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Das geborstene Schwert

Das geborstene Schwert

Titel: Das geborstene Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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erhellten. Skaflocs Schritte hallten auf dem schlüpfrigen Boden der Gänge, in denen die Schatten undurchdringlich waren. Wortlos glitt Lia ihm voraus.
    Sie kamen an eine Stelle, wo der Stein von einem helleren Mörtel unterbrochen war. Runen waren hineingekratzt. Dicht daneben befand sich eine geschlossene Tür. Lia wies darauf.» In dieser Zelle hat Imric die Mutter des Wechselbalgs gefangengehalten. Jetzt ist er selbst darin, über einem nie verlöschenden Feuer an den Daumen aufgehängt. Wenn Valgard betrunken ist, macht er sich oft das Vergnügen, ihn bewußtlos zu schlagen. «
    Skaflocs Faust schloß sich so fest um den Schwertgriff, daß die Knöchel weiß hervortraten. Und doch konnte er sich des Gedankens nicht erwehren, daß Imric nichts Schlimmeres geschah, als was er der Trollfrau – und wie vielen anderen? – angetan hatte. Hatte Frida – hatte der Weiße Christus, von dem sie ihm ein wenig erzählt hatte – nicht recht damit, daß böse Taten immer zu neuen bösen Tagen und so letzten Endes zum Weltuntergang führten, daß es an der Zeit sei, Stolz und Rache gegen Liebe und Verzeihen einzutauschen? War dies vielleicht nicht unmännlich, sondern in Wahrheit das Schwerste, was ein Mann vollbringen konnte?
    Aber Imric war sein Pflegevater, und Alfheim war seine Heimat, und aus welchem Grund sollte er eigentlich nicht erfahren, von wem er abstammte –? Er grub die Spitze des Schwerts heftig in die Wand.
    Von oben drangen schwache Geräusche, rufende Stimmen und laufende Füße.» Sie haben Alarm geschlagen «, flüsterte Lia.
    » Vielleicht haben sie den Wachtposten gefunden, den ich töten mußte. «Skafloc grub tiefer. Der Mörtel löste sich nur langsam von dem Stein.
    » Hat man dich hereinkommen gesehen? «erkundigte sie sich.
    » Es mag einer einen Blick auf mich erhascht haben, als ich in Adlergestalt war. «Skaflocs Klinge brach durch. Er fluchte und grub mit dem restlichen Stück weiter.
    » Valgard ist gewitzt. Berichtet man ihm von dem Adler, wird er sich denken können, daß der Krieger nicht auf normale Weise getötet wurde. Wenn er Männer ausschickt, die Burg zu durchsuchen, und sie uns finden –! Beeile dich! «
    Der Lärm von oben dröhnte in ihren Ohren, aber lauter waren das Kratzen von Metall auf Stein und das Tropfen von jahrhundertealtem Wasser.
    Skafloc zwängte die abgebrochene Klinge in eine Ritze und benutzte sie als Hebel. Einmal – zweimal – dreimal, und der Stein polterte heraus.
    Er faßte in die sich dahinter auftuende Höhlung. Seine Hände zitterten, als sie das Schwert herauszogen.
    Feuchte Erde hing an den beiden Hälften. Es war ein zweischneidiges Schwert gewesen und so groß und schwer, daß nur die stärksten Männer es schwingen konnten. Doch solange es auch begraben gewesen war, es zeigte keinen Rost, und die Kanten hatten nichts von ihrer Rasiermesserschärfe verloren. Stichblatt, Heft und Knauf schimmerten golden und waren so mit einem sich windenden Drachen graviert, daß sie seinen Schwanz, Körper und Kopf bildeten. Die glänzenden Beschläge waren wie ein Hort, auf dem er lag. Runen, die Skafloc nicht entziffern konnte, liefen die dunkle Klinge entlang. Er hatte das Gefühl, die mächtigsten davon seien auf dem Dorn verborgen.
    » Die Waffe der Götter. «Er hielt sie mit Grauen.» Die Hoffnung von Alfheim – «
    » Hoffnung? «Lia trat mit erhobenen Händen zurück, als wolle sie etwas abwehren.» Das bezweifele ich! Jetzt, wo wir das Ding haben, zweifele ich daran. «
    » Was meinst du? «
    » Kannst du es nicht spüren? Die Macht und den Hunger, die in dem Stahl verschlossen sind, versiegelt durch diese unbekannten Runen! Das Schwert mag von den Göttern geschickt sein, aber es ist kein Götterschwert. Es liegt ein Fluch darauf, Skafloc. Es wird allen in seiner Reichweite Verderben bringen. «Sie zitterte vor einer Kälte, die nicht die der Verliese war.» Ich glaube … Skafloc, ich glaube, es wäre das beste, du würdest das Schwert wieder einmauern. «
    » Welche andere Hoffnung haben wir? «Er wickelte die Stücke in seinen Mantel und nahm das Bündel unter den Arm.» Gehen wir. «
    Ungern führte Lia ihn an eine Treppe.» Jetzt wird es gefährlich «, raunte sie.» Wir können es kaum vermeiden, gesehen zu werden. Laß mich für uns beide sprechen. «
    » Nein, denn dafür wirst du später büßen müssen, es sei denn, du kommst mit mir. «
    Sie drehte sich mit strahlendem Gesicht zu ihm um.» Liegt dir an mir? «
    » Natürlich,

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