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Das gebrochene Versprechen

Das gebrochene Versprechen

Titel: Das gebrochene Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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sich. Er fragte: »Austin?«
    »Vermutlich.«
    »Wir müssen sie stoppen.«
    »Ja.« Ich griff nach meiner
Tasche auf dem Lampentischchen, hielt dann inne und kam mir blöd vor. Wo wollte
ich hin? Ich war auf Action gepolt, aber ich hatte keinen Ansatzpunkt mehr —
Das Telefon klingelte. Hy nahm ab, sprach kurz, streckte dann mir den Hörer
hin. »Letta James«, sagte er. »Sie hat rausgefunden, wer ›StarWatch‹ mit den
Informationen füttert.«
     
     
     
     

19
     
    »Schuldig im Sinne der
Anklage«, sagte Ethan Amory.
    Der Anwalt saß hinter dem Rosenholzschreibtisch
in seinem geräumigen Büro in der nagelneuen Firmenetage von Zenith Records. Er
war noch nicht komplett eingerichtet: auf dem Boden standen Kartons, und der
Schreibtisch war leer, bis auf ein Telefon und ein antikes Feder-und-Tintenfass-Set.
Und trotz der Vorwürfe, mit denen ich ihn eben konfrontiert hatte, wirkte er
völlig locker, als er sich jetzt in seinem Ledersessel zurücklehnte, ein leicht
verächtliches Lächeln um die schmalen Lippen.
    Ich trat an den Schreibtisch
und beugte mich darüber, auf die Kante gestützt, damit meine Hände nicht vor
Wut zitterten. »Warum, um Himmels willen?«, fragte ich. »Warum?«
    »Setzen Sie sich, Sharon. Es
besteht kein Grund zu solcher Dramatik. Möchten Sie vielleicht etwas trinken?«
    »Ich will nichts trinken, und
ich will mich auch nicht setzen. Ich will Antworten.«
    »Wie Sie meinen.« Er ging an
ein Barwägelchen und bediente sich.
    Ich marschierte zu dem Fenster
hinterm Schreibtisch und sah hinaus. Der Hotelportier hatte mich gewarnt, dass
der Smog heute Rekordwerte erreichen würde; er verwischte die Konturen der
benachbarten Bürotürme und der Menschen auf dem Bürgersteig des Wilshire
Boulevard, achtundvierzig Stockwerke tiefer. Nachdem Los Angeles zweihundert
Jahre lang ein Ort ohne klar erkennbaren Kern gewesen war, hatte die Stadt eine
Renaissance ihres Zentrums erlebt, und hier, knapp unter der Spitze eines der
höchsten Wolkenkratzer, hatten Ricky und seine Partner den Hauptsitz ihres
neuen Labels errichtet.
    Passend, dachte ich, für eine
Firma namens Zenith. Ein ambitionierter Name für eine Gruppe von ambitionierten
Leuten, aber jetzt hatte ich etwas herausgefunden, was das ganze Unternehmen
leicht zu Fall bringen konnte.
    Hinter mir knarzte Amorys
Stuhl. Ich drehte mich um und sah, dass er wieder saß, seinen Drink in der
Hand. Ich ermahnte mich, meinen Zorn nicht die Oberhand gewinnen zu lassen, und
nahm, entgegen meiner Erklärung von eben, gleichfalls Platz.
    Ich sagte: »Okay, jetzt
beantworten Sie meine Frage — warum?« Amory trank und stellte sein Glas ab.
»Ist schwierig, das einem Außenstehenden zu erklären, aber ich werde mich
bemühen.« Er legte die Hände zusammen, stützte das Kinn darauf und sah mich
nachdenklich an. »Ihr Schwager hat ein enormes Potenzial, wenn es richtig
kanalisiert wird. Er hat eine großartige Bühnenpräsenz, könnte irgendwann einer
der ganz Großen werden. Und seine Songs, die meisten jedenfalls, gehören zum
Besten, was derzeit geschrieben wird. Mehrere haben bereits den Sprung in die
Pop-Charts geschafft — was bei Country-Sängern nicht allzu oft vorkommt. Seine
Popularität nimmt immer mehr zu, sowohl hier als auch im Ausland. Er ist so
weit, sich ein wesentlich größeres Publikum zu erobern.«
    »Was hat das damit zu tun, dass
Sie der Presse —«
    »Geduld. Darauf komme ich
gleich. Wie gesagt, er hat ein enormes Potenzial — wenn es richtig gelenkt
wird. Aber vor etwa eineinhalb Jahren habe ich wahrgenommen, dass da bei ihm
etwas ernsthaft im Argen liegt. Die Songs, die er schrieb, waren entweder lau
und nichts sagend oder aber zynisch und bitter. ›The Broken Promise Land‹ ist
ein gutes Beispiel. Damit beißt er kräftig in die Hand, die ihn füttert, und er
hat Glück, dass diese Branche so mit sich selbst beschäftigt ist, dass kaum
jemand gemerkt hat, was er da sagt. Außerdem hatte seine Booking-Agentur
Schwierigkeiten, ihn überhaupt irgendwohin zu kriegen. Seine Gagen wurden immer
höher, aber sein Einkommen stagnierte, weil er jeden dritten Auftritt ablehnte.
Und das tat er nicht, um mehr Zeit fürs Songschreiben oder für seine Familie zu
haben; er war dauernd droben in Little Savages, wo er, laut Mig Taylor, so gut
wie gar nichts tat. Und wenn er hier war und ich ihn besucht habe, hing er
grübelnd und deprimiert herum.«
    Zerfressen von Schuldgefühlen
wegen der Terriss-Sache, dachte ich. »Reden Sie

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