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Das gefrorene Licht. Island-Krimi

Das gefrorene Licht. Island-Krimi

Titel: Das gefrorene Licht. Island-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurðardóttir
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Hotel integriert worden.« Nachdenklich runzelte sie die Stirn. »Es sei denn, du meinst die Scheune«, sagte sie plötzlich. Sie drehte den Kopf und suchte an der Rückseite des Hotels nach einem Fenster, fand aber keins. »Hinter dem Haus standen die Scheune und der Stall. Vielleicht sind die abgebrannt, aber das muss passiert sein, bevor ich zurückgekommen bin, ich kann mich nämlich nicht an einen Brand erinnern. Ich könnte auch nicht mehr sagen, ob die Gebäude noch standen, als ich wieder hier war.«
    »Ich weiß, dass das vielleicht merkwürdig klingt, aber erinnerst du dich an den Kohlenkeller in Kreppa?«, fragte Dóra. »Er ist in den Boden gegraben, und man gelangt durch den Keller im Haus und durch eine Falltür in der Wiese hinein.«
    Lára grübelte. »Nein, daran kann ich mich nicht erinnern. Ist das wichtig?«
    »Was sind denn das für Typen?«, platzte Sóldís auf einmal heraus, bevor Dóra antworten konnte. »Wissen die etwa nicht, dass man hier nicht campen darf? Das steht auf dem großen Schild am Abzweig. Hier ist Naturschutzgebiet!« Sie zeigte nach draußen.
    »Oh, nein«, entfuhr es Dóra. Durch die Glastür sah sie ihren Jeep samt Wohnwagen über den Parkplatz ruckeln.

29 . KAPITEL
    Der Wohnwagen stand quer auf dem Parkplatz. Dóra beobachtete, wie Gylfi aus dem Geländewagen stieg und seiner kleinen Schwester und Sigga, die auf dem Rücksitz saßen, die Tür aufhielt. Offenbar hatte er verhindern wollen, dass seinem ungeborenen Erben im Falle einer Kollision durch den Airbag Schaden zugefügt würde. Wenn es um Sicherheitsfragen ging, ließ Gylfi nichts auf sich kommen – abgesehen davon, dass er ohne Führerschein fuhr. Sigga reckte sich beim Aussteigen, und der Babybauch wirkte dabei an ihrem zierlichen Körper noch grotesker. Sie überlegte, wie sie die drei wieder in die Stadt verfrachten könnte, bis ihr einfiel, dass es kurz vor zehn Uhr abends war und somit zu spät, einen Chauffeur zu organisieren. »Warum seid ihr nicht mit eurem Vater gefahren?«, rief sie Gylfi zu, während sie ihnen über den Parkplatz entgegenmarschierte. »Er sollte euch in Selfoss abholen.«
    »Nur so«, sagte Gylfi und verriegelte gewissenhaft den Wagen. »Wir wollten alle nicht zu ihm nach Hause oder zu Siggas Eltern, deshalb haben wir beschlossen, weiter zu campen. Ich hab’s Papa erzählt, damit er nicht ausflippt, falls du deswegen irgendwie sauer auf ihn bist.«
    Darum machte sich Dóra die geringsten Sorgen. Hannes konnte so eingeschnappt sein, wie er wollte, ohne dass sie das in irgendeiner Form störte. Allerdings machte sie sich Sorgen darüber, wie sie sich um Jónas, Matthias, ihre beiden Kinder und ihre hochschwangere Schwiegertochter kümmern sollte, ohne etwas zu vermasseln – oder alles zu vermasseln. »Wie geht’s dir denn, Sigga?«, sagte sie zu dem schwangeren Mädchen, während sie Sóley in den Arm nahm, die sich glücklich lächelnd an ihre Mama schmiegte.
    »Ach, geht so«, antwortete Sigga. »Mein Rücken tut weh.«
    Dóra spürte, wie sich ihr Gesicht vor Entsetzen verzog. »Glaubst du, das Kind kommt schon?«, fragte sie. »Dann könnt ihr nicht hierbleiben.«
    »Nein, Mama«, sagte Gylfi empört. »Sie ist noch nicht am Ende des neunten Monats.«
    Von Frühgeburten hatte Gylfi offenbar noch nie etwas gehört. »Kommt rein«, sagte Dóra und schob die Schar zum Eingang. »Über deine Autofahrt reden wir noch, Gylfi, aber das muss warten«, flüsterte sie ihrem Sohn ins Ohr. »Ich bin total sauer auf dich.« Dann fügte sie laut hinzu: »Ich schaue mal, ob ich ein Zimmer für euch bekomme. Genug gecampt.« Matthias stand lächelnd im Türrahmen. Dóra schnitt eine Grimasse, die nur er sehen konnte. »Kinder, ihr erinnert euch bestimmt an Matthias. Er hilft mir bei einem Fall, der mit dem Hotel zu tun hat. Ihr müsst ganz brav sein, ich muss arbeiten. Ihr rührt euch nicht von der Stelle und macht nichts kaputt.« Sie war kurz davor, hinzuzufügen »und bringt nichts zur Welt«, schluckte es aber im letzten Moment hinunter. Die beiden ersten Punkte waren schon schwierig genug.
     
    »Mach dir keine Gedanken«, sagte Matthias, nachdem sie sich in Jónas’ Büro vor den Computer gesetzt hatten. »Es ist alles in Ordnung. Ich mag deine Kinder. Ich habe mir meinen Urlaub zwar etwas anders vorgestellt, aber er wird bestimmt unvergesslich.« Er zwinkerte ihr verschwörerisch zu. »Vielleicht findest du ja in Reykjavík einen Babysitter, damit wir mal in ein Restaurant gehen können,

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