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Das Gastgeschenk der Transsolaren

Das Gastgeschenk der Transsolaren

Titel: Das Gastgeschenk der Transsolaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Leman , Hans Taubert
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durchschaute es anscheinend nicht. Sie merkte immer erst danach, worauf es hinauslief. Arme Raja!
      Vielleicht wollte ihr keiner weh tun?
      »Wenn sie lächelt, lacht unsere gute Sonne«, so wenigstens drückte sich Taron aus.

    Liebe

    Brassac steckte den Kopf zur Tür herein. Man sah sorgfältig angeklebte schwarze Haare glänzen, in der Mitte zweigeteilt durch einen mit Hingabe gezogenen Scheitel. Brassac wedelte mit der Hand, als könne er damit den Zigarettendunst in der Kabine verdünnen.
      »Komm rein!« rief Melzer. »Sind wir jetzt komplett?« Er straffte sich zu einer offiziellen Haltung im Sessel und überschaute seine Arbeitsgruppe: Brassac, der dicke Bobroff, die Jarosowa, und drüben blitzte auch Jolas’ Brille. Er hielt in der Musterung inne, fragte: »Wo ist Navratil?« und spürte schon wieder trübe aufsteigendes Unbehagen, als er die Lücke bemerkte.
      »Marja Jarosowa ist doch da«, brummte jemand. Das Vorhandensein Marjas wurde von allen als hinreichender Grund für die Abwesenheit Jan Navratils angesehen. Marja knetete derweilen angelegentlich an einem ihrer Finger herum.
      Melzer sank wieder in sein Polster zurück. Wie Hund und Katze, dachte er müde, als ob wir nicht Sorgen genug haben, auch ohne ihre Privatallüren. Eben nahm er sich einmal mehr vor, daß man sich um die beiden Streithammel kümmern müsse, da hörte er Brassac.
      »Also, was ist, Melzer. Heute war doch so ein scharfes Thema angekündigt. Über Liebesbeziehungen oder so.«
      »Über ungewöhnliche Liebesbeziehungen«, präzisierte Bobroff breit grinsend und mit der Betonung auf »ungewöhnliche«.
      »Der denkt schon wieder an den Bericht vom zweiunddreißigsten Planeten«, bemerkte Jolas anzüglich. »Oho!« rief er plötzlich, »Marja hat ihn auch gelesen, wie man sieht.
      Bleib nur da«, wandte er sich dann gutmütig dem Mädchen zu. »Wenn du rot wirst, ehrt dich das doch nur.«
      »Oder macht die Phantasie zu weite Sprünge?« fragte Brassac boshaft aus dem Hintergrund.
      Störrische Ziege, dachte Melzer ungerechtfertigt und schon voll Wohlwollen, das sich zunehmend erwärmte, als er bemerkte, wie verlegen Marja aussah. Dann hieb er mit der flachen Hand auf die Sessellehne. »Es geht überhaupt nicht um Teta zweiunddreißig, sondern um die hier bei uns auf Teta neunzehn«, sagte er.
      »Aha«, bemerkte Brassac beziehungsvoll und schaute zu Marja hinüber. Aber ehe er Gelegenheit hatte, ausführlicher zu werden, kam ihm Bobroff dazwischen.
      »Liebe? Hier?« Bobroff dehnte die »ie« voller Erstaunen, als sei er eben aus den Wolken gefallen.
      Brassac winkte ab. »Vergiß nicht, wer das sagt«, wandte er sich an Bobroff, »Melzer ist Genetiker. Der nennt schließlich jede Verschmelzung von zwei Zellkernen Liebe. So was gibt’s doch hier haufenweise.«
      »Nun ja«, sagte Melzer und überhörte Brassacs Stichelei. »Soweit wir die glanzhaarigen Burschen kennen, die hier umherkriechen, haben die einen unfreundlichen Charakter. Was sie unternehmen, läuft im Grunde darauf hinaus, sich gegenseitig aufzufressen. Wenn man so etwas Fressen nennen kann, was sie miteinander treiben.«
      »Einen unfreundlichen Charakter?« bemerkte Jolas. »Wer im Glashaus sitzt, soll nicht mit Steinen schmeißen. Ist vielleicht bei uns schon alles so in Ordnung?«
      Melzer lachte. »Man möchte ihnen zugute halten, sie haben eine üble Ausgangsposition; sie brauchen organische Nahrung. Davon gibt es hier nur soundso viele Kilopond, eine fixe Menge. Das sind sie selber. Was sollen sie anderes machen, als sich gegenseitig zu verspeisen?«
      »Worin sie Meister sind«, warf Bobroff ein, an gastronomischen Problemen war er immer interessiert. »Besonders was die Verdauung anlangt«, fügte er hinzu. »Es bleibt nichts übrig, und sie ersparen sich allerhand Beschwerden.«
      »Darf auch nicht«, sagte Jolas, »was sie bis zu mineralischen Grundkörpern abbauen, schneiden sie sich selbst vom Lebensfaden ab. Hier ist sowieso eines Tages Schluß. Dafür sorgt die Thermodynamik.«
      »Das könnte fast stimmen«, sagte Melzer, »fast! Im PaläontologenBulletin standen unlängst Zahlen, Schätzungen, um wieviel die Biomas se schon abgenommen haben soll. Man verbreitet sich darüber, woher sie ursprünglich überhaupt stammt. Dabei ist oft von den Nachbarplaneten die Rede. Aber aus der Menge des verluderten Papiers läßt sich mit Sicherheit schließen, daß es noch niemand weiß. Was es hier an

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