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Das gefrorene Licht. Island-Krimi

Das gefrorene Licht. Island-Krimi

Titel: Das gefrorene Licht. Island-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurðardóttir
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antwortete Jónas. »Kann sein, dass inzwischen ein Teil des alten Krempels abgeholt wurde, weil die Schwester ...« Jónas suchte nach dem Namen der Frau. Er ließ seinen Zeigefinger kreisen, während er nachdachte.
    »Meinst du Elín þórðardóttir? Die dir das Anwesen verkauft hat?«
    »Ja, genau!« Jónas’ Zeigefinger kam mitten in der Kreisbewegung zum Stillstand. »Elín, die Schwester. Sie hat vor zwei Monaten angerufen und ausrichten lassen, sie würden den Kram endlich durchforsten. Ich war in der Stadt, deshalb hab ich nicht selbst mit ihr gesprochen, sondern nur eine Nachricht von Vigdís bekommen. Kurz darauf kam dann ihre Tochter und hat gefragt, wo der Schlüssel versteckt sei. Ist vielleicht besser, dass ich die beiden nicht getroffen habe, sonst hätte ich bestimmt das eine oder andere Wort über den Spuk fallen lassen.«
    Dóra wollte nicht länger über Geister reden. »Wann kam die Frage nach den alten Sachen denn auf?«, fragte sie. »Ich kann mich nicht erinnern, dass das während der Verkaufsverhandlungen thematisiert wurde.«
    »Ach, das war alles mündlich«, sagte Jónas. »Sie haben mich irgendwann darauf angesprochen, und ich hab ihnen gesagt, sie könnten sich darum kümmern, wann es ihnen am besten passt.« Großspurig fügte er hinzu: »Allerdings habe ich sie darauf hingewiesen, dass sie sich beeilen sollen, für den Fall, dass ich das Haus nutzen oder abreißen lassen will.«
    Dóra nickte. Sie schaute auf die Uhr. »Vielleicht schaue ich es mir am Wochenende mal an. Wer weiß, vielleicht treffe ich diese Elín oder ihren Bruder. Die Kisten nehme ich mir morgen vor. Es ist schon viel zu spät.«
    Jónas nickte. »Dieses Zeug durchstöbert man besser nicht vor dem Zu-Bett-Gehen, kann ich dir sagen.« Er grinste schelmisch. »Ob man an Geister glaubt oder nicht.«
     
    Das Bettzeug war das beste, in dem Dóra je geschlafen hatte. Sie gähnte und reckte sich, fest entschlossen, den Schlaf in vollen Zügen zu genießen. Das dicke Daunenkissen stützte perfekt ihren Nacken, und Dóra nahm sich vor, Jónas zu fragen, wo er das Bettzeug gekauft hatte. Sie griff nach der Fernbedienung auf dem Nachttisch und schaltete den Fernseher aus. Sobald sie die Augen geschlossen hatte, überkam sie der Schlaf, und kurz darauf atmete sie gleichmäßig, und ihre Gedanken drifteten ab. Sie rührte sich noch nicht einmal, als durch das offene Fenster leises Kinderweinen drang.

6 . KAPITEL
    SAMSTAG , 10 . JUNI 2006
    Für Gauti gab es nichts Schlimmeres, als früh am Samstagmorgen eine Obduktion durchführen zu müssen, vor allem, wenn er sich schon am Abend vorher darauf vorbereiten musste. Freitagabende ließen sich viel besser verbringen, als in Gesellschaft Verstorbener bei Desinfektionsgeruch im Keller des Landeskrankenhauses. Da befände man sich lieber in Gesellschaft freigebiger Damen in einer Kneipe, umgeben vom dichten Nebel des Zigarettenrauchs. Gauti dachte darüber nach, ob er sich nicht endlich einen neuen Job suchen sollte. Momentan schien jeder einen gutbezahlten Job kriegen zu können. Mehr oder weniger. Er war sich nicht sicher, ob der Bankensektor scharf auf seine fünfjährige Erfahrung als Obduktionsassistent war, aber da schienen zumindest alle seine Freunde untergekommen zu sein. Er stellte sich vor, wie er in einem Anzug hinter einem Schreibtisch saß, als Investmentberater, der die Finanzen der Kunden sezierte und ihnen anschließend gute Ratschläge erteilte, die am Ende dazu führten, dass sich die Betreffenden noch mehr verschuldeten. Nein, die Gesellschaft der Toten war wesentlich abwechslungsreicher. Er ließ seinen Blick über das Instrumententablett wandern und sah, dass alles an seinem Platz war – auch die Tote, von einem weißen Laken verdeckt. Jetzt fehlte nur noch der Rechtsmediziner. Gauti schaute auf die Uhr an der hinter ihm liegenden Wand. Er stöhnte. Der Arzt war jetzt schon zu spät. Hrannar Pétursson. Schlimmer konnte es nicht mehr werden. Der Typ war ein arroganter Schnösel, der zu allem Überfluss auch noch fachliche Defizite hatte. Seine nachlässige Arbeitseinstellung war meistens nicht weiter tragisch, aber manchmal musste Gauti ihn auf Fehler hinweisen, die so auffällig waren, dass sogar er sie bemerkte. Hrannar war außerordentlich genervt, wenn Gauti ihn auf seine eigenen Fehler hinwies, wovon dieser sich jedoch nicht irritieren ließ – es machte ihm sogar Spaß, den Mann zu ärgern.
    Die Tür des Obduktionssaals ging auf, und Hrannar betrat mit

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