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Das gefrorene Licht. Island-Krimi

Das gefrorene Licht. Island-Krimi

Titel: Das gefrorene Licht. Island-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurðardóttir
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bereit, in einem staubigen Keller herumzustöbern. In dem großen Spiegel sah sie, dass nur noch eine Skimaske fehlte, dann hätte sie problemlos eine Bank ausrauben können.
    Im Speisesaal erwartete sie ein gut bestücktes Frühstücksbüfett. Dóra frühstückte normalerweise nicht sehr ausgiebig, aber das Essen war so geschmackvoll präsentiert und lecker, dass sie zuschlug und einen großen Teller mit Rührei, Schinken und Toastbrot belud. Am Ende warf sie noch ein paar Früchte obendrauf, damit es besser aussah. Nachdem sie sich gesetzt hatte, schob sie das Gesunde jedoch schnell wieder beiseite. Etwa die Hälfte der Tische im Speisesaal war besetzt. Dóra hätte gern gewusst, welche Art Leute in einem solchen Hotel abstiegen. Es war sehr teuer und außerdem auf Esoterik ausgerichtet. Die Gäste schienen keine besonderen Merkmale zu haben. Sie waren jeden Alters und verschiedener Nationalität, die meisten jedoch Isländer.
    An drei Tischen saßen Einzelpersonen wie Dóra; zwei Männer, ein älterer und ein jüngerer, sowie eine Frau mittleren Alters. Dóra ging davon aus, dass sie alle Landsleute waren. Der ältere Herr kam ihr irgendwie bekannt vor. Dóra tippte auf Rechtsanwalt oder Wirtschaftsprüfer. Die Frau wirkte verträumt. Sie saß still und irgendwie traurig da, die Augen auf die Kaffeetasse vor sich auf dem Tisch geheftet. Ihr Teller war mit Essen beladen, das sie offenbar noch nicht angerührt hatte. Die Frau sah so deprimiert aus, dass sie Dóra instinktiv leid tat. Der junge Mann passte hingegen perfekt in diese Umgebung. Dóra musterte ihn ausgiebig: Er sah umwerfend aus, dunkelhaarig, braungebrannt, intensiv trainierter Körper ohne Anabolikazufuhr. Dóra lächelte sehnsüchtig, setzte aber sofort einen anderen Gesichtsausdruck auf, als der junge Mann in ihre Richtung schaute und zurücklächelte. Verlegen kippte sie ihren Kaffee hinunter und stand auf. Der Mann tat dasselbe. Er hatte einen Verband um den Fuß und nahm eine Krücke von dem neben ihm stehenden Stuhl. Dann humpelte er ihr nach in Richtung Flur.
    »Bist du Isländerin?«, hörte Dóra ihn hinter sich sagen.
    Sie drehte sich um und sah, dass der junge Mann von nahem keineswegs unattraktiver war. »Ich? Äh, ja«, sagte sie und hätte sich gewünscht, nicht ausgerechnet wie ein Bankräuber gekleidet zu sein. »Und du?«, fügte sie dann hinzu und lächelte.
    Er erwiderte ihr Lächeln und reichte ihr die Hand. »Nein, ich bin Chinese und interessiere mich für die isländische Sprache. Teitur.«
    »Dóra.« Sie ergriff seine ausgestreckte Hand.
    »Du musst neu angereist sein«, sagte er und schaute ihr direkt in die Augen. »Ich hätte dich bestimmt bemerkt.«
    So ist das also, dachte Dóra und ließ sich nichts anmerken. »Ich bin gestern angekommen. Und du? Bist du schon lange hier?«
    Der junge Mann ließ seine Zähne blitzen. »Eine Woche.«
    »Und, gefällt es dir?«, fragte Dóra wie ein Trottel. Sie war beim Kontakt mit dem anderen Geschlecht immer sehr schüchtern, wenn sich auch nur eine Winzigkeit anbahnte.
    Amüsiert hob er die Augenbrauen. »Äh, ja. Ist prima hier. Ich mache eine Art Entspannungs- und Arbeitsurlaub, und konnte die beiden Dinge bisher ganz gut miteinander verbinden. Abgesehen davon.« Er stützte sich auf die Krücke und hob den verbundenen Fuß in die Höhe.
    »Oh«, sagte Dóra. »Was ist passiert?«
    »Bin vom Pferd gefallen. Total idiotisch«, erklärte er. »Ich kann dir hier alles empfehlen, nur keine Ausritte. Eigentlich bin ich nicht einfach runtergefallen; das Pferd hat gescheut und mich abgeschmissen. Dabei hab ich mir den Knöchel verstaucht. Lass bloß die Finger vom Pferdeverleih.«
    Dóra lächelte. »Keine Sorge. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass ich auf eine solche Idee kommen würde.« Dóra würde sich eher einen Schlitten mit Huskys mieten, als auf einem Pferd durch die Gegend zu reiten. »Und du arbeitest hier? Was machst du denn?«, fragte sie neugierig. Es schien ihr unwahrscheinlich, hier arbeiten zu können, es sei denn vielleicht als Schriftsteller.
    »Ich bin Börsenmakler. Ziemlich stressiger Job, hat aber den großen Vorteil, dass man ihn so gut wie überall ausüben kann, man braucht nur einen Computer mit Internetzugang. Und du, was machst du?«
    »Rechtsanwältin«, sagte Dóra und nickte, als wolle sie ihn davon überzeugen, dass sie die Wahrheit sagte. Oh Gott, wie lächerlich sie sich aufführen konnte.
    »Sag bloß«, entgegnete Teitur. »Hör mal, was hältst du davon,

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