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Das gefrorene Licht. Island-Krimi

Das gefrorene Licht. Island-Krimi

Titel: Das gefrorene Licht. Island-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurðardóttir
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Arme flach am Körper. Grundbesitzer vergangener Zeiten.
    Auf derselben Seite befand sich ein zweites Foto mit einem ähnlichen Motiv, nur dass diesmal ein zweites Paar dabei war. Dóra schob das erste Foto vorsichtig an seinen Platz und holte das zweite heraus. Mit derselben Schrift stand dort neben Bjarni und Aðalheiður: Grímur þórólfsson und Kristrún Valgeirsdóttir. Man musste nicht wissen, dass die beiden Männer denselben Vaternamen trugen, um zu erkennen, dass sie Brüder waren. Ihre Kleidung war ähnlich, wenn auch farblich voneinander abweichend. Dóra betrachtete das Bild, konnte aber die Gesichtsausdrücke wegen der Sonneneinstrahlung nicht richtig erkennen, da die Leute sehr stark von der Sonne geblendet wurden. Sie sah nur, dass die Frau, die sie für Grímurs Ehefrau hielt, ganz anders war als die blonde Aðalheiður. Sie wirkte älter und bäuerlicher, war fülliger und kleiner, trug einen gewöhnlichen Rock zu einem dicken Pullover und flachen Schuhen. Ihr dunkles Haar war schlicht zurückgebunden. Dóra überlegte, wie diese beiden unterschiedlichen Frauen wohl miteinander ausgekommen waren. Sie blätterte weiter.
    Auf der nächsten Seite befanden sich drei Bilder des jungen Paares, Bjarni und Aðalheiður, alle draußen aufgenommen. Sie ähnelten dem ersten Foto, nur dass die Frau keinen Hut trug. Dóra blätterte weiter und betrachtete zwei Fotografien, auf denen der ältere Bruder und seine Frau gemeinsam mit dem jungen Paar abgelichtet waren. Nun war ein Kind hinzugekommen, ein kleines dunkelhaariges Mädchen, wie damals üblich gut genährt. Dóra sah auf der Rückseite des Fotos, dass sie Edda Grímsdóttir hieß, die Tochter des älteren Bruders. Das Bild war von 1922 , und das Kind schien ein Jahr alt zu sein. Die folgenden Bilder waren in größeren zeitlichen Abständen aufgenommen worden. Auf einem von 1923 konnte Dóra erkennen, dass Aðalheiður, die jüngere Frau, guter Hoffnung war, aber auf den darauf folgenden Fotos war kein Kind zu sehen. Erst 1924 gab es ein Bild des jungen Paares mit einem mehrere Monate alten Kind im Arm. Es war in einem Fotostudio aufgenommen. Das Kind war in allerlei Rüschendecken gehüllt, und hinten auf dem Foto stand, dass es sich um ein Mädchen namens Guðný handelte. Ein weiteres, sehr merkwürdiges Bild von einem anderen Mädchen folgte. Es schien zu schlafen, trug eine gehäkelte Rüschenmütze, die den Kopf kaum bedeckte, und ein weißes Rüschenkleid. Für ein schlafendes Kind lag der Körper in einer sonderbaren Stellung. Keines von Dóras Kindern hatte je so geschlafen, mit auf dem Bauch gefalteten Händen und gestreckten Beinen. Dóra löste das Bild aus dem Album und drehte es um. Dort stand »Edda Grímsdóttir«, gefolgt von zwei Jahreszahlen mit einem schwarzen Kreuz dahinter. Sie war im selben Jahr gestorben, als Bjarni und Aðalheiður ihr kleines Mädchen bekommen hatten. Dóra legte das Foto wieder zurück und blähte die Nasenflügel. Sie wusste, dass es damals üblich war, Verstorbene zu fotografieren, aber sie hatte noch nie zuvor ein solches Foto gesehen. Ob dies das Bild war, das Jónas gemeint hatte, als er von dem Foto des Geistes sprach?
    Als Dóra die letzten Seiten durchblätterte, waren ihr die Bewohner der Höfe schon richtig vertraut. Bis zum Jahr 1925 gab es keine Fotos des älteren Bruders. Er und seine Frau mussten weggezogen oder sonst wie aus dem Leben des jungen Paares verschwunden sein. Vielleicht hatte der Verlust ihrer Tochter Edda dazu geführt, dass sie den Hof aufgaben. Aðalheiður verschwand ebenfalls bis etwa 1927 von den Fotos. Auf dem letzten Foto von ihr war deutlich zu erkennen, dass sie schwanger war, 1926 . Die Schrift auf den Rückseiten der Fotos änderte sich ab diesem Jahr und wurde gröber, eine Männerhandschrift. Dóra glaubte von nun an ein bekümmertes Gesicht bei Aðalheiðurs Mann Bjarni wahrzunehmen, obwohl er die kleine Guðný stets fürsorglich anlächelte. Den Fotos nach zu schließen, wuchs sie heran, ebenso hübsch wie ihre Mutter, obwohl sie eher nach der väterlichen Seite schlug.
    Das Album war nicht ganz voll. Die beiden letzten Fotos zeigten Guðný vor der Hauswand – offenbar der Lieblingsort der Familie, um sich ablichten zu lassen. Sie war nun ein Teenager mit üppigen Formen und blondem, lockigem Haar. Dóra konnte sich gut vorstellen, dass sie als sehr hübsch galt – sie sah fast genauso aus wie die wenigen Filmstars aus jener Zeit. Beide Fotos waren von 1941 und

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