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Das gefrorene Licht. Island-Krimi

Das gefrorene Licht. Island-Krimi

Titel: Das gefrorene Licht. Island-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurðardóttir
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den beide fast gleichzeitig annahmen, waren sie sich wie aus dem Gesicht geschnitten. »Die einzige höfliche Antwort auf diese zweideutige Frage lautet nein – wir haben nichts mit diesen Morden zu tun. Am besten gehst du jetzt«, sagte Elín abweisend. »Geister, Inzest, Nazis und Mord. Ich lasse mir dieses Gewäsch nicht länger bieten!«
     
    Matthias stand draußen und wartete. Er hatte sich an einen Laternenpfahl gelehnt und streckte sich, als Dóra in der Haustür erschien. Im selben Moment, als sie den Treppenabsatz betrat, fiel die Tür knallend ins Schloss, was ein Lächeln auf Matthias’ Gesicht zauberte. »Hast du nach dem entstellten Jungen gefragt?«, sagte er, während er ihr entgegenlief.
    »Nein«, antwortete Dóra enttäuscht. »So weit bin ich leider nicht gekommen.«
    »Macht nichts.« Matthias grinste noch breiter. »Komm mit. Ich muss dir was zeigen.«

22 . KAPITEL
    »Was soll denn da sein?«, fragte Dóra und löste ihren Blick von dem kleinen Schaufenster. Sie verstand Matthias’ aufrichtige Freude über den Plunder in den verstaubten, weißen Holzregalen überhaupt nicht. »Lauter alte Tassen, na und?«
    »Guck doch mal genauer«, sagte er enttäuscht und zeigte auf einen kleinen Gegenstand zwischen einem ausgestopften Schneehuhn und einer verblichenen Rose.
    Dóra spähte durch die Fensterscheibe und sah ein silbernes Amulett mit einem Helm und zwei Schwertern. Da das Amulett in dem Regal lag, konnte Dóra es nur erkennen, wenn sie sich auf die Zehenspitzen stellte. »Was ist das?«
    »Ein deutscher Orden aus dem Zweiten Weltkrieg«, sagte Matthias selbstzufrieden.
    »Und?«, entgegnete Dóra. »Möchtest du ihn kaufen?«
    Matthias lachte. »Lieber nicht«, sagte er und zeigte auf die Ladentür. »Aber ich habe eben den Kaufmann gesehen. Er scheint noch älter zu sein als der ganze Kram, den er anbietet. Ich dachte, wir könnten reingehen und ihn über Nazis in Snæfellsnes befragen. Er weiß bestimmt eine ganze Menge.«
    »Aha«, sagte Dóra. »Jetzt verstehe ich.«
    Als sie das Geschäft betraten, schellte die Glocke an der Tür lautstark. Dóra fand sie ziemlich überflüssig, denn der Laden war so klein, dass es gar nicht zu übersehen war, wenn jemand eintrat. Auf jedem freien Fleck stand Krempel herum, wodurch der Laden noch kleiner wirkte. Die übervollen Regale an den Wänden reichten fast bis zur Decke. An einem lehnte eine Leiter. Die Gegenstände waren verstaubt, was nicht gerade auf gute Geschäfte schließen ließ. Ganz hinten im Laden stand ein weißhaariger Mann hinter einem abgegriffenen Tisch mit einer altmodischen Kasse, die gewiss nicht die strengen Auflagen der Steuerbehörden erfüllte. Nachdem sie sich umgeschaut hatten, schlängelten sie sich an allerlei alten Kleinmöbeln vorbei, die dicht beisammen auf der winzigen Bodenfläche des Ladens standen, zum Verkaufstresen.
    »Guten Tag«, sagte Dóra lächelnd, als sie endlich beim Tresen angelangt waren, ohne etwas kaputt gemacht zu haben.
    »Tag«, antwortete der Mann ruhig, ohne zu lächeln. »Was kann ich für euch tun?«
    »Mein Freund aus Deutschland hat die Brosche im Fenster gesehen«, sagte Dóra. »Könnten wir uns die mal näher anschauen?«
    Der alte Mann nickte und quetschte sich an dem Gerümpel vorbei zum Schaufenster. »Ja, die habe ich schon lange, kann ich euch sagen«, erklärte er, während er sich nach dem Gegenstand reckte. »Es ist allerdings ein Orden, keine Brosche.« Er kam mit dem Silberamulett zurück und legte es auf den Tresen. »Ein Orden für die Verwundeten.«
    »Oh«, sagte Dóra und nahm den Gegenstand in die Hand. Der Orden war, wie sie vermutet hatte, mit einem Helm und zwei Schwertern verziert, aber erst jetzt sah sie das Hakenkreuz auf dem Helm. Lorbeer umkränzte den Orden. »Ist er im Krieg verletzten Soldaten verliehen worden? Dann gibt es doch bestimmt viele davon, oder?«
    Der alte Mann machte ein verdrossenes Gesicht, und Dóra bereute ihre letzte Frage. Er glaubte bestimmt, sie wolle ihn runterhandeln. Er nahm ihr den Orden ab. »Es wurden sogar ziemlich viele verliehen. Als der Krieg seinen Höhepunkt erreicht hatte, wurden nämlich auch bei Luftangriffen verletzte Zivilisten damit ausgezeichnet. Dieser hier ist deshalb interessant, weil er aus Silber ist. Es gab drei verschiedene Orden, je nachdem, wie schwer die Verletzungen waren. Einfach, Silber und Gold. Der einfache Orden wurde meist an der Front verwundeten Soldaten verliehen. Er war am weitesten

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