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Das geborstene Schwert

Das geborstene Schwert

Titel: Das geborstene Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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sie von ihm. Dann war ihr, als stehe er leibhaftig vor ihr, ihr Herz schlug an seinem Herzen, und seine Arme umfaßten sie hart und zärtlich zugleich. Er flüsterte ihr ins Ohr, lachte, sprach ein Liebesgedicht, und das Spiel ging in Leidenschaft über …
    Sie erwachte in der Dunkelheit und der verbrauchten Luft des Alkovenbettes.
    Frida hatte sich verändert. Das Leben der Menschen kam ihr langweilig und kleinlich vor nach dem Glanz des Elfenhofes und den harten, aber so glücklichen Zeiten der winterlichen Trolljagd. Thorkel hatte sich nur taufen lassen, damit er mit den Engländern Handel treiben konnte. Deshalb sah Frida selten einen Priester. Und da sie wußte, daß ihr Herz sündigte, war sie froh darüber. Trübselig war eine Kirche nach den Wäldern und Hügeln und dem brausenden Meer. Immer noch liebte sie Gott. War nicht die Erde Sein Werk, und eine Kirche nichts als Menschenwerk? Aber sie konnte sich nicht dazu bringen, Ihn häufig anzurufen.
    Manchmal schlüpfte sie mitten in der Nacht hinaus, nahm sich ein Pferd und ritt ein Stück nordwärts. Mit ihrer Hexensicht erhaschte sie ab und zu einen Blick auf das Feenreich – einen vorbeieilenden Gnom, eine Eule, die nicht aus einem Ei ausgebrütet war, ein schwarzes Schiff vor der Küste. Aber die, die sie zu grüßen wagte, flohen sie, und sie konnte keine Nachricht darüber erhalten, wie der Krieg stand.
    Trotzdem – diese für kurze Augenblicke auftauchende Zauberwelt war Skaflocs Welt. Und dann war es für die Dauer eines Herzschlags auch die ihre gewesen.
    Sie arbeitete jedoch so schwer, daß sie nicht übermäßig viel zum Grübeln kam, und ihr junger, gesunder Körper blühte auf. Als aus den Wochen Monate wurden, erwachte in ihr das gleiche Gefühl, das die Vögel zurückbrachte und die Knospen sich öffnen ließ. Sie sah ihr Spiegelbild in einem Teich und erkannte, daß aus dem Mädchen eine Frau geworden war. Ihre schlanke Gestalt hatte sich gerundet, ihr Busen hob sich, das Blut rann ruhiger durch die Adern. Sie wurde Mutter.
    Könnte er sie jetzt sehen – Nein, nein, das darf nicht geschehen. Aber ich liebe ihn, ich liebe ihn so sehr.
    Unter Blitz und Donner und Regen zog der Winter davon. Über Bäume und Wiesen breitete sich das erste zarte Grün aus. Die Vögel kehrten nach Hause zurück. Frida sah ein Storchenpaar, das sie kannte. Verwirrt kreisten die Vögel über Orms Land. Sie hatten immer auf seinem Dach genistet. Frida weinte. In ihrer Brust fühlte sie eine große Leere.
    Nein, diese Leere füllte sich wieder, nicht mit der alten, grenzenlosen Freude, sondern mit einer stillen Zufriedenheit. Ihr Kind wuchs in ihr. In ihm – oder ihr, es war ihr gleich – erwachten alle ausgebrannten Hoffnungen zu neuem Leben.
     
    *
     

Sie stand im Zwielicht unter einem Apfelbaum, dessen Blütenblätter bei jedem leichten Windstoß auf sie niederrieselten. Der Winter war vorbei. Skafloc lebte in dem Frühling, in Wolken und Schatten, in Sonnenaufgang und Sonnenuntergang und im silbernen Mondlicht. Er sprach zu ihr durch den Wind und lachte mit dem Meer. Ein neuer Winter würde kommen, und wieder ein Winter im großen, nie endenden Kreistanz der Jahre. Aber sie trug den Sommer unter ihrem Herzen.
    Thorkel wollte nun auf eine Handelsfahrt in den Osten segeln (vielleicht auch ein bißchen Beute machen, sollte er Gelegenheit dazu finden). Er und seine Söhne hatten die Reise lange geplant. Doch Audun freute sich nicht mehr darauf, und schließlich erklärte er seinem Vater:» Ich kann nicht mit. «
    » Was soll das heißen? «rief Thorkel.» Du, der du mehr als jeder andere Tag und Nacht davon geträumt hast, du willst du Hause bleiben? «
    » Nun ja – irgendwer wird doch hier gebraucht. «
    » Wir haben gute Hausknechte. «
    Audun wandte verlegen den Blick ab.» Die hatte Orm auch. «
    » Unser Besitz ist kleiner als der Orms, und so haben wir die Nachbarn in unserer Nähe. Und hast du vergessen, daß wir nach dem damaligen Überfall alle beschlossen haben, dieses Jahr Wachtposten aufzustellen? «Thorkels kluge Augen betrachteten seinen Sohn durchdringend.» Was ist los mit dir, Junge? Sag mir die Wahrheit. Fürchtest du dich vor dem Kampf? «
    » Du weißt, daß ich mich nicht fürchte! «flammte Audun auf.» Und wenn ich auch noch kein Blut vergossen habe, werde ich jeden töten, der das zu behaupten wagt. Ich will einfach diesmal nicht mit, und mehr ist dazu nicht zu sagen. «
    Thorkel nickte nachdenklich.» Dann ist es also Frida. Das

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