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Das geborstene Schwert

Das geborstene Schwert

Titel: Das geborstene Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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war, wartete er eine Weile.
    In dieser Gestalt konnte er nicht ganz so gut riechen wie als Wolf, wenn auch besser als ein Mensch, aber seine Augen sahen weiter, und seine Ohren hörten ebenso gut. Auch hatte sein Körper die Fähigkeit, mit jedem Haar in Fell und Schnurrbart dem Menschen unbekannte Empfindungen aufzunehmen, und seine Schnelligkeit und Geschwindigkeit waren wie der Glanz seines Pelzes eine Freude für das eitle, übermütige Ottergehirn.
    Er lag ganz still und spannte alle Sinne an. Er hörte überraschte Ausrufe von den Wehrgängen. Irgendwer mußte einen Blick auf den Adler erhascht haben, und so sollte er besser hier nicht trödeln.
    Geschickt schlich er durch die Schatten an der Mauer entlang. Ein Otter war zu groß, um sicher zu sein – die Gestalt eines Wiesels oder einer Ratte wäre besser gewesen –, aber so mußte es auch gehen. Wie froh war er, daß Frida diese drei Zauberfelle mitgebracht hatte! Zärtlichkeit quoll in ihm auf, doch er konnte sich jetzt nicht damit aufhalten, an sie zu denken.
    Eine Tür stand angelehnt, und durch die schlich er hinein. Er befand sich an der Rückseite des Gebäudes. Jeden Winkel und jede Ecke dieses Labyrinths kannte er. Mit zuckenden Schnurrbarthaaren sog er die Luft ein. Die Burg stank zwar nach Troll, aber außerdem lag der Geruch nach Schlaf schwer in der Luft. Insofern hatte er Glück. Er bemerkte ein paar Trolle, die umherliefen, aber denen konnte er leicht aus dem Weg gehen.
    Er trottete an der Festhalle vorbei. Überall lagen betrunkene, schnarchende Trolle. Die Wandteppiche hingen in Fetzen, die Möbel waren zerkratzt und beschmutzt, und die aus Gold, Silber und Edelsteinen bestehenden Ornamente – die Arbeit von Jahrhunderten – waren gestohlen worden. Besser wäre die Burg von Kobolden erobert worden, dachte Skafloc. Die hatten wenigstens Manieren. Aber diese schmutzigen Schweine – Er wand sich die Treppe hinauf zu Imrics Gemächern. Wer auch immer jetzt der Graf war, er würde höchstwahrscheinlich dort schlafen … und Lia bei sich haben.
    Der Otter drückte sich gegen eine Wand und entblößte lautlos die nadelscharfen Zähne. Seine gelben Augen flammten. Um die nächste Biegung drang der Geruch nach Troll. Der Graf hatte eine Wache aufgestellt und –
    Wie ein grauer Blitz war der Wolf über dem Troll. Der schlaftrunkene Krieger erkannte nicht, was das war, bis die Fänge in seine Kehle fuhren. Es rasselte laut, als er in seiner Rüstung zu Boden fiel. Er versuchte, das Tier von seiner Brust wegzustoßen, und dann starb er.
    Skafloc duckte sich. Blut tropfte von seinen Kiefern. Es hatte einen sauren Geschmack. Das war schnell gegangen … nein, nirgendwo wurde Alarm geschlagen … schließlich war die Burg sehr groß. Er mußte es darauf ankommen lassen, daß die Leiche gefunden wurde, solange er noch im Gebäude war. Dann konnten sich die Trolle denken, was – nein, halt-
    Skafloc verwandelte sich in einen Menschen und schlug mit dem Schwert des toten Trolls auf die Kehle ein, bis nicht mehr zu erkennen war, daß Zähne und nicht eine Klinge ihn ums Leben gebracht hatten. Mochten sie glauben, der Wachtposten sei in einem Streit zwischen Betrunkenen erschlagen worden. Schlecht für sie, wenn sie es nicht glaubten! Mit diesem grimmigen Gedanken spuckte er Blut aus und wischte sich den Mund ab.
    Wieder als Otter eilte er vorwärts. Am Kopf der Treppe war die Tür zu Imrics Räumen geschlossen, aber er kannte das geheime Zischen und Pfeifen, mit dem sich das Schloß öffnen ließ. Leise stieß er die Laute aus, schob die Tür mit der Nase einen Spalt auf und schlich hinein.
    Zwei schliefen in Imrics Bett. Wenn der Graf erwachte, war das das Ende von Skaflocs Suche. Auf seinem geschmeidigen Otterbauch kroch er an das Bett, und jede Bewegung schien ihm die Lautstärke von Donnerschlägen zu haben.
    Am Bett richtete er sich auf den Hinterbeinen auf. Lias Göttinnengesicht lag auf einem Kissen in einer Wolke silbrig-goldenen Haares. Neben ihr ruhte ein Kopf mit einer lohfarbenen Mähne und einem Gesicht, das sogar im Schlaf finster war – aber Zug um Zug glich es seinem eigenen.
    Also war Valgard, der Übeltäter, der neue Graf. Skafloc konnte sich kaum beherrschen, die Wolfszähne in diese Kehle zu schlagen, mit dem Adlerschnabel nach den Augen zu hacken, mit der Otterzunge die herausgerissenen Eingeweide zu lecken.
    Aber das waren Tierwünsche. Ihre Erfüllung würde zuviel Lärm machen und ihn dadurch das Schwert kosten.
    Er

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