Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Gastgeschenk der Transsolaren

Das Gastgeschenk der Transsolaren

Titel: Das Gastgeschenk der Transsolaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Leman , Hans Taubert
Vom Netzwerk:
Protzen.
      Was? Was sagst du da?
      Das soll die Sonne sein? Dieses Fünkchen? Unsere Sonne? Wirklich unsere Sonne?
      Mit der Erde? Mit unserer alten, wackligen Erde?
      Mensch – CHRONOS – da sind wir ja gleich daheim! Das… das… Bist doch ein Prachtschiff, CHRONOS!

    Ringelspiel

    Wie der Dottersack eines gigantischen Embryos blähte sich das Zelt vor dem matt schimmernden Rumpf der VESTA. Die glänzende Folie beschnitt die gefährlichen Enden des Spektrums und dämpfte die stechende Helligkeit, die vom Firmament herabstürzte. Der Filterschwerpunkt der dünnen Haut lag bei 520 Nanometer. Wie in der Tiefe eines sonnenüberfluteten Buchenwaldes füllte maigrünes Licht das aufgeblasene Zelt und tat den Augen wohl. Es verzauberte die schlackegraue Staubschicht, die an manchen Stellen fingerdick den kiesigen Boden bedeckte, in einen zarten Moosrasen. Selbst die ausgedörrte, tote Landschaft mit den skelettähnlichen Baumriesen und den pelzigen, ständig zuckenden Pflanzenbüscheln jenseits der hauchdünnen Folienwand glich irdischen Gefilden, die einer glücklicheren Evolution das Chlorophyll verdankten.
      Der zusätzliche Raum, das angenehme Klima und die Grünlichtdusche spendeten nach langer Reise ungeahnten Wohnkomfort, der die Lebensgeister der Besatzungsmitglieder mit neuem Elan fütterte.
      Als Oort kürzlich – er kehrte von einem Patrouillenflug zurück – in seiner pietätlosen Art von einem gestrandeten Riesenfisch sprach, dem die Schwimmblase aus dem Leib getreten sei, wies ihn Krys energisch zurecht. Sie sei zwar nicht abergläubisch, aber in der jetzigen Situation solle er solche Anspielungen besser für sich behalten. Von ihr stammte auch der freundlichere Vergleich mit dem Dottersack. Zwei dünne Häutchen, durch eine wenige Zentimeter dicke Gasschicht voneinander getrennt, sicherten der Mannschaft nun schon seit Tagen bescheidenste Bewegungsfreiheit. Ohne Schutzanzug!
      Keiner von ihnen wird die ersten Schritte in der prall aufgeblasenen Kuppel vergessen!
      Mit ihren bloßen Händen wühlten sie im losen Schotter und bewarfen sich aufjauchzend mit dem so märchenhaft glitzernden Sand. Splitternackt boten sie ihre bleichen, ausgemergelten Körper dem belebenden Licht der fremden Sonne dar, denn härtester Dienst, reduzierte Schwerkraft und monatelange Biokost (harmlose Umschreibung für Algenbrei, Algenbrei und immer wieder Algenbrei!) hatten ihren Tribut gefordert. Obwohl die Bordärztin immer raffiniertere Übungen für das isometrische Training erdacht und die UV-Lampen über Gebühr strapaziert hatte.
      Welch ein Fest, als die ausgesäten Kressesamen keimten! Taron, der Biologe, entdeckte die ersten zarten Blättchen, die verstohlen aus dem mühsam zusammengekratzten Häufchen Verwitterungsgrus hervorblinzelten. »Alle Mann raus zum Weideauftrieb!« rief er und verbarg hinter derben Scherzen seine Rührung. Wahrhaftig, sie knieten nieder und küßten die Spur irdischen Lebens und schämten sich ihrer Tränen nicht. So unendlich fern ihrer Erde schwand der Unterschied, und sie fühlten sich eins mit den stummen Gefährten, die wie sie irdischen Ursprungs waren.
      Aber nur zu bald beschnitten zwingende Aufgaben die köstlich empfundene Bewegungsfreiheit. Gemessen am bevorstehenden Arbeitspensum, bedeuteten die vergangenen Tage verschwenderischen Luxus, wenn Raja auch anderer Ansicht war.
      »Vom medizinischen Standpunkt aus…«, so begann sie immer ihre Kämpfe um das Wohl der Besatzung, »sind vierzehn Tage das mindeste.«
      Kommandant Heslot, fast zwei Köpfe größer als die zierliche Ärztin, blickte mit gespieltem Erstaunen zu ihr hinab:
      »Was denn – nur vierzehn Tage? Fängt so eine richtige Erholungskur nicht erst bei vier Wochen an?«
      Raja schickte sich schon an, seine Frage mit wissenschaftlichem Eifer zu beantworten, als sie das Lächeln in seinen Augen entdeckte.
      »Ach, Sie!« Schmollend wandte sie sich ab und ging auf die Schleuse zu.

    In den nächsten Wochen würden die Programme für die Spezialaufgaben laufen und alle Besatzungsmitglieder bis über die Ohren mit anstrengender Arbeit eindecken. Jeder wußte darum und bemühte sich, so lange wie nur irgend möglich den Beginn seiner eigenen Untersuchun gen hinauszuschieben, um den Gefährten nicht vorzeitig den unbeschwerten Tageslauf zu beschränken.
      Doch die Termine rückten unerbittlich näher. Mit einem gehörigen Schuß Galgenhumor stieg die Besatzung in die

Weitere Kostenlose Bücher