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Das geborstene Schwert

Das geborstene Schwert

Titel: Das geborstene Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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berührte Lias glatte Wange mit der Nase. Ihre langen Lider flatterten, und ihre Augen zeigten, daß sie ihn erkannte.
    Ganz langsam setzte sie sich auf. Valgard bewegte sich im Schlaf und stöhnte. Sie erstarrte. Der Berserker sprach mit sich selbst. Skafloc verstand Wortfetzen:» – Wechselbalg – die Axt – oh Mutter, Mutter! – «
    Lia ließ ein Bein auf den Boden gleiten. Nur auf ihren kleinen Fuß gestützt, stand sie auf. Ihr weißer Körper schimmerte durch den dichten Schleier ihres Haares. Wie ein Schatten schlüpfte sie aus dem Raum, durch den nächsten, in einen dritten. Skafloc trottete hinterher. Sie schloß geräuschlos jede Tür.
    » Jetzt können wir sprechen «, hauchte sie.
    Er richtete sich als Mann auf, und sie fiel mit einem Laut, der halb ein Lachen, halb ein Schluchzen war, in seine Arme. Sie küßte ihn, bis ihn trotz all seiner Liebe zu Frida ein heißes Verlangen nach der schönen Frau überkam, die er in den Armen hielt.
    Sie sah es und versuchte, ihn auf eine Liegestatt zu ziehen.» Skafloc «, flüsterte sie.» mein Geliebter. «
    Er bezwang sich.» Ich habe keine Zeit «, erklärte er mit rauher Stimme.» Ich bin nur gekommen, um das geborstene Schwert zu holen, das mir die Asen zu meinem Namensfest geschenkt haben. «
    » Du bist müde. «Ihre Hände streichelten sein hageres Gesicht.» Du hast Kälte und Hunger ertragen und bist in ständiger Lebensgefahr gewesen. Ruhe dich bei mir aus, laß mich dich trösten. Ich habe ein Geheimzimmer – «
    » Keine Zeit, keine Zeit «, wehrte er ab.» Frida wartet auf mich inmitten der Troll-Stellungen. Bring mich zu dem Schwert. «
    » Frida. «Lia wurde um einen Ton blasser.» Also ist das sterbliche Mädchen immer noch bei dir. «
    » Aye, und sie ist ein tüchtiger Krieger für Alfheim gewesen. «
    » Auch ich habe einiges ausgerichtet. «Lias Gesicht zeigte eine eigentümliche Mischung ihres alten, bösartigen Humors und einer neuen Sehnsucht.» Valgard hat meinetwegen bereits den Trollgrafen Grum erschlagen. Er ist stark, aber ich beuge ihn. «Sie kam ihm näher.» Er ist besser als ein Troll, er ist beinahe wie du – aber er ist nicht du, Skafloc, und ich habe es satt, Liebe heucheln zu müssen. «
    » Oh, beeile dich! «Er schüttelte sie.» Wenn man mich fängt, könnte das das Ende für Alfheim bedeuten, und die Gefahr wächst von Minute zu Minute. «
    Eine Weile stand sie still da. Schließlich wandte sie ihre Augen ab und sah zu einem großen Glasfenster hinaus in eine Welt, wo die Wolken den Mond verschlungen hatten. Das Land lag schweigend und eisig in der Dunkelheit vor Sonnenaufgang.» Nun ja, natürlich hast du recht «, sagte sie.» Und was könnte verständlicher sein, als daß du es eilig hast, zu deiner Liebe – zu Frida – zurückzukehren? «
    Sie drehte sich wieder zu ihm um und schüttelte sich vor lautlosem Gelächter.» Willst du wissen, wer dein Vater war, Skafloc? Soll ich dir erzählen, wer du wirklich bist? «
    Er legte ihr eine Hand auf den Mund. Die alte Furcht überwältigte ihn.» Nein! Du weißt, welche Warnung Tyr ausgesprochen hat! «
    » Versiegele meine Lippen mit einem Kuß «, verlangte sie.
    » Ich kann nicht – «Er gehorchte ihr.» Können wir jetzt gehen? «
    » Kalt war dieser Kuß «, murmelte sie verzweifelt.» kalt, wie die Pflicht immer ist. Gut, machen wir uns auf den Weg. Aber du bist nackt und unbewaffnet. Da du das eiserne Schwert nicht in der Gestalt eines Werteres forttragen kannst, mußt du ein paar Kleider haben. «Sie öffnete eine Truhe.» Hier sind Hemd, Hosen, Wams, Mantel – alles, was du haben willst. «
    In fiebriger Hast streifte er die Sachen über. Sie waren mit edlen Pelzen besetzt und mußten aus Imrics Besitz für Valgard geändert worden sein, denn sie paßten ihm gut. An seinen Gürtel hing er ein Schwert. Lia warf über ihre eigene Nacktheit einen flammendroten Mantel. Dann führte sie ihn zu einer anderen Treppe hinaus.
    Tief, tief hinunter ging es. Der Schacht war kalt und still, aber es war eine angespannte Stille, die jeden Augenblick gebrochen werden konnte. Einmal kamen sie an einem Wachtposten vorbei. Skafloc griff nach dem Schwert an seinem Gürtel. Aber der Troll neigte nur den Kopf. Er hielt ihn für Valgard. In seinem Flüchtlingsleben hatte Skafloc sich einen Bart wachsen lassen, der voll, aber kurz geschnitten war wie der Valgards.
    Schließlich erreichten sie die Verliese, wo nur in weiten Abständen verteilte Fackeln das feuchte Dunkel

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