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Das gefrorene Licht. Island-Krimi

Das gefrorene Licht. Island-Krimi

Titel: Das gefrorene Licht. Island-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurðardóttir
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leer ist.«
    Dóra blickte sich um. »Hier ist er bestimmt nicht begraben, wenn er schon nicht auf diesem Grabstein verzeichnet ist.« Sie gingen weiter und untersuchten den Rest des Friedhofs, fanden aber weder Grímurs noch Kristíns Grab. »Vielleicht ist diese Kristín am Ende doch nur eine Katze«, sagte Dóra ernüchtert, als sie den Friedhof durch das quietschende Tor verließen.
    »Und was ist mit der fehlenden Seite im Kirchenbuch? Ich glaube, es wäre am vernünftigsten, sich mal mit den Geschwistern, die Jónas das Land verkauft haben, zu treffen«, schlug Matthias vor. »Du kannst ja diesen Gespensterunfug als Vorwand benutzen und ihnen etwas über die Geschichte des Orts aus der Nase ziehen, über Grímur und Kristín und so weiter.«
    Dóra nickte nachdenklich. Keine schlechte Idee.
    Elín þórðardóttir legte auf, ohne die Hand vom Hörer zu nehmen. Sie atmete scharf aus und hob den Hörer erneut ans Ohr. Mit flinken Fingern wählte sie eine Nummer und wartete ungeduldig, dass abgenommen wurde. »Börkur«, sagte sie hastig. »Wie sieht’s aus?«
    »Ich weiß nicht, Elín. Schlecht.« Börkur war wie üblich mürrisch, wenn seine Schwester anrief. »Bei uns zu Hause gibt’s ein kleines Problem.«
    »Was denn?«, fragte Elín neugierig. Es musste mit Svava, Börkurs Frau, zu tun haben, die eine wandelnde Krise war und sich ständig über irgendetwas aufregte, das eigentlich nicht der Rede wert war.
    »Nichts, was ich mit dir besprechen möchte«, antwortete Börkur noch mürrischer als zuvor. »Was willst du?«
    Elín ließ sich von seinem abweisenden Tonfall nicht abschrecken; sie war einiges gewöhnt. Im Grunde freute sie sich darauf, im Leben ihres Bruders ein wenig Unruhe zu stiften. Sie war immer dagegen gewesen, das Grundstück zu verkaufen, musste aber am Ende nachgeben. Leider hatte sich ihre Mutter der Sache nicht entgegengestellt; sie war die alleinige Besitzerin, auch wenn das Geld letztendlich an die Geschwister ging. Börkur war es gelungen, sie zu überreden. Aber jetzt konnte Elín sich an ihrem dreisten Bruder rächen. »Dóra, die Rechtsanwältin von diesem Jónas, der Kirkjustétt und Kreppa gekauft hat, hat gerade angerufen.« Sie genoss es, einen Moment zu schweigen und sich von ihm bitten zu lassen, fortzufahren.
    »Und?«, fragte Börkur irritiert, aber hellhörig. »Was wollte sie?«
    »Das Boot ist leckgeschlagen, mein Lieber«, sagte Elín und grinste in sich hinein. »Sie will uns treffen, wegen eines verdeckten Mangels, den Jónas gefunden hat.«
    Sind die denn völlig bekloppt? Was zum Teufel soll daran mangelhaft sein, Bodenverschmutzung oder was?«
    Elín ließ ihn eine Weile toben und griff dann ein: »Wir haben nicht über Details gesprochen. Sie will uns treffen. In Snæfellsnes, wenn möglich.«
    »In Snæfellsnes? Als ob man nichts Besseres zu tun hätte, als nach Snæfellsnes zu kutschieren!« Börkur schrie fast. »Ich bin im Stress! Total im Stress!«
    »Ach, wie schade«, sagte Elín mit geheucheltem Mitleid. »Soll ich allein fahren?«
    Börkur schwieg einen Moment und antwortete dann: »Nein. Ich komme mit. Wann will sie uns treffen?«
    »Morgen«, antwortete Elín. »Wär's dann nicht am einfachsten, wenn wir heute Abend hochfahren? Dann haben wir morgen nicht mehr die Fahrerei vor uns.«
    »Ich schaue mal, was sich machen lässt. Ruf mich später nochmal an. Vielleicht klappt es, wenn ich eine bestimmte Sache vor heute Abend in Ordnung bringen kann.«
    »Börkur«, sagte Elín. »Noch was. Ich bin mir ziemlich sicher, dass dieser sogenannte verdeckte Mangel etwas Ungewöhnliches ist. Die Anwältin war total komisch am Telefon.«
    »Wie denn?«, fragte Börkur.
    »Einfach komisch«, antwortete Elín. »Da ist was im Busch, das spüre ich.«
    »Glaubst du, es hat mit der Leiche zu tun, die aus den Nachrichten?«, fragte Börkur auf einmal mit dünner Stimme.
    »Nein, daran habe ich jetzt nicht gedacht«, sagte Elín verwundert. Der veränderte Ton in der Stimme ihres Bruders sah ihm überhaupt nicht ähnlich.
    Wenn sie nicht alles täuschte, war die Frauenleiche kurz vorm Wochenende gefunden worden. Elín runzelte die Stirn. Genau zu dem Zeitpunkt, als Börkur ganz plötzlich wegen irgendeines Blödsinns nach Snæfellsnes gefahren war. Merkwürdig.

16 . KAPITEL
    »Hier muss es sein.« Dóra ließ ihren Blick über den Strand schweifen. »Das bringt uns auch nicht wirklich weiter.« Die Steine unter ihren Füßen glitzerten, es war Ebbe, und die runden Kiesel

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