuslow legen. Die gleichen Symptome! Es war seine letzte Meldung. Dann brach die Verbindung ab.
      Von der Station aus riefen sie pausenlos die Besatzung des Schleppers: »RXQ ALBATROS… RXQ ALBATROS… RXQ ALBATROS…«
      Keine Antwort!
      Nur die leblosen Radarechos kündeten vom stetigen Näherkommen
    des Schleppzuges. Unter der Last düsterer Ahnungen ergriffen sie auf der Station Maßnahmen, um des Unheils Herr zu werden, das den ALBATROS betroffen hatte. Zu allem Unglück stand zur Zeit kein einziges Schnellfahrzeug zur Verfügung. Der eine Schlitten lag mit Tur binenschaden fest, die anderen zwei operierten weit entfernt und konnten vor Ankunft des Konvois nicht hier sein.
      Als in der Ferne endlich die drei blauweißen Lichtbalken des ALBATROS aufleuchteten, waren alle Vorkehrungen getroffen. Der

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