Das gefrorene Lachen
aus der Starre erwachte, fasste sie um die Taille und gab ihr einen Kuss. »Danke, mein Mädchen.« Fort war er.
Sie näherte sich dem Prinzipal, der mit finster gerunzelten Brauen ins Leere starrte. Neben ihm stand Mama Josefina, voller Sorge und Angst in der Miene. Pippa sah sie lange an. Sie erschienen so anders als das Königspaar, das sie früher gewesen waren – und doch waren es genau die gleichen Menschen. Der Zauber hatte alle ein Stück verändert und Leise laut, Schüchterne mutig, Dumme klug und Kluge dumm, Sanftmütige jähzornig und Aufbrausende friedlich gezaubert. Was würde nun geschehen, da sie die Verzauberung wieder löste?
Pippa legte dem Prinzipal ihre Hand auf den Arm, räusperte sich verlegen und sagte: »Ferdinand. Äh. König.«
Er blinzelte langsam, drehte den Kopf, sah den Thronsaal, sagte: »Was ist das denn für ein schrecklicher Ort?« und verschwand nicht wie die anderen, sondern blieb, wo er war.
Pippa schaute ihn verblüfft an. »Majestät?«, sagte sie zaghaft.
Der Dschinn, der die ganze Zeit schweigend hinter ihr gestanden hatte, beugte sich vor und flüsterte: »Er gehört hierher. Die Königin, Pippa.«
Sie berührte die Frau des Prinzipals an der Schulter und sagte etwas beherzter als zuvor: »Joséphine, Königin.«
»Oh«, machte die kleine Frau, schüttelte sich, als hätte jemand sie mit Wasser bespritzt, und breitete die Arme aus. »Philippa, mein liebes Mädchen«, rief sie und zog Pippa in eine feste Umarmung. »Ich weiß nicht, wie du es gemacht hast, aber wir sind wieder wir selbst!«
Sie ließ die verblüffte Pippa los und fiel ihrem Gatten um den Hals, der sich mit verlegener Miene, aber sichtlich erfreut von ihr abküssen ließ. Sie flüsterten leise miteinander, nahmen sich bei der Hand und gingen zu den Fenstern, die in der Ferne am anderen Ende des Saals zu sehen waren.
»So«, sagte der Dschinn. »Das wären sie beinahe alle. Wen möchtest du nun zuerst: den Prinzen? Oder deinen Vater?«
Pippa ließ sich auf die Stufen der Empore fallen und legte die Stirn in die Hand. Sie hatte Angst. Wenn August wieder Prinz Augustin war, würde er sie dann auch wieder mit so gleichgültiger Freundlichkeit ansehenwie früher? Sie schlang die Arme um den Körper. »Er ist verlobt«, flüsterte sie und sah zu dem Mädchen, das ein paar Schritte entfernt stand und um deren Entzauberung sie bisher einen Bogen gemacht hatte. Wenn sie sie nun einfach so stehen ließe, ohne sie von ihrem Zauberbann zu befreien?
Pippa sah das Mädchen an. Marie-Belle, die Hübsche, die so gerne Assistentin des Zauberers geworden wäre und die immer nett und freundlich zu ihr gewesen war. Pippa seufzte, stand auf und ging zu ihr. »Mirabelle«, flüsterte sie. »Verlobte des Kronprinzen.«
Das Mädchen klimperte mit den Lidern. Sie spitzte den Mund, stieß einen kleinen erleichterten Laut aus. »Pippa, mein Schatz«, sagte sie und gab Pippa einen kleinen Kuss auf die Wange. »Danke für alles!« Ihr Blick wanderte durch den entvölkerten Saal, blieb auf August hängen und umwölkte sich. »Ach«, sagte sie. »Mein Verlobter.« Es klang irgendwie enttäuscht, fand Pippa.
Sie drehte sich um und ließ Mirabelle stehen. Sie wollte den Augenblick noch etwas hinauszögern, zu dem das Paar sich in die Arme fiel.
»Was ist mit den Tick-Tacks?«, fragte sie Liang Dong, der es sich auf dem Thron gemütlich gemacht hatte. Der mächtige Sitz war gerade breit genug für den riesigen Dschinn. Er zuckte mit den Schultern. »Das wird schwierig«, sagte er. »Kennst du ihre Namen?«
Pippa schüttelte den Kopf.
»Dann müssen sie wohl so bleiben, wie sie sind.« Er breitete voller Bedauern die Hände aus.
»Warte«, rief Pippa. »Warte, ich glaube – kannst du mir den dort hervorholen, der unter dem Blonden liegt? Ja, der mit den braunen Haaren.«
Der Dschinn hob mühelos die Männer hoch und legte den Gewünschten behutsam vor Pippas Füße. Sie kniete sich hin und betrachtete das Gesicht des Uniformierten. »Das ist Mathis«, sagte sie. »Er ist mit der Wäschemamsell verlobt und kommt deswegen immer ins Schloss.« Sie lachte und legte dem Tick-Tack die Hand auf die Wange. »Mathis«, sagte sie. »Gendarm.«
Der Mann richtete sich auf und stöhnte leise. »Was ist das da in meinem Rücken?«, fragte er stockend.
»Moment«, sagte der Dschinn und beugte sich vor. Er pflückte einen großen, glänzenden Schlüssel zwischen den Schulterblättern des Gendarms heraus und warf ihn beiseite. »Ah,
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