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Das geborstene Schwert

Das geborstene Schwert

Titel: Das geborstene Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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hatten, und schnitt ihnen die Kehlen durch. Waren es aber nicht mehr als zwei oder drei, griff er sie mit seinem Schwert an, dessen Sausen zusammen mit dem Zischen von Fridas Pfeilen der letzte Laut war, den sie hörten.
    Gnadenlos war diese Jagd auf beiden Seiten. Oft verbargen sie sich in einer Höhle oder hinter einem umgestürzten Baum, während eine Schar von Trollen dicht an ihnen vorbeizog. Ihre Spuren verdeckte ein durch zauberkräftige Runen hergestellter dünner Schleier. Aber einem unmittelbar darauf gerichteten Blick hätte er nicht standgehalten. Pfeile und Speere und Schleudersteine zischten ihnen nach, wenn sie, nachdem sie zwei oder drei der Gesellschaft erschossen hatten, die Flucht ergriffen. Von ihrer Wohnhöhle aus sahen sie die Langschiffe der Trolle vorbeirudern, nahe genug, daß sie die Nägel auf den Schilden der Krieger zählen konnten.
    Und es war kalt, kalt.
    Aber bei diesem Leben fanden sie erst wirklich zueinander. Sie lernten, daß die körperliche Liebe nicht die wichtigste Bedeutung für ihre Gemeinsamkeit hatte. Skafloc fragte sich, wie er den Mut aufgebracht hatte, an einen Kampf ohne Frida zu denken. Viele Trolle waren an ihren Pfeilen gestorben, und noch mehr durch ihre kühnen Pläne zu Hinterhalten. Und die Küsse, die sie ihm in den kostbaren Augenblicken des Friedens gab, waren es, die ihn zu seinen eigenen Taten anspornten, und die Hilfe und der Trost, die sie zu jeder Stunde für ihn bereit hatte, hielten seine Stärke aufrecht. Und für sie war er der größte und tapferste und mutigste aller Männer, ihr Schwert und ihr Schild, ihr Liebhaber und ihr Eidbruder.
    Vor sich selbst gestand sie sich sogar – und sie fühlte sich ein wenig schuldig, weil sie sich nicht sehr schuldig fühlte –, daß sie ihren Glauben nicht sehr vermißte. Skafloc hatte ihr erklärt, Worte und Zeichen ihrer Religion würden den Zauber, den er brauchte, stören. Sie ihrerseits kam zu dem Schluß, es sei gotteslästerlich, sie allein zu ihrem Nutzen in einem Krieg zwischen zwei seelenlosen Stämmen einzusetzen. Es mochte besser, vielleicht sogar sicherer sein, Gebete ungesprochen zu lassen. Was den Krieg betraf, so war es der ihre, weil es Skaflocs Krieg war. Eines Tages, nachdem er gewonnen war, würde sie ihn dazu bringen, einem Priester zuzuhören, und sicher würde Gott einem solchen Mann wie ihm den Glauben nicht vorenthalten.
    Hart war das Leben der Flüchtlinge, aber ihre Sinne wurden schärfer, ihre Sehnen stärker, und ihre Ausdauer wuchs. Der Wind peitschte ihr das Blut durch die Adern, bis es sang, die Sterne liehen ihren Augen ihre Helligkeit. In der ständigen Gefahr lernte sie jeden Augenblick des Lebens auszukosten.
    Seltsam, dachte sie, auch wenn wir unter Hunger und Kälte und Angst leiden, hat es noch nie harte Worte zwischen uns gegeben. Sie dachten und handelten wie ein Mensch, als seien sie mit der gleichen Gußform hergestellt worden. Die einzigen Unterschiede, die es zwischen ihnen gab, waren die, die das Verlangen des anderen erfüllten.
    » Ich habe mich einmal vor Imric gerühmt, ich hätte nie Furcht oder Niederlage oder Liebesweh kennengelernt «, sagte Skafloc. Sie befanden sich in der Höhle, er hatte den Kopf in ihren Schoß gelegt und ließ sie sein windzerzaustes Haar kämmen.» Er antwortete, das seien die drei äußersten Grenzen des menschlichen Lebens. Damals verstand ich ihn nicht. Jetzt erkenne ich, daß er weise war. «
    » Woher konnte er es denn wissen? «fragte sie.
    » Ich weiß es nicht, denn die Elfen erleben die Niederlage nur manchmal, die Furcht selten und die Liebe nie. Aber seit ich dich gefunden habe, meine Liebste, habe ich alle drei in mir selbst entdeckt. Ich war dabei, mehr Elf als Mensch zu werden. Du machst mich wieder zum Menschen, und das Elfentum in mir verblaßt. «
    » Und mir ist, als sei etwas von den elfischen Eigenschaften in mein Blut gekommen. Ich fürchte, daß ich immer weniger daran denke, was recht und heilig ist, und immer mehr an das, was nützlich und angenehm ist. Meine Sünden wachsen – «
    Skafloc zog ihren Kopf zu sich herunter.» Daran tust du gut. Das Gerede über Pflicht und Gesetz und Sünde bringt nichts Gutes. «
    » Du lästerst – «begann sie. Er unterbrach sie mit einem Kuß. Sie versuchte, sich loszureißen, und es endete mit einem unter Gelächter geführten Ringkampf. Als sie damit fertig waren, hatte Frida ihre unheilvollen Ahnungen vergessen.
     
    *
     

Nachdem die Trolle das Elfenland zu ihrer

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