Das geborstene Schwert
sie südwärts.
*
» Wie lange mögen wir unterwegs gewesen sein? «fragte der Mann.
» Ich weiß es nicht. Wir waren länger dort als hier. «Der Seekönig roch die frische Brise und sah zu dem klaren blauen Himmel hoch.» Es ist Frühling geworden. «
Nach einer Weile fuhr er fort:» Jetzt hast du das Schwert, und Blut hast du ihm schon reichlich zu trinken gegeben. Was wirst du tun? «
» Ich werde mich dem Erlkönig anschließen, falls er noch lebt. «Skafloc sah mit grimmigem Gesicht zum Horizont hin.» Setz mich südlich des Kanals an Land, und ich werde ihn finden. Die Trolle sollen es nur wagen, sich mir in den Weg zu stellen! Haben wir das Hauptland Alfheims von ihnen gesäubert, werden wir England zurückerobern. Dann fallen wir in ihr Heimatland ein und rotten das verfluchte Volk aus. «
» Wenn es dir gelingt. Nun, natürlich, versuchen mußt du es. «
» Werden die Sidhe mir nicht helfen? «
» Das ist eine Sache für den Hohen Rat. Aber wir werden auf keinen Fall eingreifen, bevor die Elfen in England sind. Sonst könnte ja unser Land in Abwesenheit der Krieger überfallen werden. Mag sein, daß wir dann mitkämpfen. Es gäbe Ruhm zu gewinnen, und wir könnten eine Bedrohung unserer Flanke aus dem Weg räumen. «Der Seekönig hob seinen stolzen Kopf.» Wie es auch kommen mag – Mananaan Mac Lir und seine Krieger werden zu dir eilen, sobald du englischen Boden betrittst. Denn wir haben zusammen Gefahren bestanden und Blut vergossen und uns gegenseitig das Leben gerettet. «
Wortlos drückten sie sich die Hände. Und bald darauf setzte Mananaan Skafloc und sein Jötunenpferd an Land und segelte weiter nach Irland und zu Fand.
Auf seinem schwarzen Roß ritt Skafloc zu dem fernen Erlkönig. Das Pferd lief immer noch schnell, aber es war abgemagert vor Hunger. Skafloc selbst sah auch nicht gut aus. Seine Kleider waren zerfetzt und verblichen, seine Rüstung verbeult und rostig, der Mantel um seine Schultern dünn geworden. Er hatte auf seinen Reisen an Gewicht verloren. Die starken Muskeln lagen dicht unter der Haut, und die Haut spannte sich fest über den Knochen. Tiefe Linien waren in sein Gesicht gegraben, das alle Jugendlichkeit verloren hatte. Es war das Gesicht eines verstoßenen Gottes geworden – der weichste Ausdruck war der müden Hohns, und meistens war es hart und verschlossen. Nur noch das helle, windzerzauste Haar war jung. So mag Loki aussehen, wenn er am letzten Abend der Welt auf die Vigrid-Ebene reitet.
Er ritt über Hügel, und ringsum zeigte sich das wiedergeborene Jahr. Am Morgen hatte es geregnet. Der Boden war schlammig, Tümpel und Pfützen glitzerten unter den Sonnenstrahlen. Das Gras schoß in die Höhe und erfreute das Auge mit seinem frischen Grün. Die Bäume trieben Knospen, an denen schon ein Schimmer von Farbe den Sommer ankündigte.
Es blieb kühl. Ein scharfer Wind ließ Skaflocs Mantel flattern. Und doch war es ein Frühlingswind, der sprang und lärmte und die Trägheit aus dem Winterblut peitschte. Der Himmel war hoch und ganz blau, die Sonne stach wie mit Lanzen in das nasse Gras. Im Südosten hingen dunkle Wolken, und Donner rollte. Aber davor leuchtete ein Regenbogen.
Der Schrei von Wildgänsen ertönte in den Lüften. Die Zugvögel waren auf dem Weg nach Hause. Eine Drossel übte ihr Lied, und zwei Eichhörnchen spielten in einem Baum wie kleine rote Feuer.
*
Bald gab es warme Tage und helle Nächte, grüne Wälder und blühende Blumen. Ein tief in seinem Inneren begrabenes, beinah vergessenes Gefühl erwachte in Skafloc.
Oh, Frida, wenn du bei mir wärest –
Der Tag neigte sich dem Abend zu. Skafloc ritt immer weiter auf seinem unermüdlichen Pferd. Er gab sich keine Mühe, ungesehen zu bleiben. Für den Jötunenhengst war es keine besondere Schnelligkeit, so daß er sich unterwegs Futter abreißen konnte. Aber die Erde bebte unter seinen Hufen. Sie hatten das mittlere Reich Alfheims erreicht und hielten weiter auf die Bergfestungen zu, wo der Erlkönig sein mußte, falls er bis jetzt ausgehalten hatte. Verbrannte Höfe, zerbrochene Waffen, saubergepickte Knochen zeigten, daß hier ein Krieg gewühlt hatte. Alles löste sich schnell auf, wie es die Dinge des Feenreichs zu tun pflegten. Hin und wieder zeigte sich eine frische Trollspur, und Skafloc leckte sich die Lippen.
Die Nacht brach an. Nach dem Land, aus dem er kam, war sie seltsam warm und hell. Er ritt weiter. Manchmal schlief er ein wenig im Sattel, aber er hielt nie
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