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Das gefrorene Lachen

Das gefrorene Lachen

Titel: Das gefrorene Lachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ueberreuter
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Sägespänen und Puder, Holzrauch und Tusche. Seine Hände lagen fest um ihre Taille. Sie hob die Hand und berührte sein Haar, das weich war und lockig.
    »Lancelot?«, fragte sie, unsicher geworden, weil er nichts sagte.
    »Nein«, flüsterte er.
    Hinter dem Vorhang flammte ein mattes Licht auf. Sie blickte in waldbodenbraune Augen mit Goldsprenkeln. Ihre Finger verschwanden in schwarzem Haar. Er lächelte und sagte: »Wir wollten doch meine kinematische Maus ausprobieren, Pippa.«
    Der Vorhang öffnete sich und das Licht, das hervorquoll wie flüssige Butter, blendete sie für einen Moment. Sie war allein. Langsam, von dem Licht angezogen wie eine Motte, ging sie zurück, Schritt für Schritt, auf die leere Bühne.
    Mitten in einer Insel aus Licht saßen zwei Männer an einem kleinen Tisch. Schwarz und weiß. Sie hatten die Köpfe gesenkt und schauten auf ein Brettspiel hinab.
    Sie näherte sich den beiden. Trat in die Lichtinsel. Der Weißclown hob den Kopf und blickte sie an. »Philippa Saffronia, meine Liebe«, sagte er mit seiner hohen Stimme, »du wirst immer hübscher.« Er wandte sich anden anderen Mann: »Lorenzo, du solltest ein bisschen auf meine Nichte aufpassen, damit sie den jungen Männern hier am Theater nicht zu sehr den Kopf verdreht.«
    Der andere Mann nickte geistesabwesend und zog mit der Krabbe über den Hügel. »Du bist dran, Alonso«, sagte er.
    Sie ging weiter, an den Männern vorbei. Blieb hinter dem Schwarzen stehen und legte ihre Hand auf seine Schulter. Zupfte spielerisch an einer Strähne seines roten Haars. »Du musst zum Barbier, Papa. Oder soll ich dir Zöpfchen flechten?«
    Er hob den Kopf und lächelte sie liebevoll an. Das Licht spiegelte sich in seinen Brillengläsern.
    Sie spürte, dass jemand neben ihr stand. Jemand, der so groß war, dass er die Lampe verdeckte. »Zarter«, sagte sie, du stehst im Licht. Die beiden sehen doch nicht mehr, was sie spielen.«
    Der Riese bewegte die Hand. Ihr Vater stand auf, sein Mantel wehte, der Zylinder warf einen harten Schatten auf das bleiche, böse Gesicht. Der spitze Bart drohte sie zu erdolchen. »Papa«, rief sie voller Angst. Sie drehte sich um, wollte sich zu dem Riesen flüchten, aber hinter ihr stand ein turmhoher, muskelbepackter Kahlkopf mit rot glühenden Augen, die Arme weit ausgebreitet, und brüllte: »Es tut mir so leid, Philippa Saffronia!«
    Pippa wich zurück und stieß gegen den Zauberer, der sie an den Armen packte. An seiner Seite stand das schreckliche Weißgesicht und grinste sie höhnischan. »Prügel sind gut«, verkündete der Weißclown. »Nur wenn man sie prügelt, lernen sie.«
    Pippa schrie aus vollem Hals.
    Jemand rüttelte an ihrem Arm. Sie sah in das bleiche, böse Gesicht ihres Vaters. »Würdest du bitte aufhören hier herumzukreischen!«, sagte er. »Ich versuche zu schlafen und alle anderen auch.« Er ließ sie los und ging zu seinem Bett zurück.
    Pippa lag in ihrer sacht schwingenden Hängematte und fühlte ihr Herz bis zum Hals klopfen. Die donnernde Stimme des schrecklichen Riesen dröhnte immer noch in ihren Ohren. In der Dunkelheit über ihr tanzten Figuren, die sie zu verhöhnen schienen. Der Weißclown und der Magier schnitten Grimassen. August winkte ihr zu. Der Prinzipal und seine Frau tanzten einen steifen Walzer, und ein Besen tanzte mit einem Eimer. – Ein Besen? Mit einem Eimer?
    Dieses ungewöhnliche Verhalten zweier schnöder Haushaltsgegenstände vertrieb die Reste des Traums und einen Teil ihrer Benommenheit. Pippa setzte sich auf und rieb sich die Augen. Es war stockfinstere Nacht, aber sie wusste, dass sie nicht mehr schlafen konnte. Sie schwang sich aus der Hängematte, zog ihre Kleider an und schlich hinaus.
    Der Himmel war hoch und sternenübersät, aber in der Ferne krähte ein Hahn, und ein silbriger Schimmer lag über allem und kündigte die Morgendämmerung an.
    Pippa fröstelte und zog ihre Jacke eng um sich. Sie huschte über den wie ausgestorben unter dem Nachthimmel liegenden Platz und lief die Reihe der Wohnwagenab. Vor einem kleinen, mit abblätternder grüner Farbe gestrichenen Wagen blieb sie stehen, zögerte einen Moment, dann klopfte sie an. Erst zaghaft, dann immer beherzter.
    »Mhja?«, nuschelte eine Stimme. »Was ist denn? Brennt es?«
    »Ich bin’s, Pippa«, rief sie leise.
    »Pippa!« Es rumpelte drinnen. »Einen Moment, ich ziehe mir nur etwas an.«
    Die Tür klappte auf. Pippa blickte an dem verschlafenen jungen Mann hoch, sah seine nackten Füße und das

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