Das gefallene Imperium 1: Die letzte Bastion (German Edition)
zusammenschmelzen ließ. Das Ausmaß der Katastrophe war unvorstellbar.
»Alles in allem haben wir siebzehn Schiffe unterschiedlicher Klassen zu unserer Streitmacht hinzugewonnen – das ist nicht viel, aber wir müssen uns auch über Kleinigkeiten freuen –, außerdem noch die geretteten Legionäre und eine Anzahl Milizionäre, die die Vengeance und die Julius Caesar in mehreren Zielsystemen auflesen konnten.« Er wandte sich an seinen Stellvertreter.
»René, du kümmerst dich um die Überlebenden der 8. Legion und integrierst sie in die 18. Damit füllen wir einige der Löcher, die es noch immer gibt. Wir kommen damit zwar immer noch nicht auf Sollstärke, sind jedoch schon ein gehöriges Stück näher dran.«
René nickte und machte sich im Geiste bereits einige Notizen. Carlo sprach nun ohne Umschweife Lecomte an. »Sie tun dasselbe bei den geretteten Milizionären. Wir können im Moment alle Hilfe gebrauchen, die wir bekommen können.«
»Hilfe wobei?«, ergriff Cavanaugh das Wort.
»Wie bitte?«
»Die Drizil wissen nicht, wo wir sind …«
»Soweit wir wissen«, unterbrach Carlo ihn ungehalten. »Die Situation ist unverändert. Die Drizil könnten tatsächlich nicht wissen, wo wir sind, genauso gut könnten sie jederzeit auf unserer Türschwelle erscheinen.«
»Das sind doch nur alles Spekulationen.«
»Natürlich«, gab Carlo ihm widerwillig recht, »doch etwas anderes haben wir nicht. Unsere ganzen Entscheidungen, die wir heute treffen müssen, beruhen auf Spekulationen. Wir wissen lediglich eines: Unser Sektor steht allein da, und zwar vollkommen allein. Es gibt keine funktionierende Regierung mehr. Die Drizil sind lediglich mit Aufräumarbeiten beschäftigt.«
»Ein Grund mehr, uns auf das Wesentliche zu konzentrieren.«
»Als da wäre?«
»Was die Bevölkerung dieses Sektors jetzt tun soll. Wie Sie schon sehr richtig ausführten, ist das Imperium Geschichte. Das mag einigen nicht behagen, aber wir müssen den Tatsachen ins Auge blicken.«
»Und was wollen Sie damit andeuten?«
»Dass ich jetzt das legale Oberhaupt dieses Sektors bin.«
René schnaubte abfällig und Carlo verkniff sich nur mit Mühe eine bissige Erwiderung. Genau das hatte er befürchtet. Das Imperium ging den Bach runter und die Geier kreisten schon. Das Problem an der Sache war nur, dass Recht und Gesetz tatsächlich auf Cavanaughs Seite standen. Normalerweise war jede planetare Regierung der Kontrolle durch die Behörden der Erde unterworfen. Kein planetarer Gouverneur war dem anderen gegenüber weisungsbefugt. Alle verfügten über genau dieselben Rechte und Pflichten, ungeachtet der Wichtigkeit des jeweiligen Planeten oder dem Dienstalter des Gouverneurs. Außerdem hatte die Zivilregierung jederzeit Vorrang vor dem Militär. Doch falls der Kontakt zur Erde – aus welchen Gründen auch immer – abriss, besaß der Gouverneur des Hauptplaneten eines Sektors absolute Befehlsgewalt über den gesamten Sektor und konnte sogar Notstandverordnungen erlassen. Dies sollte verhindern, dass sich im Fall der Fälle jedes System der Terranisch-Imperialen Liga selbständig machte, sobald es keinen Kontakt zur Erde mehr gäbe. Allerdings hätte nie jemand damit gerechnet, dass dies einmal eintreten würde, Carlo am allerwenigsten.
Und in diesem besonderen Fall war nun mal Cavanaugh der Gouverneur des Hauptplaneten dieses Sektors. Die einzige Alternative wäre, ihn zu ignorieren und selbst das Ruder zu übernehmen, was einem Militärputsch gleichkam, und dazu war Carlo nicht bereit. Er trug seine Uniform in dem Glauben, der Freiheit und Demokratie zu dienen, keiner Diktatur. Sollte sich diese Einstellung je ändern, würde er mit Freuden seinen Posten niederlegen.
Von dieser Regel war nur eine Ausnahme vorgesehen: eine Invasion des Systems.
Sollte dies eintreten, war das Militär berechtigt, alle notwendigen Schritte einzuleiten, um die aufziehende Krise zu beenden und die Sicherheit von Bevölkerung und Zivilregierung zu gewährleisten. Egal ob die Maßnahmen dem lokalen Gouverneur gefielen oder nicht.
»Ist es nicht ein wenig zu früh, um sich über derlei Dinge den Kopf zu zerbrechen?«, fragte Carlo mit mühsam beherrschter Stimme. »Haben wir nicht dringendere Probleme?«
»Haben wir die? Ich halte es für unser aller Pflicht, eine funktionierende Regierung aufrechtzuerhalten.«
»Die haben wir«, hielt ihm Carlo vor. »Wie die Machtverhältnisse jetzt stehen oder in Zukunft stehen werden, ist für mich im Moment nicht von
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