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Das geborstene Schwert

Das geborstene Schwert

Titel: Das geborstene Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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über die der Wind kreischte.
    Mananaan nickte.» Das ist Jötunheim. «Der Sturm riß ihm die Worte von den Lippen.» Ich vermute, Utgard, in dessen Nähe der Riese, wie du sagst, wohnen soll, liegt östlich von hier. «
    » Schon möglich «, brummte Skafloc. Er hatte längst die Orientierung verloren, und bei den Elfen gab es über diese Küsten auch nicht viel mehr Wissen als ängstliche Gerüchte.
    Er fühlte die Müdigkeit nicht mehr, darüber war er hinaus. Ihm war, als treibe er immer weiter wie ein Schiff mit festgebundenem Ruder, das keine andere Möglichkeit hatte und um dessen Untergang sich niemand kümmerte.
    Aber als er da stand und das schreckliche Riesenland betrachtete, kam ihm der Gedanke, daß Frida wohl nicht weniger unglücklich war als er. Vielleicht war sie sogar schlimmer daran, denn er wurde abgelenkt durch die Suche nach dem Riesen und wußte sie in Sicherheit, aber sie bangte um sein Leben und hatte wahrscheinlich nicht viel anderes zu tun, als darüber nachzudenken.
    » Das ist mir bisher gar nicht eingefallen «, sprach er erstaunt vor sich hin, und ganz plötzlich fühlte er, wie ihm die Tränen auf den Wangen gefroren.
    Da sang er:
     
    Lange wird es dauern, bis ich die Liebste,
    Die mir verlorene, vergesse.
    Die Wege, die ich wandern muß,
    Werden kalt sein und einsam.
    Leer ist mein Herz durch die Lücke,
    Die sie hinterließ.
    Doch das Ärgste in meinem eigenen Leid ist der Gedanke an ihr Unglück.
     
    Von neuem verfiel er in Grübeln. Mananaan ließ ihn in Ruhe, denn er hatte die Erfahrung gemacht, daß es sinnlos war, sein Erwachen aus derartigen Anfällen beschleunigen zu wollen. Währenddessen lief das Boot vor dem stürmischen Wind nach Osten.
    Nichts schien sich in dieser Ödnis von Felsen und Eis zu rühren außer den Brechern und den wirbelnden Schneeteufeln in den Bergen und den tanzenden Nordlichtern. Aber Mananaan spürte, daß Wesenheiten in der Nähe waren. Hier war das Herkunftsland jener, die eine ständige Bedrohung für die Asen waren – Asa-Loki, Utgard-Loki, Hel, Fenris, Jörmungandr und Garm, der am Ende der Welt den Mond verschlingen wird.
    Bis Skafloc seinen Trübsinn abschüttelte, hatte das Boot eine weite Strecke zurückgelegt, und Mananaan steuerte auf der Suche nach ihrem Ziel dicht an jedem Fjord vorbei. Der Seekönig war unruhig geworden, denn er konnte den dunklen Utgard beinahe riechen, und er für seine Person hatte keine Lust, dieser Stadt nahezukommen.
    » Bolverk wohnt in einem Berg, wurde mir gesagt «, erklärte Skafloc.» Wir müssen also nach einer Höhle Ausschau halten. «
    » Aye, aber dieses verfluchte Land ist durchsetzt von Höhlen. «
    » Es wird eine große sein, denke ich, und in ihrer Nachbarschaft müssen Anzeichen einer Schmiedewerkstatt zu entdecken sein. «
    Mananaan nickte und hielt auf die nächste Einbuchtung zu. Als er sich den Klippen näherte, merkte Skafloc erst, wie hoch sie waren. Ihm wurde schwindelig, als er ihre Spitzen zu erkennen versuchte. Ein paar von Nordlichtern beleuchtete Wolken segelten über sie hin, und er hatte das Gefühl, diese Felswände stürzten über ihm zusammen – die Mauern der Welt, die in der See versank, stürzten nach innen!
    Ameisengleich kroch das Boot unter den Klippen her und lugte in den Fjord. Er zog vorbei, ein Gewirr von Eis – und Felsinseln und Klippen, die hoch so hoch hinaufragten, daß sie die Sterne auslöschten. Aber Skaflocs Nasenflügel begannen zu beben, als der Wind einen ganz schwachen Geruch nach Rauch und heißem Eisen herantrug – und er hörte weit entfernt das Klingen eines Hammers.
    Sie brauchten keine Worte. Mananaan fuhr in den Fjord ein. Innerhalb der Klippen war es windstill, und die Seefahrer mußten rudern. Sie beeilten sich, aber der Fjord war so lang, daß sie kaum voranzukommen schienen.
    Immer tiefer wurde die Stille, als sei jedes Geräusch erfroren. Aus dem sternenbesäten Himmel sanken ein paar trockene Schneeflocken herab. Die Kälte war verzehrend. Skafloc kam die Stille vor wie ein Raubtier, das sich mit gierigen Augen und peitschendem Schwanz zum Sprung bereitmacht. Irgendwie wußte er, daß er beobachtet wurde.
    Langsam umrundete das Boot die vielen Biegungen und Landzungen und kam dem Hauptland näher. Einmal hörte Skafloc ein schnelles, schleifendes Geräusch. Das Johlen des Windes über den Felsspitzen klang von so hoch oben, daß es beinahe von den Sternen zu kommen schien.
    Ein merkwürdiger Anblick war es, wie das goldene Bild Fands

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