Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das gebrochene Versprechen

Das gebrochene Versprechen

Titel: Das gebrochene Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
Vom Netzwerk:
»Wie ich sehe, können Sie sich den Rest selbst
zusammenreimen.«
    Ich sagte: »Nicht die Leute von
Transamerica sind auf die Idee gekommen, die Single nicht zu promoten. Sie
selbst haben es ihnen vorgeschlagen.«
    »Wiederum schuldig im Sinne der
Anklage.«
    »Sie sahen darin das, was Rae
erst im Nachhinein erkannt hat — etwas, was ihm Publicity und Sympathien
bringen konnte.«
    »Ja.«
    »Und wenn sie nicht auf die
Idee mit den T-Shirts gekommen wäre? Hatten Sie etwas in petto?«
    Amory lachte leise. »Rae hat
mich überrascht — und mir perfekt in die Hände gespielt. Ich wollte noch ein
paar Minuten verstreichen lassen und dann eine Anzeigenkampagne vorschlagen,
die sie auch erwähnt hat. Aber dann kam plötzlich aus dem Mund dieses Mädels
ein Plan, der nicht nur nicht kostspielig ist, sondern uns sogar Geld bringen
wird. Diese Frau ist zwar nicht vom Fach, aber äußerst helle. Wie gesagt, er
täte gut dran, sie zu behalten.«
    »Sie ist kein Schoßtier!«
    Amory zwinkerte überrascht.
    Mein Zorn hatte sich die ganze
Zeit aufgestaut, und jetzt brach er sich Bahn. »Dafür halten Sie die Leute
doch, oder?«, herrschte ich ihn an. »Bewegliche Habe. Dinge, aus denen man den größtmöglichen
Nutzen herauspresst und die man dann wegwirft. Ungeachtet der Tatsache, dass
sie menschliche Wesen sind und Gefühle haben und Talent — und dass sie das
Recht haben, ihr Leben unbelästigt zu leben. Das ist Ihnen egal. Sie
manipulieren sie, quetschen sie aus und zerstören sie!«
    Er griff stirnrunzelnd nach
seinem Drink. Ich konnte nicht sagen, ob ihn meine Worte getroffen hatten oder
ob er einfach nur verblüfft war, weil er in seinem Tun nichts sah, was eine
solche Vehemenz erklärt hätte.
    Ich atmete tief durch, um mich
in den Griff zu kriegen. »War Kurt an all dem auch beteiligt?«
    Amory nahm einen langen,
bedächtigen Schluck von seinem Drink und stellte dann das Glas übertrieben
achtsam ab. »Kurt? Nein. Kurt hat eine große Klappe, aber dahinter hat er Angst
vor Rick. Rick hat irgendwas gegen ihn in der Hand, wahrscheinlich Beweise für
irgendwelche Unregelmäßigkeiten. Kurt würde ihm gegenüber nie etwas riskieren.«
    Ich nickte und zögerte, ehe ich
die nächste Frage stellte. Bisher kam mir dieses Gespräch vor, als hätte ich
eine Reihe Steine umgedreht und darunter immer abscheulichere Kreaturen
gefunden; ich hatte aufrichtig Angst, was unter dem nächsten zum Vorschein
kommen würde. »Okay«, sagte ich schließlich, »was wissen Sie über Patricia
Terriss?«
    »Wen?«
    »Der Name sagt Ihnen nichts?«
    Er schüttelte den Kopf.
    Ich musterte ihn, versuchte
abzuschätzen, ob er die Wahrheit sagte. Keine Chance; Amory war ein gewiefter
Lügner. »Haben Sie, außer dem, was Sie mir gerade erzählt haben, noch
irgendetwas getan, um Rickys Image, wie Sie es nennen, aufzupeppen?«
    »Ich würde meinen, ich habe
diesbezüglich genug getan, nein? Woran denken Sie?«
    »Anonyme Briefe. Anonyme Faxe.
Ein... Blumenarrangement in seinem Trailer auf dem Gelände in Sonoma County.
Ein hintersinniges Geburtstagsgeschenk für seine Tochter.«
    »Oder ein Schuss, der angeblich
von einem Wilderer stammte?«, setzte er sanft hinzu. »Sind das die Gründe für
die verschärften Sicherheitsmaßnahmen?«
    »Unter anderem.«
    »Möchten Sie mir nicht sagen,
was Sache ist?«
    »Damit es bei ›StarWatch‹
landet? Nein, ich glaube nicht, dass ich das möchte.« Ich musste hier raus; der
Zorn auf diesen Mann schnürte mir die Luft ab. Ich stand auf und strebte zur
Tür.
    Amory sagte: »Ich nehme an, Sie
werden jetzt zum Hotel zurückfahren und Ricky von diesem Gespräch erzählen?«
    Ich blieb stehen. »Nein, das
werde ich nicht tun. Er hat heute Abend ein Konzert; es ist nicht gut, ihn
damit zu belasten.«
    »Aber Sie werden’s ihm sagen.
Das wird nichts ändern, wissen Sie? Geschäft ist Geschäft, und wir haben eine
Plattenfirma zu führen.«
    »Amory, da bin ich mir nicht so
sicher; ich glaube, Sie unterschätzen meinen Schwager.«
    »Der schnellste Weg, ihn zu
ruinieren, ist, Zwietracht zwischen uns zu säen.«
    »Und der beste Weg zu
verhindern, dass er ruiniert wird, ist, das hier weise zu gebrauchen.« Ich zog
meinen Kassettenrecorder aus dem Außenfach meiner Umhängetasche und hielt ihn
hoch. »Sie sprachen doch von den Beweisen, die Ricky gegen Kurt hat? Tja, jetzt
hat er gegen Sie auch welche. Das Band lief die ganze Zeit mit.«
    Er machte Anstalten
aufzustehen, aber ich hob die andere Hand. »Das würde ich an

Weitere Kostenlose Bücher