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Das geborstene Schwert

Das geborstene Schwert

Titel: Das geborstene Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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verwahrten, hatten sie nie die Macht gehabt, das seine zu erobern. Frida hingegen – Lia hatte recht gehabt. Gleiches zog es zu Gleichem.
     

XII.
     
    Einige Tage später ging Skafloc allein auf die Jagd. Er reiste auf Zauber-Skiern, die ihn wie der Wind bergauf und bergab trugen, über zugefrorene Flüsse und im Schnee erstickte Wälder, und bei Sonnenuntergang war er schon weit im schottischen Hochland. Er machte sich mit einem Reh über der Schulter auf den Heimweg, als er von weitem den Schein eines Lagerfeuers erblickte. Wer oder was mochte sich in dieser unwirtlichen Gegend aufhalten? Mit dem Speer in der Hand huschte er über den Schnee.
    Nähergekommen entdeckte er im Zwielicht eine gewaltige Gestalt, die auf dem Schnee hockte und sich über den Flammen Pferdefleisch briet. Trotz des kalten Windes trug der Mann nur einen Kilt aus einem Wolfsfell, und die Axt, die neben ihm lag, leuchtete in unirdischem Glanz.
    Skafloc spürte eine große, fremde Macht, und als er sah, daß der andere nur eine Hand hatte, erschauderte er. Es war nicht gut, Tyr, den Asen, allein im Dunkeln zu treffen.
    Aber es war zu spät, zu fliehen. Der Gott hatte ihn bereits gesehen. Kühn schritt Skafloc in den Lichtkreis und begegnete Tyrs schwermütigen dunklen Augen.
    » Sei gegrüßt, Skafloc «, sprach der Ase. Seine Stimme klang wie ein langsamer Sturm, der durch einen metallenen Himmel zieht. Er ließ sich nicht dabei stören, den Spieß über dem Feuer zu drehen.
    » Sei gegrüßt, Herr. «Skafloc beruhigte sich ein wenig. Die Elfen, die keine Seelen hatten, beteten die Götter nicht an, aber es bestand auch kein Unfrieden zwischen ihnen und den Asen, ja, einige Elfen taten sogar Dienst in Asgard.
    Tyr nickte Skafloc kurz zu und deutete damit an, er solle seine Last ablegen und sich ans Feuer setzen. Lange Zeit herrschte Schweigen, bis Tyr bemerkte:» Ich habe Krieg gerochen. Die Trolle wollen gegen Alfheim ziehen. «
    » Das wissen wir, Herr «, antwortete Skafloc.» Die Elfen sind vorbereitet. «
    » Der Kampf wird härter werden, als ihr denkt. Diesmal haben die Trolle Verbündete. «Tyr blickte ernst in die Flammen.» Es steht mehr auf dem Spiel, als Elfen oder Trolle wissen. Die Nornen spinnen in diesen Tagen viele Fäden zu Ende. «
    Wieder war es still, bis Tyr von neuem anhub:» Aye, die Raben fliegen niedrig, und die Götter beugen sich über die Welt, die unter dem Hufschlag der Zeit erzittert. Skafloc, ich sage dir: Du wirst des Namensgeschenkes der Asen dringend bedürfen. Die Götter selbst sind in Unruhe. Deshalb bin ich, der Wäger des Krieges, auf der Erde. «
    Ein Windstoß fuhr durch seine schwarzen Locken. Seine Augen brannten in die Skaflocs.» Ich will dir eine Warnung geben «, fuhr er fort.» obwohl ich fürchte, sie wird gegen den Willen der Nomen nichts helfen. Wer war dein Vater, Skafloc? «
    » Ich weiß es nicht und habe es auch nie zu wissen begehrt, Herr. Aber ich kann Imric fragen – «
    » Tu es nicht. Im Gegenteil, bitte Imric darum, das, was er weiß, niemandem zu sagen und dir erst recht nicht. Denn der Tag, an dem du erfährst, wer dein Vater war, wird ein dunkler Tag sein, Skafloc, und er wird nicht nur über dich, sondern über die ganze Welt Unheil bringen. «
    Er entließ Skafloc mit einer Kopfbewegung, und Skafloc machte sich eilends davon. Er ließ das Reh als Gegengeschenk für den Rat zurück. Aber als er schnell wie der Wind nach Hause fuhr, fragte er sich, ob es wirklich gut war, daß Tyr ihn gewarnt hatte – denn jetzt mußte er immerzu darüber nachdenken, wer er eigentlich war, und die Nacht schien ihm voller Dämonen zu sein.
     
    *
     
    Schneller und schneller sauste er dahin, er achtete nicht des Windes, der ihm ins Gesicht schnitt, und doch konnte er dem, was sich an seinen Rücken geklammert hatte, nicht entrinnen. Nur Frida, dachte er, nach Atem ringend, nur Frida konnte seine Furcht bannen.
    Noch vor Sonnenaufgang kamen die Wälle und Türme von Elfenhöhe in Sicht. Ein Elfenwächter blies ins Horn und gab damit den Torhütern das Zeichen. Durch die geöffneten Portale schoß Skafloc in den Hof. Er warf seine Skier ab und rannte hinein.
    Imric, der am frühen Abend nach Hause gekommen war, hatte unter vier Augen mit Lia gesprochen.» Also hat Skafloc sich in ein sterbliches Mädchen verliebt. Nun – was soll’s? «
    Er zuckte die Schultern.
    » Es ist seine Angelegenheit, und noch dazu keine wichtige. Bist du eifersüchtig? «
    » Ja «, gestand seine Schwester

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