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Das gefrorene Licht. Island-Krimi

Das gefrorene Licht. Island-Krimi

Titel: Das gefrorene Licht. Island-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurðardóttir
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bloß?« Sie nahm die Pinzette von Vigdís entgegen. Matthias und Vigdís beobachteten, wie Dóra versuchte, das Klebeband zu lösen, sahen aber nicht viel mehr als ihren Rücken.
    »Bingo!«, rief Dóra und kletterte mit dem weißen Viereck in der Pinzette aus dem Schrank, »ein Foto!« Sie drehte das Foto um. »Oh!«, war das Einzige, was sie sagen konnte. Dann zeigte sie Vigdís und Matthias das Bild.
    »Oh mein Gott!«, stieß Vigdís hervor. »Baldvin Baldvinsson! Ich wusste gar nicht, dass er Neonazi ist.«
    »Das ist nicht Baldvin«, erklärte Dóra und legte das Foto auf den Küchentisch. »Es ist sein Großvater Magnús. Ein verdammt altes Bild.«
    »Wie ähnlich sie sich sehen!«, rief Vigdís. »Ich hätte das Foto weggeschmissen, wenn ich Magnús wäre. Oder Baldvin.«
    »Ob sie die Gelegenheit dazu hatten?«, meinte Dóra. Sie drehte sich zu Vigdís. »Bitte sprich mit niemandem darüber, okay?«
    »Himmel, nein«, entgegnete Vigdís. »Das tue ich nicht.« In ihrem Kopf hatte sie bereits die Telefonnummer ihrer Freundin Gulla abgespult und überlegt, wann Kata morgen früh in den Kosmetiksalon kommen würde. Denen konnte man selbstverständlich vertrauen. Das wusste ja jeder, dass die besten Freundinnen nicht unter die Bezeichnung »niemand« fielen. Sie trat an ihren Schrank, holte ihre Handtasche heraus und machte sich wieder auf den Weg zur Rezeption. Als sie an Matthias vorbeikam, legte sie ihm die Hand auf die Schulter und sagte freundlich, in Island seien alle aufgeklärt und er müsse sich keine Sorgen über Vorurteile machen. Matthias schaute ihr verwundert hinterher.
    »Was meinte sie damit?«, fragte er Dóra befremdet.
    Dóra wurde schlagartig klar, dass es um das Schweigegelübde der Sexberaterin lange nicht so gut bestellt war, wie Stefanía hatte durchblicken lassen. Dóra zuckte die Schultern. »Die sind hier alle etwas merkwürdig«, sagte sie, machte ein unschuldiges Gesicht und lächelte verhalten. »Ich sollte jetzt Sóley ins Bett bringen. Wie es aussieht, gehe ich bestimmt noch nicht schlafen.«
     
    »Es passt alles zusammen.« Dóra saß wieder an Jónas’ Computer, wo sie die Ergebnisse der Suche nach
Baldvin Baldvinsson
hinunterscrollte. Sie öffnete einige Links, aber das meiste davon war unerheblich.
    »Inwiefern?«, fragte Matthias. »Okay, das Foto im Schrank lässt darauf schließen, dass Birna verhindern wollte, dass jemand es findet. Aber der Einzige, der davon profitieren würde, das Foto in die Hände zu bekommen, ist Magnús, und der ist zu alt, um jemanden umzubringen. Und warum sollte er Birna ermorden, selbst wenn er wüsste, dass sie das Foto hat.«
    »Ich glaube nicht, dass er der Einzige ist«, erwiderte Dóra. »Sein Enkel Baldvin hat viel mehr zu verlieren. Hier steht, bald sind Testwahlen für die Parlamentswahlen im Frühjahr, und neulich haben sie in einem Zeitungsartikel erörtert, wie ähnlich er seinem Großvater in Worten und Taten sei. Und dann ein Foto des Großvaters in Naziuniform, das ebenso gut Baldvin zeigen könnte ...« Sie schaute vom Bildschirm zu Matthias. »Mensch, der Mann fährt mit einem Wagen mit dem Kennzeichen VERITAS durch die Gegend, da kannst du dir doch denken, welches Bild er den Leuten von sich vermitteln will. Da passen Nazis nicht besonders gut rein. Sein schneller Aufstieg in der Politik lässt sich ein Stück weit durch die Popularität seines Großvaters erklären. Wenn der Alte sein Ansehen verliert, überträgt sich das auf Baldvin, selbst wenn der damals noch nicht mal als Samenzelle existiert hat.«
    »Aber was hatte Birna vor?«, fragte Matthias. »Warum hat sie das Foto nicht einfach aus der Hand gegeben? Wollte sie die beiden erpressen? Sie scheinen nicht übermäßig wohlhabend zu sein. Der VERITAS -Wagen ist ein alter Jeep.«
    »Als sie das Bild entdeckt hat – vermutlich in dem alten Album im Keller, in dem ein Foto fehlte –, wollte sie es sich vielleicht nur genauer anschauen und hat es deshalb rausgenommen. Natürlich hat sie einen Schreck gekriegt; es handelt sich schließlich um ein bekanntes Gesicht. Dann ist ihr wahrscheinlich auf einmal klar geworden, dass sie etwas gefunden hatte, was sie für sich nutzen konnte, aber ich habe den dumpfen Verdacht, dass sie etwas anderes als Geld von den beiden wollte«, sagte Dóra und klickte auf einen weiteren Link. Sie las eine Weile und schaute dann auf. »Das ist interessant. Baldvin sitzt als städtischer Vertreter in einer Jury für den geplanten Busbahnhof am

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