Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das geborstene Schwert

Das geborstene Schwert

Titel: Das geborstene Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
Vom Netzwerk:
einatmete, schien Frieden zu liegen, und als sie sich ausgeweint und ein bißchen Wein getrunken hatte, war ihr, als habe sich eine beruhigende Hand auf ihr Herz gelegt. Sie fiel in einen traumlosen Schlaf.
    Als sie wieder erwachte, fühlte sie sich wunderbar ausgeruht. Sie setzte sich auf. Durch das blaue Licht kam Skafloc geschritten.
    Von seinen Wunden war keine Spur zurückgeblieben, und er lächelte freundlich. Bekleidet war er mit einem reich bestickten Hemd und einem Kilt, der die Muskeln an seinen Beinen sehen ließ. Er setzte sich neben sie, nahm ihre Hände und sah ihr in die Augen.
    » Fühlst du dich jetzt besser? «fragte er.» Ich habe in den Wein ein Mittel getan, das dem Herzen Ruhe bringt. «
    » Mir geht es gut, aber – wo bin ich? «gab sie zurück.
    » In Imrics Burg Elfenhöhe in den Hügeln des Nordens «, antwortete Skafloc, und als sie erschreckt die Augen aufriß, setzte er hinzu:» Niemand wird dir ein Leid tun, und alles soll geschehen, wie du es wünschst. «
    » Ich danke dir «, hauchte sie.» Nächst Gott der – «
    » Nein, sprich hier keine heiligen Namen aus «, warnte Skafloc sie.» Die Elfen müssen diese Dinge fliehen, und du bist ihr Gast. Ansonsten bist du frei, alles zu tun, was dir beliebt. «
    » Du bist kein Elf «, stellte Frida langsam fest.
    » Nein, ich bin ein Mensch, aber hier erzogen. Ich bin der Pflegesohn Imrics des Listenreichen, und ihm fühle ich mich mehr verwandt als dem Unbekannten, der mein wirklicher Vater war. «
    » Wie ist es gekommen, daß du uns zu retten erschienen bist? Wir waren verzweifelt – «
    Skafloc erzählte kurz von dem Krieg und dem Überfall, dann lächelte er wieder.» Sprechen wir lieber von dir. Wer kann denn eine so schöne Tochter haben? «
    Frida begann errötend mit ihrer Geschichte. Er hörte ihr zu, ohne zu wissen, was es zu bedeuten hatte. Der Name Orm sagte ihm nichts, denn Imric, der alle menschlichen Bande seines Pflegesohns hatte zerreißen wollen, hatte behauptet, der Austausch der Kinder sei weit weg in einem westlichen Land vorgenommen worden. Außerdem waren Imric Mittel bekannt, mit denen er in Skafloc jede Neugier auf seine Abstammung hatte ersticken können. Frida wiederum wußte nichts anderes, als daß Valgard ihr wahnsinnig gewordener Bruder war. Skafloc hatte an dem Berserker irgend etwas Nichtmenschliches gespürt, aber da er an so viel anderes – und besonders an Frida – zu denken hatte, war er der Sache nicht weiter nachgegangen. Er kam zu dem Schluß, Valgard könne durchaus von einem Dämon besessen sein. Die Ähnlichkeit mit ihm hielt er für einen Spiegelzauber. Illrede konnte ein Dutzend gute Gründe gehabt haben, ihn über Valgard zu legen. Und dann hatte keiner der Elfen, mit denen Skafloc über die Angelegenheit gesprochen hatte, diese Ähnlichkeit bemerkt. Lag das daran, daß sie zu beschäftigt gewesen waren, sich am Leben zu halten, oder hatte Skafloc etwas Verkehrtes gesehen? Imrics Pflegesohn tat die Frage mit einem Achselzucken ab.
    Auch Frida grübelte nicht über die Ähnlichkeit der beiden Männer nach, denn sie hätte sie niemals miteinander verwechselt. Augen und Lippen und Mienenspiel, Gang und Sprache und Benehmen und Gefühl und Gedanken, das alles war bei beiden so unterschiedlich, daß sie die Übereinstimmung in Größe und Knochenbau und Gesichtsbildung kaum beachtet hatte. Wohl war ihr der Gedanke durch den Kopf geschossen, ob sie einen gemeinsamen Vorfahren haben konnten – irgendeinen Dänen, der vor hundert Jahren einen Sommer in England verbrachte –, und dann vergaß sie es wieder.
    Es gab nämlich zuviel anderes. Das Mittel, das ihr eingeflößt worden war, konnte zwar betäuben, aber den Ereignissen nichts von ihrer Entsetzlichkeit nehmen. Während sie berichtete, verschwanden die Verwirrung und das Erstaunen, die bisher ihr Leid in Schach gehalten hatten, und sie beendete ihre Erzählung weinend an Skaflocs Brust.
    » Tot! «rief sie.» Tot, alle tot, alle erschlagen außer Valgard und mir. Ich … ich habe gesehen, wie er Vater und Asmund erschlug, und Ketil war bereits tot, ich habe Mutter zu seinen Füßen hingestreckt gesehen, ich habe gesehen, wie die Axt Asgerd traf – und jetzt bin ich allein übriggeblieben, und ich wollte, ich hätte sterben können anstelle von – Oh, Mutter, Mutter! «
    » Nimm es doch nicht so schwer «, sagte der Mann erstaunt. Bei den Elfen hatte er nicht gelernt, daß eine solche Trauer möglich war.» Dir ist nichts geschehen,

Weitere Kostenlose Bücher