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Das gefrorene Licht. Island-Krimi

Das gefrorene Licht. Island-Krimi

Titel: Das gefrorene Licht. Island-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurðardóttir
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entdeckte. Mehr gab es auf der Empore nicht. »Das ist ja sehr spartanisch hier«, sagte Dóra enttäuscht. »Ich hatte etwas Spektakuläreres erwartet.«
    »Was denn?«, fragte Matthias. »Hier gibt’s wohl kaum etwas, das mit dem Mord zusammenhängt. Birna hat sich nur als Architektin für die Kirche interessiert.«
    Dóra machte ein skeptisches Gesicht. »Es muss doch eine Abstellkammer oder so was geben. Die Pfarrer können doch nicht immer alles mitschleppen, wenn sie zur Messe kommen.«
    Matthias zuckte die Achseln. »Unten beim Altar lag eine Bibel. Die reicht ihnen vielleicht. Und Kerzenständer.«
    »Und die Kirchenbücher? Ist nicht jede Kirche verpflichtet, ein Kirchenbuch zu führen?« Dóra trat wieder ans Geländer und musterte die Kirche genauer. Vielleicht war irgendwo ein praktischer Einbauschrank oder eine Kiste. Aber sie sah nichts dergleichen. »Es muss doch verzeichnet werden, was hier vor sich geht.«
    Matthias schaute Dóra verständnislos an. »Was meinst du?«
    »Hochzeiten, Taufen, Firmungen. Das wird alles in Kirchenbücher eingetragen.« Dóra ging zu der Wand im hinteren Teil der Empore nahe der Treppe in der Hoffnung, eine Tür zu finden. »Ich wusste es!«, rief sie aufgeregt, als ihr Blick auf eine viereckige Luke in der Decke fiel, direkt über der Wandmitte. »Da ist was!«
    Matthias trat zu ihr und schaute nach oben. Die Decke war so niedrig, dass er die Tür problemlos öffnen konnte. Sie schauten beide in die schwarze Öffnung. »Sieht aus wie Stufen«, sagte er. »Man muss hier doch Licht machen können.«
    Dóra drückte auf einen altmodischen Schalter beim Aufstieg. Daraufhin gingen einige Lampen an. »Besser so?«
    »Jein«, antwortete Matthias. »Besser, weil ich jetzt was sehen kann, und schlechter, weil ich sehe, dass da nichts ist.«
    »Nichts? Keine Bücher?«, fragte Dóra enttäuscht und versuchte, sich auf die Zehenspitzen zu stellen und hineinzuschauen.
    »Nein«, antwortete Matthias. »Scheint nur ein Aufgang zum Kirchturm zu sein. Ich bezweifle, dass da Bücher aufbewahrt werden.« Er griff mit beiden Händen in die Seiten der Öffnung und stemmte sich hoch. »Nein. Eindeutig. Hier ist nichts.« Er ließ sich wieder auf den Boden fallen und schlug sich den Staub von den Händen. »Vielleicht weiß Vigdís, wo die Kirchenbücher aufbewahrt werden. Immerhin hat sie den Schlüssel, und vielleicht hat ja schon mal jemand danach gefragt.«
    »Ich sehe mir den Altar näher an«, sagte Dóra, »die müssen hier irgendwo sein.« Sie ging vor Matthias her zu dem leidenden Jesus. Auf den ersten Blick schien es lediglich eine Bibel, zwei große, prächtige Kerzenständer und eine hübsch bestickte purpurfarbene Decke zu geben, die auf der Anrichte an der Wand unter der Altartafel lag. Dóra hob die Decke an und sah, dass die Anrichte Fächer hatte. »Guck mal, Matthias!« Sie beugte sich hinunter, packte mit jeder Hand einen eingefassten Griff, und die Türen öffneten sich mit einem leisen Knarren. Dóra drehte sich triumphierend um. Sie nahm drei große, in Leder gebundene Bücher heraus. Das oberste sah recht neu aus, und als Dóra es öffnete, konnte sie am Datum erkennen, dass es unnötig war, Zeit daran zu verschwenden. Die älteste Jahreszahl auf der letzten Seite war 1996 . Dóra öffnete das nächste Buch und blätterte bis zu einem Datum im Jahr 1940 . »Ich könnte mir vorstellen, dass Kristín während des Krieges gelebt hat«, sagte sie zu Matthias. »Die Fotos von den Filmstars, die ich auf dem Dachboden gefunden habe, waren aus dieser Zeit.« Sie blätterte alle Seiten aus der fraglichen Zeit durch, fand aber nichts. Geburten, Taufen, Hochzeiten und Beerdigungen, aber nirgendwo eine Kristín. Eine merkwürdige Lücke gab es 1941 : Die Seite endete mit dem Namen einer Braut, und auf der gegenüberliegenden Seite war ein Eintrag über eine Beerdigung. Dóra runzelte die Stirn. »Das ist merkwürdig«, sagte sie und öffnete das Buch in der Mitte so weit wie möglich. Sie reichte es Matthias. »Sieh mal, hier ist eine Seite rausgerissen worden. Vielleicht auch zwei.«
    Matthias betrachtete das Buch und nickte. »Eindeutig. Wer sollte so was machen? Jemand, der seine eigene Hochzeit vertuschen will?«
    »Oder jemand, der eine Kindstaufe unkenntlich machen wollte«, sagte Dóra. »Wenn man damals ein Kind aus dem Kirchenbuch gelöscht hat, dann hat man es mehr oder weniger aus der Geschichte getilgt. Ich weiß nicht, ob es damals schon ein Volksverzeichnis gab oder

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