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Das gefrorene Licht. Island-Krimi

Das gefrorene Licht. Island-Krimi

Titel: Das gefrorene Licht. Island-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurðardóttir
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anschließend ein paar Quadratmeter mehr.« Sie machte eine ungeduldige Handbewegung. »Nun mach schon!«
    Gylfi und Matthias ließen sich das nicht zweimal sagen und begannen, gegen die Wand zu hämmern. Dóra und die Mädchen standen dabei und beobachteten sie erwartungsvoll, aber bald wurde klar, dass es so schnell nichts zu sehen geben würde. Eine gute halbe Stunde später war das Loch durch Mörtel, Holz und Steinmauer groß genug, um hindurchzuklettern. Schwitzend und schmutzig standen Matthias und Gylfi mit hochgekrempelten Ärmeln davor und schnappten nach Luft.
    »Ich gehe zuerst rein«, erklärte Dóra. »Da drinnen ist aber schon furchtbar schlechte Luft. Ist das Brandgeruch?«
    »Ich gehe«, erwiderte Gylfi. Dóra kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass er das nicht ernst meinte.
    »Matthias, geh du vor!« Dóra schob ihn zu dem Durchgang. »Wo ist die Taschenlampe?«
    Nachdem sich alle drei durch das Loch gequetscht hatten, folgten Dóra und Gylfi Matthias durch den düsteren Gang. Vom schwachen Schein der Taschenlampe profitierte nur Matthias, und Mutter und Sohn prallten gegen ihn, als er am Ende des Gangs vor einer Tür stehen blieb. Er drehte sich zu ihnen um und beleuchtete die Tür. »Soll ich aufmachen?«
    Sie hätten besser nein gesagt.

31 . KAPITEL
    »Und das war natürlich purer Zufall, genauso wie mit dem Foto?« þórólfur runzelte die Stirn. »Ihr wart zufällig mit Vorschlaghämmern bewaffnet im Keller und hattet den Eindruck, es sähe besser aus, wenn da unten eine Wand weniger wäre?«
    Dóra pflückte einen Holzsplitter aus ihrem Haar. »Nein, ich dachte, ich hätte mich einigermaßen klar ausgedrückt. Wir wollten sichergehen und euch nicht mit irgendwelchem Quatsch belästigen und Steuergelder verpulvern. Es gab keinen anderen Weg, um festzustellen, was sich da unten befindet. Ich muss gestehen, dass ich damit nicht gerechnet habe.« Sie schüttelte sich, als zwei Kripo-Männer mit Schubladen voller Knochen an ihnen vorbeikamen. Ein intensiver Brandgeruch folgte ihnen. Im Hotel wimmelte es von Polizisten, die aus den benachbarten Bezirken beordert worden waren, sowie von speziell ausgebildeten Fachleuten aus Reykjavík. Dóra hatte den Eindruck, dass die wenigsten wirklich etwas zu tun hatten und die meisten nur aus Neugier gekommen waren. Sie verzog das Gesicht. »Wie gesagt, ich hab nicht damit gerechnet, das Skelett eines Kindes zu finden. Und auch nicht, in einem mannshohen Berg von Knochen zu landen.«
    »War dir denn nicht klar, dass es sich um Tierknochen handelt?«, fragte þórólfur. »In der Dunkelheit da unten war das vielleicht nicht so ganz einfach.«
    »Die Knochen, die ich als Erstes gesehen habe, waren nicht von einem Tier«, sagte Dóra entschieden. »Bevor der Berg eingestürzt ist, hat der Schein der Taschenlampe einen kleinen Wollhandschuh beleuchtet. Direkt unter dem Bündchen war ein Knochen zu sehen – da muss ein totes Kind liegen. Es war definitiv eine Hand in einem Handschuh. Sie ragte aus dem Berg heraus, bevor er zusammenfiel, also wird sie zum Vorschein kommen, wenn die anderen Knochen abgetragen sind. An deiner Stelle würde ich die Männer bitten, vorsichtig zu sein, denn da unten ...« Sie beendete den Satz nicht.
    »Wie du vielleicht siehst, arbeiten wir sehr sorgfältig«, entgegnete þórólfur und sah sich um. »Egal, ob wir nun Menschenknochen finden oder nicht. Wir müssen herausfinden, was da vor sich gegangen ist. Es ist völlig unüblich, halbverbrannte Tierkadaver auf diese Weise zu verscharren. Du brauchst dir also keine Sorgen zu machen, dass wir irgendwelche Beweise zerstören. Du solltest dir lieber Sorgen um Jónas machen, denn das Ganze ändert nichts an seiner möglichen Schuld.«
    »Und wenn ich dir sage, dass da unten seit der Zeit des Zweiten Weltkriegs das uneheliche Kind von Magnús Baldvinsson liegt?«
    »Ändert das was?«, fragte þórólfur beiläufig, obwohl sein Interesse zweifellos geweckt war. »Oder meinst du etwa, er hat sein eigenes Kind umgebracht und anschließend Dutzende von Tieren getötet und drübergeschmissen?« Er grinste. »Und dann kommt er sechzig Jahre später zurück und macht da weiter, wo er aufgehört hat?«
    »Du musst selbst wissen, wie du das interpretierst, aber die Vaterschaft wird sich doch wohl beweisen lassen durch eine DNA -Untersuchung. Und ich glaube, Magnús Baldvinsson wird am Ende schlecht dastehen.«
    »Du vertrittst also immer noch die Theorie, Magnús oder Baldvin hätten Birna und

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