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Das gefrorene Licht. Island-Krimi

Das gefrorene Licht. Island-Krimi

Titel: Das gefrorene Licht. Island-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurðardóttir
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Verständlicherweise. Die Leute drängte es nicht an Orte, wo sogar die Topfpflanzen vom Unglück der Eheleute zeugten.
    Rósa seufzte. Sie hatte keine enge Freundin, die sie um Rat hätte fragen können, falls es überhaupt einen Rat gab. Bergur war unglücklich, weil er mit ihr zusammenlebte und sie nicht liebte. Und sie war unglücklich, weil sie mit ihm zusammenlebte und ihn liebte, ohne dass ihre Liebe erwidert wurde. Sie wusste nicht, wann er aufgehört hatte, sie zu lieben, falls es jemals Liebe gewesen war, aber sie wusste noch genau, wann sie angefangen hatte, ihn zu lieben. An dem Tag, als sie sich zum ersten Mal begegnet waren. Sie konnte sich auch daran erinnern, wie gut er ausgesehen hatte und wie anders als die anderen jungen Männer er gewesen war, mit denen sie bis dahin zu tun gehabt hatte. Er kam aus den Westfjorden, um im Frühjahr auf dem Hof mitzuhelfen, und hatte sie sofort betört. Seite an Seite hatten sie gearbeitet, blutverschmiert bis zu den Ellbogen beim Lammen, und ihre Schwärmerei verstärkte sich noch, als ihr im Laufe ihrer Gespräche allmählich klar wurde, wie belesen er war und wie gut er sich mit allen möglichen Themen auskannte. Außerdem war seine Ausdrucksweise viel kultivierter als allgemein üblich, und das bis zum heutigen Tag. Es verlieh ihm etwas Weltmännisches, selbst wenn er das Land noch nie verlassen hatte. Damals, und im Grunde noch heute, fühlte sie sich neben ihm wie ein Bauerntrampel. Sie hatte immer gewusst, dass sie ihm nicht ebenbürtig war. Eines Tages würde er sie verlassen. Der Gedanke hatte sie mit Schwermut und Trauer erfüllt, und dies wiederum erstickte ihre Ehe.
    Puh. Sie schüttelte sich. Verdammte Feigheit und Selbstmitleid. Kaffeeduft stieg ihr in die Nase und munterte sie ein wenig auf. Vielleicht lag das Glück in der Zukunft. Sie holte den frisch gebackenen Sandkuchen und ein Messer, um ihn zu schneiden. Bergur musste bald zurück sein, und sie wollte alles fertig haben, wenn er müde von der abendlichen Plackerei ins Haus kam. Er reparierte das undichte Scheunendach, und sie wusste, dass ihn diese Arbeit langweilte und plagte. Er war handwerklich nicht sehr begabt, aber das war ihr egal. Es war nicht seine Geschicklichkeit, die sie faszinierte.
    Sie hatte die letzte tiefgefrorene Blutwurst von der Herbstschlachtung gekocht, mit Kartoffeln. Im Nachhinein betrachtet war das keine besonders aufregende Mahlzeit, weshalb sie sich überlegt hatte, etwas Farbe in den Alltag zu bringen, indem sie ihrem Mann einen Sandkuchen zum Abendkaffee servierte. Sie schaute in den Topf und sah, dass er kurz vorm Überkochen war. Auf einmal rann ihr eine Träne über die Wange. Diese verfluchte Schlampe. Sie wischte die Träne weg, zog die Nase hoch und richtete das Messer aus. Verfluchte Schlampe. Er war vergeben, konnte sie das nicht akzeptieren? Der Topfdeckel klapperte, und Rósa zuckte zusammen. Plötzlich lächelte sie still vor sich hin, hob den Deckel und reduzierte die Temperatur der Herdplatte. Verfluchte tote Schlampe. Tote, tote, tote Schlampe. Rósa führte das Messer zufrieden über den Kuchen. Tot und bald unter der Erde. Sie hatte noch nie gehört, dass jemand wegen einer toten Schlampe seine Ehefrau verließ.
     
    Matthias war durstig und überlegte, ob ihn der Durst oder ein Geräusch von draußen geweckt hatte. Als ihm klar wurde, dass durch das geöffnete Fenster nichts anderes drang als Stille, lächelte er über diesen Unsinn. Er gähnte und stand vorsichtig auf, wobei er darauf achtgab, Dóra nicht zu wecken. Dies gestaltete sich recht schwierig, da es ihr auf wundersame Weise gelungen war, sich so breit zu machen, dass es ihm schwerfiel, sie beim Aufstehen nicht anzustoßen. Matthias ging ins Badezimmer, drehte den Wasserhahn auf und nahm ein Glas. Als er es unter den Wasserstrahl hielt, hörte er ein merkwürdiges Geräusch. Sofort drehte er den Hahn zu und lauschte. Es war ein herzzerreißendes Kinderweinen. Matthias verließ misstrauisch das Bad und versuchte, herauszufinden, woher das Geräusch kam. Plötzlich hörte es auf. Verwundert hob er die Brauen. Vielleicht waren Gäste mit einem Baby im Hotel, das nicht schlafen wollte. So musste es sein. Er ging zum Fenster, um es etwas mehr zu schließen. Dóra wollte es weit offen stehen haben, aber inzwischen war es ziemlich kalt im Zimmer geworden. Er war es nicht gewohnt, bei solcher Kälte zu schlafen.
    Als er die Fensterbefestigung verstellte, begann das Weinen erneut. Es kam zweifellos

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