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Das Gebot der Rache

Das Gebot der Rache

Titel: Das Gebot der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Niven
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ist wirklich sehr gut in so etwas«, sagte Danko, als ich uns einen weiteren Brandy einschenkte. »Hudson ist eine der Besten, mit denen ich bei solchen Fällen je zusammengearbeitet habe.« Ich nickte und blickte hinaus in den Sturm, der den Schnee am Fenster vorbeiblies. Man konnte das Tosen sogar durch das dicke Glas noch hören. Der Hubschrauber war jetzt zur Hälfte begraben. Irene hantierte im Hintergrund mit Besteck und Geschirr herum. Es war kurz vor zehn. »Donnie«, sagte Danko nach einem Moment, »wenn Sie lieber alleine sein wollen …«
    »Nein, schon in Ordnung. Ich bin nur …« Ich war ausgebrannt, ohne jeden Rest von Adrenalin. Mit Walt zu reden hatte mir alles abverlangt.
    »Haben Sie mit Sammys Eltern gesprochen?«, fragte Irene leise.
    »Sie wollen versuchen, den letzten Flug zu kriegen, der heute Nacht noch Hawaii verlässt. Dann wären sie morgen früh um sechs in Los Angeles. Vor morgen Abend werden sie vermutlich nicht hier sein.«
    Die Tür ging auf, und Hudson kam herein. »Er schläft jetzt.«
    »Vielen Dank«, sagte ich. »Hat … hat er irgendetwas gesagt?«
    »Nicht viel. Er wollte meine Waffe sehen. Er wirkte erschöpft.«
    Stille. Der Wind. Das Gebläse des Ofens.
    »Tut mir leid«, sagte Hudson, »aber könnte ich mich wohl irgendwo hinlegen? Ich bin seit heute Morgen um fünf auf den Beinen.«
    »Natürlich«, erwiderte ich und stand auf. »Ich werde …«
    »Bleiben Sie sitzen, Donnie«, sagte Irene und legte mir die Hand auf die Schulter, als sie hinter meinem Stuhl vorbeiging. »Ich zeige Officer Hudson eines der Gästezimmer. Den Piloten, Mr. …«
    »Matt«, sagte Danko.
    »Mr. Matt bringe ich im hinteren Zimmer unter.«
    »Danke, Irene.«
    »Gute Nacht«, verabschiedete sich Hudson.
    »Hören Sie«, sagte ich und wendete mich wieder Danko zu, »wenn Sie sich ebenfalls zurückziehen wollen, tun Sie sich bitte keinen Zwang an.«
    »Ich werde aufbleiben, bis ich das hier geleert habe, falls Sie nichts dagegen haben.« Er hob sein Brandyglas. »Und vielleicht esse ich noch einen Happen Lasagne.«
    »Gerne.« Ich war erleichtert. Ich brauchte Gespräche, Ablenkung. Alles, was mich davon abhielt, mir das auszumalen, wovon ich wusste, dass ich es mir ausmalen würde, sobald ich allein war. Und Walt auch, wenn er erst einmal alt genug war, um das alles zu verstehen. Wenn er den Namen seiner Mutter googelte und online Zeitungsartikel las. Ich schüttelte den Kopf, um den Gedanken loszuwerden. Danko blickte sich in der riesigen Küche um. »Sie haben wirklich ein schönes Haus, Donnie.«
    Die schiere Unwirklichkeit der Situation – ich saß in unserer Küche und trank mit einem Polizisten Brandy, der gekommen war, um mich über den Tod meiner Frau zu informieren – entlockte mir ein bitteres Lachen. Ich erschrak. »O Mann. Tut mir leid«, sagte ich, »es ist nur so …«
    »Das muss es nicht«, erwiderte Danko. »So komisch das klingt, aber das ist gar keine so ungewöhnliche Reaktion.«
    »Haben Sie so etwas schon häufig gemacht?«
    »Häufiger, als mir lieb ist.«
    »Das ist auch für einen Polizisten sicherlich nicht leicht zu verkraften.«
    »Na ja, es gibt immer wieder welche, die können das nicht. Ich habe mal mit einem Kollegen zusammengearbeitet, ich glaube, sein Name war Ellison …« Nachdenklich kratzte er sich die silbernen Bartstoppeln. »Ja genau, Joe Ellison. Er …« Danko hielt inne und sah mich an. »Sind Sie sicher, dass Sie das wirklich hören wollen?«
    Ich nickte und griff nach der Flasche.
    »Nun, da war dieses Paar, dem wir mitteilen mussten, dass ihre Tochter getötet worden war. Ein Autounfall, nördlich von hier, in der Nähe von Moose Jaw. Wir waren Partner, aber wir hatten noch nicht lange zusammengearbeitet. Wie auch immer, ich hatte das Gespräch mit der Familie beim letzten Mal übernommen. Also war er nun an der Reihe. Doch er weigerte sich. ›Komm schon, Joe‹, sagte ich, ›fair ist fair. Ich war beim letzten Mal dran.‹ Also gingen wir rein – sobald die Leute einen so unerwartet vor ihrer Tür stehen sehen, befürchten sie natürlich das Schlimmste –, und er sagte: ›Tut mir leid, aber wir haben schlechte Nachrichten. Ihre Tochter betreffend.‹ Und die Frau sprach es direkt aus: ›Sie ist tot.‹ Woraufhin Joe erwiderte: ›Leider haben Sie recht.‹ Und dann fing er an zu lachen.« Ich musste ebenfalls lachen. »Wirklich. Die Emotionalität des Ganzen … das war einfach zu viel für ihn. Junge, unser Captain hat uns deshalb vielleicht

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