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Das Gebot der Rache

Das Gebot der Rache

Titel: Das Gebot der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Niven
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    »Vielleicht kann Sergeant Danko ja …«
    Danko nickte, doch just in diesem Moment erwachte das Funkgerät knisternd zum Leben. »Entschuldigen Sie«, sagte er, hob einen Finger und sprach ins Mikrofon. »Schieß los.«
    »Okay, die Sturmfront ist um uns herumgezogen und liegt jetzt genau zwischen uns und Regina.« Die Stimme des Piloten klang blechern und verzerrt. »Unser Treibstoff reicht nicht mehr, um sie weiträumig zu umfliegen. Ich befürchte, heute Nacht kommen wir hier nicht mehr weg.«
    »Verstanden«, sagte Danko.
    »Ich werde noch ein paar Checks an der Maschine durchführen. Ruhen Sie sich etwas aus.«
    »Tut mir leid«, sagte Danko und stellte das Funkgerät wieder leiser. »Sieht so aus, als müssten wir heute Nacht Ihre Gastfreundschaft strapazieren, Mr. Miller.«
    »Nennen Sie mich Donnie. Und keine Sorge, wir haben genug Platz hier.« Ich leerte mein Glas und goss mir nach.
    Als ich aus der Küche den Flur entlang zu Walts Zimmer ging, konnte ich hören, wie Danko Irene berichtete, dass Sammy heute Morgen überraschend das Büro verlassen hatte. Ich sah aus dem Fenster in Richtung Poolhaus und dachte an Herby. Daran, dass da draußen im Sturm etwas war, das es auf uns abgesehen hatte. Auf das, was von meiner Familie noch übrig war. Ich blickte den langen Korridor zu meiner Rechten hinunter, der zu meinem Büro führte, und auf einmal fiel mir die Pistole wieder ein. Ich würde sie nachher holen, sobald ich mit Walt geredet hatte. Ich kippte den Brandy runter, stellte das Glas auf der Fensterbank ab und ging weiter.
    Walt saß mit seinem neuen Handy auf dem Bett. Als ich ins Zimmer trat, legte er es schuldbewusst zur Seite. »Ich hab nur …«
    »Schon in Ordnung«, sagte ich und setzte mich auf die Bettkante, wobei ich bemerkte, dass ich mit einem Mal leicht angetrunken war, obwohl meine Nerven trotz des Drinks keinen Deut weniger blank lagen als zuvor. Mir wurde schummrig vor Augen. Das einzige Licht im Zimmer kam von einem graublauen Nachtlicht in der Steckdose neben dem Bett. Walts Angst vor der Dunkelheit. Wird er sie jetzt jemals überwinden? Überall lagen Kleider und Spielzeuge herum: Autos, Pistolen, Schwerter, Helme. Totems, denen Walt schon bald entwachsen sein würde, da die Teenager-Jahre heutzutage bereits mit zehn oder elf begannen. Auf seinem Nachttisch stand auch noch ein Teller mit Krümeln und eine Tasse mit einer Pfütze Kakao darin. Sammy hatte sie ihm am Morgen zuvor gebracht, bevor sie zur Arbeit gefahren war. War dies ihr letzter Akt mütterlicher Fürsorge gewesen? Hatte sie ihren Sohn geküsst, als sie die heiße Schokolade dort hinstellte? Oder mit ihm geschimpft, weil er immer noch im Bett lag? Diese Gedanken stürzten so schnell auf mich herein, einer nach dem anderen, dass ich schluchzend den Kopf in die Hände legen musste. Und noch ehe ich wusste, wie mir geschah, brach ich in Tränen aus und griff nach Walts Hand.
    »Daddy«, sagte Walt. »Was ist los? Ist …«
    »Mommy hatte einen Unfall«, sagte ich. »Sie … sie ist tot, mein Sohn.«
    Mit diesen Worten beendete ich Walts Kindheit.
    Heftig blinzelnd – ein nervöser Tick von ihm – irrte sein Blick durchs Zimmer. Dann setzte die Panik ein. »Wo ist sie? Wann kommt sie nach Hause?«
    »Sie ist im Krankenhaus. Sie kommt nicht mehr nach Hause, Walt.«
    Jetzt brachen bei mir alle Dämme. Ich begann hemmungslos zu weinen, was Walt nur noch mehr ängstigte.
    »Nein!«, rief er aufgebracht. » Ich will sofort Mommy sehen! «
    Das Bild von dem weißen Stück Knochen schoss mir durch den Kopf.
    »O Schatz. Du kannst …«
    » NEIN! «
    Ich zog Walt fest an mich, als seine Tränen zu strömen begannen und mir heiß den Hals hinabliefen. Lange hielten wir uns so weinend in den Armen, bis ich ein leises Klopfen an der Tür hörte. »Herein«, sagte ich mit belegter Stimme. Officer Hudson trat ein, in der Hand ein Glas Schokomilch, in dem sie zuvor eine Valium aufgelöst hatte. »Hallo, Walt«, sagte sie, »ich habe dir was zu trinken gebracht.«
    Sie setzte sich neben ihn aufs Bett. »Aua«, rief sie dabei und rückte ihre Polizeiweste zurecht.
    »Was ist denn?«, schniefte Walt.
    »Schau mal hier«, sagte Hudson. Sie öffnete den Reißverschluss der Weste und zeigte Walt eine versteckte Metallplatte im Futter.
    »Was ist das?«, wollte Walt wissen.
    »Es hält Pistolenkugeln auf. Wie Superman.«
    Fasziniert schlug Walt mit seiner kleinen Faust gegen das Metall.
    »Klopf, klopf«, sagte Hudson.

23
    »Sie

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