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Das geborstene Schwert

Das geborstene Schwert

Titel: Das geborstene Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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Sorge, daß sein Becher nie leer war. Er verfiel in Schweigen, seine Augen blickten glasig ins Weite, und schließlich sank er zu Boden.
    Aber oft, wenn er noch nicht zu betrunken zum Gehen war, wuchtete er seinen großen Körper langsam hoch. Ein wenig taumelnd schritt er durch die Halle, wo die Trollhäuptlinge in Schmutz und Erbrochenem lagen. Er nahm sich eine Fackel, stolperte eine rauh ausgehauene Treppe hinunter, stützte sich dabei an der kalten, schlüpfrigen Wand. In den Verliesen angekommen, öffnete er eine Tür.
    Imrics weißer Körper, über den schwarze Streifen geronnenen Blutes liefen, schimmerte im Glosen des Kohlenfeuers unter seinen Füßen. Ein Dschinn war damit beauftragt, das Feuer immer in Gang zu halten. Der Graf war an seinen Daumen aufgehängt. Er bekam weder Speise noch Trank. Sein Bauch war eingesunken, seine Haut spannte sich über hervortretenden Rippen, seine Zunge war schwarz. Aber er war ein Elf, und all das war nicht genug, ihn sterben zu lassen. Seine schrägen, wolkigblauen Augen richteten sich mit dem undeutbaren Starren auf Valgard, das ihm immer kalt ums Herz werden ließ. Der Berserker versteckte seine Furcht hinter einem Grinsen.
    » Errätst du, warum ich gekommen bin? «Seine Zunge war schwer, und er schwankte auf den Füßen.
    Imric sprach kein Wort. Valgard schlug ihm über den Mund. Der Schlag klang in der Stille hier unten sehr laut und brachte Imrics Körper zum Pendeln. Der Dschinn drückte sich auf die Seite. Seine Augen und Fangzähne glänzten in der Dunkelheit.
    » Wenn das Gehirn in deinem Schädel noch nicht eingeschrumpft ist «, sagte Valgard.» wirst du wissen, daß ich schon öfters hier gewesen bin. Und ich werde immer wiederkommen. «
    Er nahm eine Peitsche von einem Sims in der Wand und ließ die Schnüre durch die Finger gleiten. Seine Augen glitzerten; er leckte sich die Lippen.
    » Ich hasse dich «, sprach er. Es brachte sein Gesicht ganz nahe an das Imrics.» Ich hasse dich, weil du mich in die Welt gesetzt hast. Ich hasse dich, weil du mein Erbteil gestohlen hast. Ich hasse dich, weil du bist, was ich nie sein kann – und auch nicht sein will, verdammter Elf! Ich hasse dich wegen deiner bösen Taten. Ich hasse dich, weil ich deinen verfluchten Pflegesohn nicht zur Hand habe und du an seiner Stelle herhalten mußt – jetzt! «
    Er hob die Peitsche. Der Dschinn verkroch sich, so weit es ging, in eine Ecke. Imric gab keinen Laut von sich und bewegte sich nicht. Als Valgards einer Arm müde war, benutzte er den anderen. Als er auch mit diesem nicht mehr zuschlagen konnte, warf er die Peitsche zu Boden und ging.
    Sein Rausch war verschwunden. Nur ein Kältegefühl und ein Kopfschmerz waren zurückgeblieben. Als er an einem Fenster vorbeikam, hörte er draußen den Regen rauschen.
    Die Trolle haßten den Sommer, aber er hatte sich danach gesehnt. Er hatte sich vorgestellt, dann könne er im grünen Gras neben glucksenden Bächen liegen. Statt dessen hatte er nutzlose Ausfälle gegen die Elfen geführt oder war zwischen diesen Mauern gefangen gewesen. Und jetzt ging es mit dem Sommer zu Ende – und mit Trollheim auch. Aus Valland kamen keine Nachrichten mehr. Zuletzt war von einer blutigen Schlacht die Rede gewesen.
    Wollte der Regen denn nie aufhören? Er erschauerte in dem feuchten Kältestrom, der durch das Fenster drang. Blauweiße Blitze flammten auf, und das Rütteln des Donners spürte er bis in die Knochen. Er stolperte nach oben in seine Gemächer. Die Trollwachen lagen in viehischem Schlaf da. Waren sie alle Trunkenbolde, waren sie alle Vater – und Brudermörder? Wo gab es in dieser stinkenden, lärmenden Horde einen, dem er sein Herz öffnen konnte? Er machte die Schlafzimmertür auf und blieb mit hängenden Schultern auf der Schwelle stehen. Lia saß aufrecht im Bett. Sie wenigstens, zog es ihm durch den trüben Sinn, hatte sich im Gegensatz zu den anderen Elfenfrauen nicht als Hure erwiesen. Und wenn er aus Abscheu vor sich selbst zitterte, gab sie ihm Trost.
    Von neuem zuckte ein Blitz auf. Der Donner ließ den Fußboden erbeben. Der Wind kreischte und warf Regen gegen das Glas. Die Wandbehänge blähten sich, die Kerzen flackerten in dem kalten Luftzug.
    Schwer ließ sich Valgard auf die Bettkante fallen. Lia schlang die Arme um seinen Hals. Ihr Blick ruhte mondkühl auf ihm. Ihr Lächeln, ihre seidige Haut und ihr Duft waren verlockend, auch wenn es ihnen irgendwie an Wärme mangelte. Durch das Brausen des Sturms klang ihre süße

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