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Das gefrorene Lachen

Das gefrorene Lachen

Titel: Das gefrorene Lachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ueberreuter
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Gedichten an der Wand zu. »Welches findest du seltsam?«
    Er pflückte einen Zettel von der Wand. »Du hast gesehen, dass sie alle die Geschichte eines Schlosses und seiner Bewohner erzählen, die von einem bösen Zauberer verhext werden.«
    Pippa, die zusammenzuckte, als er »böser Zauberer« sagte, nickte unglücklich.
    August, der ganz in die Gedichte vertieft war, bemerkte es nicht. Er fuhr mit dem Finger die zarten Zettel entlang. »Hier findet ein Fest statt und auf diesem Fest geschieht etwas. Das steht hier.« Sein Finger wanderte über die nächsten vier Zettel. »Wenn du alle zusammen indieser Reihenfolge liest, dann ist es ganz klar. Der böse Zauberer …«, Pippa zuckte zusammen, »... ist wütend, weil er nicht eingeladen wurde – und aus einem anderen Grund, den ich nicht verstehe.« Er runzelte die Stirn, seine Lippen bewegten sich, während er stumm las. Dann schüttelte er den Kopf. »Das ist nicht wichtig. Jedenfalls verzaubert er das Schloss und seine Bewohner.«
    »Bis dahin habe ich es auch verstanden.« Pippas Stimme bebte ein wenig. Der böse Zauberer. Sie kannte nur einen bösen Zauberer – aber konnte das wirklich so geschehen sein? »Das ist doch nur eine Geschichte, oder was denkst du?«
    August sah sie an. Sein Blick, weit und gedankenverloren in die Ferne gerichtet, konzentrierte sich auf sie, und ein Lächeln erblühte in seinen Augen. Pippa erwiderte es unwillkürlich.
    »Nur eine Geschichte?« August riss seine Aufmerksamkeit von Pippas Gesicht los, was ihm sichtlich schwerfiel. »Ja«, sagte er zögernd. »Wahrscheinlich ist es nur eine Geschichte. Obwohl …«
    »Welches Gedicht ist seltsam?«, kam sie auf ihre Frage zurück.
    August reichte ihr das Zettelchen, das er vorhin von der Wand genommen hatte. Pippa las:
     
    Liebliches Wehen
In den Lüften
Ach,
Nordturm!
Glück, zertreten im zarten Gras
Donner und Blitz, kalt bläst der
Ostwind, zerstört die Blüte
Nebel senkt sich über traurige Seelen
Glück, zerstört durch bösen Zauber
    Sie blickte auf und nickte. »Das ist mir damals schon aufgefallen. Das Gedicht ist viel länger als alle anderen.« Sie schaute wieder auf den Zettel und zog die Brauen hoch. »Augustin, schau, er schreibt ›Nordturm‹! Habe ich dir von Gadshill und den Wasserspeiern erzählt?« Sie sah ihn an, weil er nicht antwortete. Er zog ein seltsames Gesicht. »Was ist?«
    August schüttelte sacht den Kopf. »Du hast mich ›Augustin‹ genannt.«
    Pippa riss die Augen auf. »Habe ich das? Nein, du musst dich verhört haben.«
    Sein Gesichtsausdruck änderte sich nicht. Er sah aus wie jemand, der ganz tief in seine Erinnerungskeller hinabsteigt und dort zwischen Staub und Spinnweben in alten Kisten und Koffern nach etwas sucht, was er schon halb verloren geglaubt hatte. Seine Augen leuchteten auf. »Meine Mutter hat das gesungen, als ich noch ganz klein war.« Er summte und fing dann halblaut an ebenfalls zu singen: »Oh, du lieber Augustin, Augustin, Augustin – Oh, du lieber Augustin, alles ist hin.«
    Pippa fiel ein und sie sangen zweistimmig weiter: »Geld ist hin, Mädl ist hin, alles hin, Augustin! Oh, du lieber Augustin, alles ist hin!«
    Pippa lachte und August stimmte nach einer kleinen Pause ein. Dann pflückte er ein zweites Gedicht von derWand, das etwas abseits hing, und zeigte es Pippa. Sie nahm den Zettel und las ihn laut vor:
     
    Lösender Zauber
In Tusche und Papier
Allein enträtselt durch
Niemals endende
Geduld
     
    Dunkle Mitternacht, hell leuchtender Osten
O Ostwind, kalt und böse
Nimmermehr beherrschst du den
Gefangenen des irdenen Gefäßes
    »Die gleiche Länge und Form«, murmelte Pippa nachdenklich. »Fünf Zeilen und vier Zeilen.«
    »Und wieder der Hinweis auf den kalten Ostwind und einen bösen Zauber«, ergänzte August.
    Pippa starrte auf die beiden Gedichte, ihre Augen flogen hin und her. »Da ist noch etwas gleich«, sagte sie nachdenklich. »Gustl, schau doch. Ich kann fühlen, dass noch etwas an beiden Gedichten gleich ist, aber ich finde es nicht!«
    Sie legte die Zettel auf den Tisch und beide beugten sich darüber. Verglichen und zählten und schoben Zeilen von oben nach unten, vertauschten Wörter und versuchten das Ganze rückwärts zu lesen. Erschöpft schaute Augustin schließlich auf und rieb sich die Augen. »Ich komme nicht dahinter«, sagte er enttäuscht.
    Pippa nahm die Gedichte und hängte sie zurück andie Wand. »Wir werden das Rätsel lösen«, sagte sie zuversichtlich. »Und dann ziehen wir los und

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