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Das Gegenkreuz

Das Gegenkreuz

Titel: Das Gegenkreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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er auf die Lehnen legte, und es sah für einen Moment so aus, als wollte er sich von seinem Sitzplatz erheben.
    »Woher kennst du ihn?«
    »Das werde ich dir noch erklären. Hat er nun zu euch gehört oder nicht?«
    »Ja, hat er. Er war immer auf der Suche. Er hat zu uns gefunden, doch er war noch zu sehr mit seinem alten Leben verbunden. Deshalb konnte er es nicht aufgeben. Er hat sich gegen die Engel gestellt, denn er wollte nicht nur mächtiger sein als sie, er wollte auch die Macht. Darauf hat er hingearbeitet.«
    »Hat er sie bekommen?«
    Der Mann gab einen Laut von sich, der sich anhörte wie ein sehnsuchtsvolles Seufzen.
    »Er hat es geschafft, alle zu täuschen. Die Engel und auch uns, und dann hat er den Engeln etwas Wertvolles gestohlen, was sie nie vergessen haben.«
    »Ein Kreuz!«
    Schweigen. Danach das Nicken, aber keine Antwort.
    »Wann ist das gewesen?«
    »Schon vor längerer Zeit. Er hat unseren Orden verlassen. Er wollte diese Existenz nicht mehr führen. Sein altes Leben war ihm wichtiger geworden. Dabei hat er vergessen, in welch große Geheimnisse wir eingeweiht sind. Das alles ist aus seinem Sinn und seiner Gedankenwelt entflohen. Das erste Leben war für ihn wichtiger, und er hat es geschafft, an das Heiligtum der Engel zu gelangen...«
    Ich musste lachen, ob ich wollte oder nicht. »Ein Heiligtum?«, höhnte ich. »War das Kreuz tatsächlich ein Heiligtum?«
    »Für sie schon.«
    »Warum war es das?«
    »Dieses Kreuz ist für die andere Seite ein Zeichen des Sieges. Auch sie wollten so ein Kreuz, denn obwohl man sie als Verlorene und Ausgestoßene ansehen kann, sollte das Kreuz auch ihnen den Sieg bringen. Ja, auch sie wollten das Kreuz, und sie haben es bekommen. Ein Kreuz, wie es auch der Sohn des Lichts besitzt. Damit wollten sie ihre Zeichen setzen.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Du weißt, dass ich der Sohn des Lichts bin. Und ich besitze das Kreuz. Das einzig wahre und echte. Es kann kein zweites geben, kein Gegenkreuz, denn das kann ich beim besten Willen nicht zu lassen.«
    »Trotzdem gibt es dieses Gegenkreuz.«
    »Ja, das gebe ich zu. Orry Voss hat es an sich genommen, als er wieder zurück in sein altes Leben kehrte. Aber er wurde von zwei Killern umgebracht, die seinen Tod auch nur kurze Zeit überlebten. In ihrem Besitz hat sich für die Dauer dieser Zeitspanne auch das Kreuz befunden, das ihnen vor ihrem Tod wieder abgenommen wurde. Und da denke ich, dass es ein verlorener oder toter Engel getan hat.«
    Der alte Mann hatte mir zugehört. »Du irrst dich, John Sinclair, die Engel sind nicht tot.«
    »Bitte...?« Ich wusste nicht, was ich darauf antworten sollte. »Sie selbst haben sich so bezeichnet.«
    »Tot ist bei ihnen nicht verstorben. Sie wurden ausgestoßen. Sie sollten hinein in die Hölle, in die ewige Finsternis. Sie haben sich falsch verhalten. Deshalb wurden sie ausgestoßen. Aber sie haben sich neu eingerichtet und auch nichts vergessen, das kann ich dir schwören, denn ich habe es erlebt.«
    Ich glaubte ihm, denn Engel, so unterschiedlich sie auch waren, konnte man nicht mit den Menschen vergleichen, und das galt auch für Begriffe wie tot oder lebendig .
    »Dann sind sie also verstoßen. Aber ich denke, dass sie sich hier aufhalten.«
    »Jeder von uns besitzt einen. Wir sollen ihn als Schutzgeist ansehen, was wir auch tun.«
    Ich schwieg einen Moment, dann sagte ich: »Als ich auf diese Insel kam, war sie leer. Plötzlich aber entstand dieses Kloster mit seinen vier Türmen, als hätte man es in Sekunden gebaut. Wie soll ich das begreifen?«
    Länger schaute mich der alte Mann an. »Man kann es nicht begreifen«, sagte er dann. »Das ist nicht möglich, denn es ist ein Wandern zwischen den Welten.«
    »Ich verstehe. Ihr seid mal in der normalen Welt und dann wieder in einer anderen.«
    »Ja.«
    »Welche ist das?«
    »Es gibt keinen Unterschied«, flüsterte er. »Es ist fast alles so wie gehabt, aber trotzdem anders, denn diese Welt gehört jenem, den es schon von Beginn der Zeiten an gab...«
    Mir rann ein Schauer über den Rücken, und ich traute mich kaum, den Namen auszusprechen.
    »Luzifer?«, fragte ich trotzdem.
    »Ja, der, der über allem hier schwebt. Der seine Niederlage nie überwunden hat und auch nicht aufgab. Er schickt seine Rache wie Nadelstiche in die Welt der Menschen. Er ist der große Täuscher und Blender, und er hat auch die verstoßenen Engel aufgenommen und ihnen wieder Macht verliehen. Nicht immer, aber zu bestimmten Zeiten, so wie

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