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Das gefrorene Licht. Island-Krimi

Das gefrorene Licht. Island-Krimi

Titel: Das gefrorene Licht. Island-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurðardóttir
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beschloss sie, sich zu verabschieden, steckte die Hand in ihre Tasche und zog den Schlüsselbund heraus. »Diese Schlüssel hat meine Masseurin vergessen.« Dóra hielt ihnen den Schlüsselbund mit einem Messingplättchen mit der isländischen Fahne hin.
    »Du meinst Sibba«, entgegnete Vigdís und reckte sich über den Tresen nach dem Schlüsselbund. »Die ist manchmal total vergesslich.« Ihr Blick fiel auf einen Plastikanhänger an dem volkstümlichen Schlüsselbund. »Himmel, das ist sogar der Generalschlüssel. Die ist wirklich ...« Sie erfuhren nicht, worauf sich dieses »wirklich« bezog, denn das Telefon klingelte und Vigdís drehte sich zum Apparat.
    Dóra nahm die Schlüssel schnell wieder an sich und schaute zu Kata. »Ich bringe ihr die Schlüssel einfach selbst zurück. Ich hab vergessen, einen neuen Termin auszumachen, deshalb muss ich sowieso nochmal mit ihr sprechen.« Sie lächelte die junge Frau unschuldig an. »Weißt du vielleicht, wo sie sein könnte?«
    Die Kosmetikerin zuckte die Achseln. »Vielleicht in der Kaffeestube.« Sie zeigte zu einem nach rechts führenden Gang. »Neben der Küche.«
    Dóra bedankte sich bei ihr: »Und weißt du zufällig, in welchem Zimmer Birna wohnt? Die Architektin? Ich wollte ihr kurz hallo sagen.«
    Kata schüttelte den Kopf und reckte sich nach einem Buch hinter dem Tresen. Vigdís telefonierte immer noch und kümmerte sich nicht um die beiden. »Birna, Birna ...« Gepflegte Finger mit langen, weißlackierten Fingernägeln strichen über die Seite. »Ah, hier ist es.« Sie schlug das Buch wieder zu. »Zimmer 5 . Daran kommst du vorbei. Sie muss hier sein; ihr Auto steht auf dem Parkplatz. Ziemlich schicker Wagen.«
    »Oh, toll«, sagte Dóra, die sich für Autos nicht besonders interessierte. »Vielen Dank. Vielleicht schaue ich morgen mal bei dir im Kosmetiksalon vorbei. Ich könnte mir mal wieder die Augenbrauen zupfen lassen.« Die junge Frau nickte beflissen, eigentlich etwas zu eifrig, fand Dóra.
    Auf dem Weg durch den Flur schossen ihr verschiedene Gedanken durch den Kopf. Was zum Teufel dachte sie sich nur dabei? Sie konnte schließlich nicht davon ausgehen, dass die tote Frau die Architektin war, über deren Verschwinden Jónas geklagt hatte. Aller Wahrscheinlichkeit nach handelte es sich um eine ganz andere Frau. Und wenn es doch diese Birna wäre? Das rechtfertigte noch lange nicht, in ihrem Zimmer herumzuschnüffeln. Dóra überlegte weiter, doch je näher sie Zimmer 5 kam, desto entschlossener war sie, einen Blick hineinzuwerfen, wahrscheinlich die letzte Gelegenheit, denn falls an Birnas Tod etwas verdächtig war, würde die Polizei es versiegeln. Sie versuchte, sich selbst einzureden, dass sie als Jónas’ Anwältin diese Gelegenheit beim Schopf packen musste. Vielleicht stand er unter Verdacht? Sie würde nur ganz kurz den Kopf hineinstecken und sich umschauen. Mehr nicht.
    Vor der Zimmertür blieb Dóra stehen. Sie warf einen schnellen Blick über ihre Schulter und sah, dass die Frauen an der Rezeption ins Gespräch vertieft waren und nicht zu ihr hinübersahen. Sie steckte die Plastikkarte ins Schloss, öffnete die Tür und huschte hinein.
     
    Jónas versuchte, sich so zu verhalten, wie es ein unschuldiger Hoteldirektor vermutlich tun würde, merkte aber, dass ihm diese Rolle ziemlich schwerfiel. Er hatte die Polizei noch nie ausstehen können, und das schien auf Gegenseitigkeit zu beruhen, wie selten sich ihre Wege auch kreuzten. Diese Polizisten verstanden es besonders gut, ihm direkt in die Augen zu schauen, während sie ihn ausfragten, und Jónas hatte den Eindruck, als hätten sie einen Lehrgang absolviert, wie man den Leuten den Wahrheitsgehalt ihrer Antworten aus den Bewegungen ihrer Pupillen ablesen kann. Für einen Unschuldigen blinzelte er viel zu oft. Das würde sich bestimmt nicht gut machen. Er räusperte sich. »Wie gesagt, diese Beschreibung könnte auf Birna, die Architektin, zutreffen, aber sie ist viel zu allgemein, als dass man das mit Sicherheit sagen könnte. Hatte die Frau keinen Ausweis bei sich, eine Geldbörse oder so?« Er reckte sich zum Fenster. »Findet ihr es nicht warm hier drin? Soll ich das Fenster aufmachen?« Jónas fürchtete, Schweiß könne ihm über die Stirn laufen.
    Die Beamten wechselten einen Blick. Ihnen schien es nicht zu heiß zu sein, obwohl sie volle Kriegsmontur trugen, schwarze Uniformen mit goldverzierten Schulterbändern. Sie hatten ihre Jacken nicht ausgezogen, obwohl diese zweifellos warm

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