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Das geborstene Schwert

Das geborstene Schwert

Titel: Das geborstene Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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hören, ob ich nicht Nachricht über Mananaans Heimkehr bekomme. «
    Skafloc stand zur Seite. Er dachte daran, wie es wäre, wenn Frida jetzt von ihm Abschied nehmen würde.
    Zu sich selbst sprach er:
     
    Ohne Glück ist einer,
    Der Abschied nehmen muß vom Land,
    Wenn seine Liebste ihm nicht lächelnd leise Worte zuraunt.
    Kälter als ihre Küsse kommt die Gischt geflogen.
    Vergeblich suche ich voll Gram,
    Sie zu vergessen.
     
    » Laß uns an Bord gehen «, rief Mananaan. Er und Skafloc stiegen von der kleinen Anlegestelle ins Boot und zogen das schimmernde Segel auf. Der Mensch nahm das Steuerruder, während der Gott einen Akkord auf seiner Harfe griff und sang:
     
    Wind, dies Lied weiß dich zu finden in dem Himmel, in dem Meer,
    Wird dich Ruhelosen binden,
    Darum folge dem Begehr.
    Laß die grünen Heimathügel,
    Unser Ziel liegt fern von hier.
    Blase, gib dem Schifflein Flügel,
    Südwind, Seewind, kommt zu mir.
    Auf, nach Norden fahren wir.
     
    Kaum war die Musik verklungen, als ein starker Wind aufkam und das Boot vorwärtssprang in den kalten, grünen Wellen, die Gott und Mensch salzigen Schaum auf die Lippen warfen. Schnell wie die Elfenschiffe waren die Mananaans, und schon bald war das graue Land von den grauen Wolken am Rande der Welt nicht mehr zu unterscheiden.
    » Ich vermute, es wird mehr dazu gehören, Jötunheim zu finden, als einfach immer nach Norden zu segeln «, meinte Skafloc.
    » Das ist wahr «, antwortete Mananaan.» Es bedarf dazu gewisser Zauber, aber noch mehr starker Herzen und Arme. «
    Er spähte voraus. Der Wind zauste das Haar um sein Gesicht, das gleichzeitig majestätisch und lustig, draufgängerisch und kühl war.» Der erste Atem des Frühlings weht über das Land der Menschen «, bemerkte er.» Das war der schlimmste Winter in Jahrhunderten, und ich glaube, der Grund dafür war, daß die Jötunen ihre Macht zeigen wollten. Wir segeln in das ewige Eis, das ihre Heimat ist. «
    Er wandte sich zu Skafloc um.» Es ist Zeit, daß ich einmal an den Rand der Schöpfung reise. Bin ich nicht ein König der Meere? Aber ich hätte nicht solange warten, sondern fahren sollen, als die Tuatha De Danaan noch Götter und im vollen Besitz ihrer Macht waren. «Er schüttelte den Kopf.» Sogar die Asen, die immer noch Götter sind, kamen nicht unversehrt von ihren wenigen Vorstößen nach Jötunheim zurück. Was uns beide betrifft – ich weiß es nicht. Ich weiß es nicht. «
    Dann fuhr er kühn fort:» Aber ich segele, wohin ich will! Es soll kein Wasser in den Neun Welten geben, das Mananaan Mac Lirs Kiel nicht durchpflügt hat. «
    Skafloc, in seine eigenen Gedanken versunken, antwortete nicht. Das Boot verhielt sich wie ein lebendes Wesen. Der Wind harfte in dem Tauwerk, Schaum zog einen Regenbogenschleier um das schöne Bild Fands. Die Luft war kühl, aber die Sonne versandte blendende Strahlen, trank den Nebel weg und verstreute Diamantenstaub auf dem Wasser. Die Wellen sprangen und lärmten unter einem von schnellen weißen Wolken überzogenen blauen Himmel. Allmählich wurde sich auch Skafloc der Frische dieses Morgens bewußt. Leise sang er:
     
    Blau ist der Himmel, blank das Meer,
    Das Boot macht gute Fahrt.
    In immerwährendem Wechsel!
    Spielen die Wellen.
    Süßes Herz, wärst du an meiner Seite unter diesem Segel,
    Das Leben wäre voll Lachen.
    (Liebst du mich noch, Frida?)
     
    Mananaan betrachtete ihn forschend.» Diese Fahrt wird uns alles abverlangen, was ein Mann zu geben hat. Laß nichts am Ufer zurück. «
    Skafloc schoß das Blut ins Gesicht vor Zorn.» Ich habe niemanden gebeten mitzukommen, der den Tod fürchtet! «
    » Der Mann, der nichts hat, wofür es sich zu leben lohnt, ist seinen Feinden nicht der gefährlichste «, gab Mananaan zurück. Und dann ergriff er schnell seine Harfe und sang eines der alten Kriegslieder der Sidhe. Seltsam klang es in der Weite von Wellen, Himmel und Wind. Für einen Augenblick glaubte Skafloc, er sehe wolkige Heere in die Schlacht ziehen. Die Sonne schien auf die Federn an den Helmen und auf Wälder von Speeren, Banner flogen, Hörner riefen, und Streitwagen mit Klingen an den Radnaben rasselten über den Himmel.
     
    *
     

Drei Tage und drei Nächte lang segelten sie. Der Wind blies beständig von achtern, und das Boot flog über die Wellen wie eine Schwalbe in der Luft. Sie wachten abwechselnd, schliefen in ihren Schlafsäcken unter dem kleinen Vordeck und lebten von Stockfisch, Käse, Zwieback und was sie sonst an Bord hatten,

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