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Das gefrorene Licht. Island-Krimi

Das gefrorene Licht. Island-Krimi

Titel: Das gefrorene Licht. Island-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurðardóttir
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wollte dir gerade antworten.«
    »Sag mir einfach einen Zeitraum. Dann musst du dir keine weiteren Gedanken machen«, entgegnete Matthias. Er hatte sich offenbar fest vorgenommen, zu kommen, egal welche Einwände sie hatte. »Du gibst grünes Licht, und ich komme.«
    »Im Moment ist es ein bisschen ungünstig«, antwortete Dóra zögernd. »Ich muss arbeiten, und es ist was passiert.«
    »Was denn?«, fragte Matthias, der bestimmt glaubte, sie würde sich das ausdenken.
    »Tja, es ist ziemlich merkwürdig«, sagte Dóra und suchte nach dem deutschen Wort für Geist. »Ich arbeite an einem Fall bezüglich eines Spuks, und es sieht ganz so aus, als würde es noch ein bisschen komplizierter werden. Die Polizei hat eine Leiche gefunden, und deshalb ist vielleicht Ärger im Anzug.«
    »Wo bist du?«, fragte Matthias.
    »Ich?«, fragte Dóra wie eine Idiotin. »Auf dem Land.«
    »Bleib, wo du bist. Ich komme morgen Abend.« Matthias’ Stimme nach zu urteilen, meinte er es ernst.
    »Jetzt warte mal, es ist alles in Ordnung. Du kommst nicht hierher«, sagte Dóra schnell. »Es ist kein Mord, nur eine Leiche.« Sie zögerte einen Moment. »Jedenfalls bis jetzt.«
    »Ich freue mich, dich morgen Abend zu sehen«, klang es vom anderen Ende der Leitung.
    »Aber du weißt doch noch nicht mal, wo ich bin, und ich werde es dir nicht sagen. Warte ein paar Tage, bis es mir besser passt. Ich verspreche dir, mich zu melden. Ich möchte dich gerne wiedersehen. Nur nicht jetzt.«
    »Du musst mir nicht sagen, wo du bist. Ich finde dich. Bis dann.«
    Dóra konnte nicht weiter protestieren – Matthias hatte aufgelegt.

4 . KAPITEL
    Nachdem Dóra rasch ihre Klamotten übergestreift hatte, ging sie sofort zur Rezeption; sie hoffte auf weitere Informationen über den Leichenfund. Auf dem Weg nach draußen sah sie, dass die Masseurin in der Hektik ihren Schlüsselbund vergessen hatte. Dóra beschloss, ihn vorne abzugeben.
    Im Foyer war die Masseurin nirgends zu sehen. Eine junge Frau beugte sich über den Tresen, in ein leises Gespräch mit ihrer Freundin an der Rezeption vertieft. Sie war furchtbar dünn, und der kurze schneeweiße Kittel, den sie über einer Hose im selben Stil trug, betonte ihre Figur noch mehr. Dóra stellte sich neben sie und lächelte den beiden zu, in der Hoffnung, mitreden zu dürfen. Die Reaktion der beiden Frauen war alles andere als entgegenkommend. Ihre Gesichter nahmen einen widerwilligen Ausdruck an, aber sie schafften es in Sekundenschnelle, ihn zu überspielen und zurückzulächeln. Dóra tat so, als betrachte sie das Plakat mit der Ankündigung einer spiritistischen Sitzung, die am vergangenen Abend mit einem bekannten Medium aus Reykjavík abgehalten worden war. Dann drehte sie sich zu den Frauen und lächelte.
    »Hi«, sagte Dóra, um das Eis zu brechen. Ihre Neugier war so groß, dass sie den Vorwand mit dem Schlüsselbund vergessen hatte. »Ich hab gehört, am Strand wurde eine Leiche gefunden.«
    Die Frauen wechselten einen Blick und verständigten sich darüber, Dóra einzuweihen. Die Dünne drehte sich zu ihr. »Entsetzlich«, sagte sie theatralisch und riss die Augen auf. »Weißt du schon, dass die Polizei hier ist?« Sie nahm ihre Ellbogen vom Tresen und reichte Dóra die Hand. »Ich heiße Kata und arbeite hier als Kosmetikerin.« Ihre weißen Zähne blitzten.
    Dóra schlug ein und wunderte sich über den festen Händedruck dieser schlanken Frau. »Dóra – ich recherchiere etwas für Jónas. Ich bin kein richtiger Gast.«
    Die Frau an der Rezeption nickte. »Ach ja, er hat mir davon erzählt. Ich heiße Vigdís, Empfangschefin. Du bist doch so eine Rechtsanwältin, oder?«
    Ohne sich im Klaren darüber zu sein, was »so eine« in diesem Zusammenhang bedeuten sollte, nickte Dóra. »Stimmt genau.« Sie schaute sich um und sah durch die große Glastür im Foyer, dass draußen ein Streifenwagen stand. »Wo sind die Polizisten denn?«
    Vigdís zeigte nach rechts und senkte verschwörerisch ihre Stimme, obwohl niemand in der Nähe war. »Sie wollten mit Jónas sprechen.« Sie lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und hob nachdrücklich die Brauen. »Er hat sich gar nicht gewundert, als ich ihm das mitgeteilt habe.«
    »Was hat die Polizei denn eigentlich gesagt?«, fragte Dóra. »Vielleicht war ihm nicht klar, worum es ging.«
    Vigdís errötete leicht. »Äh, nein, nein«, sagte sie zögernd. »Sie haben mir gar nichts gesagt, nur nach Jónas gefragt.«
    »Woher weißt du denn dann, dass es um eine

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