Das gefallene Imperium 1: Die letzte Bastion (German Edition)
meinte Finier amüsiert.
Carlo hingegen konnte der Situation beim besten Willen nichts Amüsantes abgewinnen.
»Es ist doch so«, sprach Loos weiter, ohne den Einwand des anderen Gouverneurs zu beachten, »dass wir zivile und militärische Erwägungen in Betracht ziehen müssen. Das muss doch zu schaffen sein. Wir dürfen nicht vergessen, dass wir im besten Interesse der Menschen handeln müssen, nicht in unser eigenem.« Den letzten Satz sagte er mit Blick auf Cavanaugh, der den Kopf zur Seite neigte und so tat, als hätte er den Wink nicht verstanden.
»Es gibt noch etwas, das wir bedenken müssen«, warf Carlo in die Runde.
»Und das wäre?«, fragte Vargas.
»Dass immer noch Krieg herrscht. Und die 18. Legion ist eine mobile, schwer gerüstete Kampfeinheit in Diensten des Imperiums. Wir sind eigentlich nur zur personellen Aufstockung und Neuausrüstung nach Perseus zurückgekommen. Unter anderen Umständen, wären wir längst wieder an der Front.«
»Nur dass die Front jetzt überall ist«, fiel Finier ihm ins Wort. Der alte Mann wirkte noch immer amüsiert. Als würde er über einen Witz lachen, den nur er verstand.
»Ganz genau«, stimmte Carlo ihm rundheraus zu. »Und eine Einheit wie die 18. Legion geht normalerweise dorthin, wo der Feind zu finden ist. Und in diesem Fall wäre das Vector Prime. Die dort stationierten Einheiten stehen mit dem Rücken zur Wand und man bat uns offiziell um Hilfe. Es wäre nur richtig, diese Hilfe zu gewähren.«
»Was?« Cavanaugh sprang entsetzt von seinem Stuhl auf. »Und Perseus ungeschützt lassen? Das können Sie nicht. Das verbiete ich!«
Carlo wägte seine nächsten Worte sehr sorgfältig ab.
»Und falls ich es trotzdem tue?«
Cavanaugh stockte für einen Moment und seine Augen verengten sich gefährlich. »Das wäre nicht rechtmäßig. Schlimmer noch, das wäre Verrat. Sie haben der Anweisung der Zivilregierung Folge zu leisten.«
»Es ist Krieg«, wiederholte Carlo mit fester Stimme. »Falls wir uns hier einigeln und in ein falsches Gefühl der Sicherheit wiegen, werden einige vielleicht den Krieg vergessen, aber ich garantiere Ihnen, der Krieg wird uns nicht vergessen. Es wird vielleicht Monate oder auch Jahre dauern, aber die Drizil werden irgendwann auf unserer Türschwelle stehen. Es ist besser, sie vorher anzugreifen und ihnen zu schaden, wo wir nur können. Da draußen sind immer noch Menschen, die kämpfen. Sie kämpfen, leiden und sterben. Und während sie das tun, blicken sie zum Himmel und hoffen auf Hilfe. Wenn wir ihnen diese Hilfe versagen, werden auch wir ganz allein dastehen, wenn wir eines Tages Hilfe brauchen. Und dies wird eintreten, das ist so sicher, wie das Amen in der Kirche. Es heißt jetzt, entweder stehen wir vereint oder wir fallen – jeder für sich.«
»General Rix hat recht«, äußerte sich Lestrade und musterte lange jeden Anwesenden. »Wir dürfen nicht den Kopf in den Sand stecken. Falls es tatsächlich zu einer militärischen Operation kommen sollte, wird sich die Flotte beteiligen.«
»Dann wären aber auch Sie des Verrats schuldig«, giftete ihn Cavanaugh an.
»Ich würde mich des Verrats schuldig machen, wenn ich es nicht tue. Verrat an den Menschen, die auf den besetzten Welten leben müssen. Sie haben nicht gesehen, was ich sah – mit welcher gedankenlosen Verachtung, die Drizil ganze Welten auslöschen. Wir dürfen das nicht hinnehmen. Falls wir es doch tun, hätten wir es verdient, aus der Galaxie getilgt zu werden. Denn genau das ist es, was die Drizil gerade tun. Wenn sie mit ihrer Offensive fertig sind und ihre Eroberungen konsolidieren konnten, werden die überlebenden Menschen nichts anderes mehr sein als eine geduldete Spezies. Ohne Rechte. Ohne Freiheit. Ohne Hoffnung. Meine Damen und Herren, ich bin Soldat. Daher neige ich dazu, die Dinge einfach zu betrachten. Wir können uns diesem Kampf nicht entziehen, sonst wird uns diese Entscheidung irgendwann verschlingen.«
Die drei Gouverneure schwiegen, während Cavanaugh von einem zum anderen blickte. »Sie können das doch nicht ernsthaft in Erwägung ziehen?!«
»Der Commodore hat da ein paar sehr gute Argumente«, meinte Finier nachdenklich. Jegliche Heiterkeit war aus seiner Miene gewichen.
»Aber Marcel …«
»Versteh mich nicht falsch, ich bin ein alter Mann. Ich sehne mich nicht nach dem Krieg. Ich wollte mein Leben nur in aller Ruhe verbringen, aber es ist nun mal Krieg. Und wenn ich die Wahl hätte, würde ich die Drizil lieber auf anderen
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